Von Jens Fritzsche
Bautzen. Nein, ein Hundehasser ist Steffen Gröber nun wirklich nicht. Auch, wenn er selbst keinen Hund hat. Trotzdem, er hat ein Problem mit Hunden; oder vielmehr mit der Unvernunft so mancher Hundehalter. Steffen Gröber ist als Chef des „Landwirtschaftlichen Unternehmens“ in Großerkmannsdorf zwischen Radeberg und der B6 ja nicht nur „Chef“ von über tausend Milchkühen und Jungvieh, sondern muss auch stets mehr als nur ein sprichwörtliches Auge auf die Felder des Unternehmens haben. Denn hier wächst das Futter für seine Tiere. Und genau da kommen nun die Hunde ins Spiel. Oder eben deren Halter. Denn längst ist es für viele zur liebgewonnenen Gewohnheit geworden, die ausgiebige „Gassirunde“ mit dem vierbeinigen Liebling auf die Felder außerhalb der Orte zu verlegen. „Und das ist gefährlich“, macht Steffen Gröber klar. Gefährlich für die Kühe und letztlich auch die Menschen, die anschließend die Milch trinken oder das Rindfleisch essen. „Denn der Hundekot, der nun immer häufiger auf den Feldern landet, ist voller gefährlicher Keime!“ Bandwürmer oder Salmonellen, sind dabei nur einige …
Auch das Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt des Landkreises Bautzen weiß längst um das Thema Hundekot auf landwirtschaftlichen Flächen, sagt Kreissprecher Gernot Schweitzer. Und das Amt weiß auch um die daraus resultierenden Konflikte zwischen Landwirten und Hundehaltern. „Hundekot stellt aus unserer Sicht aber zunächst ein hygienisches Problem dar, wenn Erntegut damit massiv verunreinigt wird oder Tiere kontaminiertes Futter fressen“, so der Amtssprecher.
Für Landwirt Steffen Gröber ist es aber nicht nur die Hygiene, macht er klar – und verweist auf Studien, die einen Zusammenhang zwischen Hundekot und Fehlgeburten bei Rindern belegen. Neospora Caninum ist der dafür verantwortliche Erreger. Das Ganze hat also durchaus auch wirtschaftliche Auswirkungen für Milchproduzenten, wie das Großerkmannsdorfer Unternehmen, das seine Milch ans nahe gelegene Werk von Müllermilch in Leppersdorf liefert. Diese Sorgen sind auch im Veterinäramt nicht unbekannt. „Infizierte Hunde können mit dem Kot Parasiteneier ausscheiden und es besteht die Gefahr, dass infizierte Kälber zur Welt kommen“, so Gernot Schweitzer. Das Risiko der Fehlgeburten sei aber laut einer vom Friedrich-Löffler-Institut durchgeführten Risikobewertung relativ gering, verweist der Kreissprecher ebenfalls auf eine Studie. Die offenbar zu anderen Ergebnissen kommt …
Ganz so harmlos sieht aber auch Tobias Kockert das Thema nicht. Der Wittichenauer ist im Vorstand des Landesbauernverbandes aktiv und Chef der Krabat-Milchwelt in Wittichenau; hat also auch mit Milch und Milchkühen zu tun. „Wenn der Hundekot auf den Feldern überhand- nimmt, ist er ein echtes Problem“, sagt er. Weiß aber auch, dass das im ländlichen Raum noch nicht ganz so dramatisch ist. „Hier hält man Hunde ja noch als Wachhund“, findet er. Aber generell sei die Tendenz schwierig, „dass die Leute zunehmend Tiere nicht als Nutztiere, sondern als Kind-Ersatz oder zur Belustigung halten“, sagt er kopfschüttelnd. Ob die Haltung dabei artgerecht ist, sei in vielen Fällen zudem fraglich, ist Tobias Kockert überzeugt.
Regelrechter Hundetourismus
Besonders in der Nähe der Städte haben Steffen Gröber – wie auch die Jagdpächter der angrenzenden Reviere – mittlerweile einen regelrechten Hundetourismus ausgemacht. Die Mehrheit der Hundebesitzer auf den Feldern reisen quasi an, nehmen sogar längere Anfahrtswege in Kauf. „Es kommen Transporter mit der Aufschrift von Hundeschulen oder gewerblichen Hunde-Ausführdiensten, die große Gruppen von Hunden auf die Felder und in die angrenzenden Wälder lassen“, beschreibt Robert Rübsahm, Jagdpächter im Arnsdorfer Ortsteil Kleinwolmsdorf, dessen Bereich bis an die B6 nahe des Fischbacher Kreisels reicht. Auch hier gilt, sagt er, „wer seine Hunde auf den Wegen laufen lässt, ist gern gesehen, aber daran halten sich leider immer weniger Hundebesitzer“. Das Wild werde aufgescheucht, es entsteht eine für das Wild ungesunde Unruhe in den Wäldern und es flieht in großen Gruppen dann wiederum in den Schutz der nahen Felder - „wo anschließend massive Wildschäden zu beklagen sind, für die wir als Jagdpächter aufkommen müssen“, schildert Robert Rübsahms Großerkmannsdorfer Jagdpächter-Kollege Frank Müller den Kreis, der sich damit also letztlich ebenfalls auf den Feldern der Landwirte schließt. Wobei Frank Müller auch in den Wäldern das Hundekotproblem sieht: „Hier nehmen ja dann auch die Wildtiere, wie der Fuchs, die gefährlichen Erreger auf - und verteilen sie dann wiederum; auch auf Feldern und in Gärten!“ Auf den Feldern, wie auch in den angrenzenden Wäldern gilt, „die Masse macht’s“, so Robert Rübsahm.
Ausweg? Eigentlich ein ganz einfacher, ist jedenfalls Landwirt Steffen Gröber überzeugt. „Es müsste einfach nur das gelten, was auch in den Städten gilt: Die Hundebesitzer müssen den Kot wegräumen“, sagt er. Und deshalb wollen die Landwirte, wie auch die Jagdpächter die Leute aufklären. „Wir haben Hinweisschilder angefertigt und stellen die nun auf!“ Und auch Flyer werden verteilt.