Von Carmen Schumann
Auf in die Burg“, ist der Titel der Ausstellung des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters, die gegenwärtig im Bautzener Kornmarkt-Center zu sehen ist. Dieses Motto verkörpert treffend die Aufbruchstimmung, in der sich die Theaterleute gegenwärtig befinden, und die sich einfach auch auf die Zuschauer übertragen soll. Deshalb wird in der kommenden Woche ein umfangreiches Rahmenprogramm das Publikum auf all die Dinge einstimmen, die die Besucher ab September im neuen Kinder- und Jugendtheater auf der Ortenburg erwarten.
Eine fast einstündige Kostprobe bekamen die Besucher der Ausstellungseröffnung am Mittwochabend serviert. Zu Beginn der Veranstaltung betonte Intendant Lutz Hillmann ausdrücklich: „Wir wollen heute nicht über die Schattenseiten reden!“ Vielmehr unterstrich er die Leistungen seiner Mitarbeiter und speziell die seiner nur sechs Puppenspieler (in der vorigen Spielzeit waren es sogar nur fünf). „Das Puppentheater spielt pro Saison 200 bis 220 Vorstellungen und erreicht damit 35 000 Zuschauer“, rechnete er vor. Damit sei die Bautzener Puppenbühne wahrscheinlich die erfolgreichste in ganz Deutschland.
Dass Puppentheater entgegen landläufigen Vorstellungen durchaus auch etwas für Erwachsene ist, bewiesen Annekatrin Kunze und Andreas Larraß an diesem Abend eindrucksvoll. Mit lebensgroßen Puppen spielten sie in Anlehnung an Loriot einen auf Bautzen zugeschnittenen Sketch, der unterstrich, dass Männer und Frauen einfach nicht zusammenpassen.
Feldmaus und Maulwurf aus dem Kinderstück „Däumelinchen“ bekamen einen ganz neuen Dialog in den Mund gelegt, der deutliche Seitenhiebe auf die SZ enthielt, speziell auf einen Mitarbeiter, der, so wörtlich: „...nur oft genug wiederholt, was die Leute glooben sollen.“
Intendant Lutz Hillmann wies nochmals darauf hin, dass ja auch das Premieren-Stück auf der Burg, Jewgenij Schwarz‘ „Drache“, Puppentheater für Erwachsene ist. Am 13. September wird mit diesem Stück der Theaterneubau eingeweiht. Dass es gelungen ist, einen solchen auf die Beine zu stellen, bezeichnete Hillmann als ein „Novum in unserer Kulturlandschaft.“
Indem der Intendant nochmals auf das Schicksal des Rietschelgiebels einging: 1868 dem Brand der Semperoper in Dresden, 100 Jahre später dem Bautzener Theaterabriss zum Opfer gefallen, äußerte er die Hoffnung, dass mit dem Anbringen der Figurengruppe im Neubau nun ihre Odyssee ein Ende hat. „Bis zum 29. März sind die Figuren in der Burg“, kündigte er an.
Viel Beifall bekamen auch die Mimen vom Schauspiel, die einen Karl-Valentin-Sketch und Auszüge aus dem Balladenprogramm vorstellten, welches besonders beim jungen Publikum ankommt.