Von Christin Schmidt
Wer in den letzten beiden Tagen auf der Kirchturmuhr der Nikolaikirche nachsehen wollte, wie spät es ist, der wird festgestellt haben, dass da etwas fehlt. Ganz oben unter dem Dach des Kirchturms hat sich am Donnerstagvormittag etwas getan. Um herauszufinden, worum es geht, musste man unzählige Stufen hinauf in die Höhe steigen, musste aufpassen, wo man hintritt. Doch dann, endlich, war die Baustelle erreicht. Die Arbeiter, die die lange Treppe herauf und herunter steigen müssen, sind nicht zu beneiden. Aber sie sind wichtig, denn die Kirchturmuhr hat es nötig. Sie muss dringend repariert werden. Genauer gesagt geht es um das Zeigergetriebe, das Uhrwerk und das Übertragungsgestänge. Diese Arbeiten übernimmt nun die Firma „Glocken und Turmuhren“ von Christian Beck aus Kölleda in Thüringen.

Die Löbauer Kirchturmuhr ist ganz einfach in die Jahre gekommen. Jede noch so gut gebaute Uhr leidet unter Abnutzungen, und deswegen werden neben dem Innenleben der Uhr auch das Ziffernblatt und die Zeiger restauriert. Diese verblassen mit der Zeit, und brauchen frische Farbe.
Das Uhrwerk und die vier Zeiger werden in der Firmenwerkstatt in Kölleda vom Staub, Schmutz und verharztem Öl gesäubert, auf Verschleiß geprüft, restauriert und repariert. Für das Herstellen von Ziffernblättern werden in der Werkstatt fast ausschließlich Kupferblech, Edelstahl und Aluminium verwendet. Lackiert wird mit hochwertigen Industrielacken. Da für den Betrachter einer Turmuhr nur die Ziffernblätter sichtbar sind, legt die Firma besonderen Wert auf deren Gestaltung.
„Am Aussehen der Zeiger wird sich nichts ändern“, verspricht Uhrmachermeister Christian Beck. Das Ziffernblatt wird zwar ähnlich aussehen wie bislang, künftig wird es seinen Namen aber wieder mit etwas mehr Berechtigung tragen können: Es werden darauf nämlich wieder Ziffern zu sehen sein.
Das Uhrwerk wird zwar weiterhin elektrisch betrieben, aber mechanisch bleiben. Es ist keine Funksteuerung geplant, die zum Beispiel spezielle Einstellungen für Feiertage oder eine Nachtabschaltung bietet. „Das war der Gemeinde wichtig, sonst wäre das Leben aus dem Kirchturm raus“, erklärt Beck weiter. Pfarrer Friedrich Krohn bestätigt diese Entscheidung.
Finanziert wird das ganze allein von der Kirchgemeinde. Die fast 20 000 Euro, die die Sanierung kosten wird, sind vor allem über Spenden zusammengekommen. Dabei hatte die Kirchgemeinde Glück: Während üblicherweise in den Sommermonaten sechs bis siebentausend Menschen sich die Nikolaikirche ansehen, waren es im Landesgartenschau-Jahr rund 20 000 Besucher, und viele gaben etwas für die Uhr. Die Gemeinde füllte den Spendentopf aus der Rücklage auf und konnte die Reparatur in Auftrag geben.
Nun müssen die Löbauer einige Wochen auf die Kirchturmzeit verzichten. Bis Pfingsten soll die Uhr aber fertig und wieder eingebaut sein. Trotz Verzicht auf das Funkwerk erwartet Pfarrer Krohn, dass die Uhr genauer gehen wird, als dies bislang der Fall war. Und die Uhr wird sich auch wieder bemerkbar machen: Die alte Stundenglocke samt Schlagwerk wird auch wieder in Gang gesetzt, und ab Pfingsten wird vom Kirchturm wieder der Stundenschlag zu hören sein. (mit SZ/gw)
Die Autorin ist Schülerpraktikantin bei der SZ.