Langer Weg von der Flut zum Schutzdamm

Im August 2002 richtete beim Hochwasser der Pöbelbach in Schmiedeberg ähnlich viele Schäden an wie die Rote Weißeritz. Im Hochwasserschutzkonzept für die Weißeritz wurde deshalb ein Hochwasserrückhaltebecken im Pöbeltal vorgesehen. 2005 begann die Planung, nachdem eine Machbarkeitsstudie ein positives Ergebnis gebracht hat. Im Pöbeltal können 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser aufgehalten werden, obwohl der Standort große Nachteile hat.
Die Staatsstraße 183 verläuft durch das Tal und konnte nicht außen herum geführt werden. Außerdem ist der Untergrund durch Altbergbau durchlöchert. Und einige Häuser standen dort, wo jetzt der Damm gebaut wurde oder im Überflutungsgebiet. Dabei hat es eine Familie besonders schwer getroffen. Petra und Jürgen Dube hatten in Zinnwald gewohnt und mussten dort ihr Haus aufgeben für den Bau des neuen Grenzübergangs. Dann hatten sie eines im Pöbeltal gekauft, aber das war nun dem Dammbau im Wege. So mussten sie erneut umziehen und wohnen jetzt in Sadisdorf.
Die Talsperrenverwaltung musste die alten Bergwerksstollen gründlich erkunden und schließlich verfüllen lassen. Dieser Zusatzaufwand bei dem Bauprojekt war ein Glücksfall für die Archäologie. Aus eigenen Mitteln hätten die Wissenschaftler den Altbergbau hier nicht untersuchen können, Aber im Gefolge der Bergsicherung Freital konnten sie die Stollen erkunden, und sie fanden kostbare Überreste aus dem Mittelalter, beispielsweise Bergeisen. Die sind selten. Die alten Bergleute haben so etwas Wertvolles nicht einfach liegen gelassen. Ein lederner Bergmannsstiefel hatte sich in der feuchten Atmosphäre unter Tage gut erhalten. Die Wissenschaftler rätseln aber weiter, ob die Stollen in Niederpöbel ertragreich waren. Frank Schröder hat die Erkenntnisse in dem Buch „Funde aus den mittelalterlichen Bergwerken von Niederpöbel“ zusammengefasst. Dort schreibt er, dass es sich möglicherweise nur um Prospektionsbergbau handelte, die Bergleute dort also Erz gesucht, aber nicht viel gefunden haben.
Ein Durchlass für Fischotter
2014 war dann der Baugrund soweit vorbereitet, dass der eigentliche Dammbau beginnen konnte. Dabei war an den Damm noch gar nicht zu denken. Erst wurden die Innereien gebaut. Ein großes Betonbauwerk, in dem die Durchlässe für die Straße sowie den Bach schon eingerichtet waren, entstand. Dabei bekam der Bach als einer der ersten einen regelrechten Ökodurchlass gemäß der neuen Wasserrichtlinie der EU. Neben dem Gewässer ist auch noch ein kleiner Pfad vorgesehen, auf dem auch Fischotter oder anderes Kleingetier den Damm durchqueren können. Sie würden sich nicht soweit vom Wasser entfernen, dass sie den Damm überqueren können.
Zugleich haben die Bauleute 400 Meter oberhalb einen Steinbruch eigens für dieses Bauvorhaben angelegt. Sie sprechen von einer Seitenentnahme. Die hat zwei Vorteile. Die Steine müssen erstens nicht weit transportiert werden, zweitens entstand zusätzlicher Stauraum, sodass der Hochwasserdamm noch etwas mehr Wasser aufhalten kann. 2017 begann dann das Aufschütten des Damms. Im vergangenen Jahr wurde die gesamte Technik installiert, welche das Hochwasserrückhaltebecken überwacht und im Ernstfall steuert. Vom ersten Konzept bis zur Fertigstellung sind inzwischen 17 Jahre vergangen. Das klingt lange, ist aber für ein Bauvorhaben von diesen Ausmaßen ein zügiger Ablauf, schätzt Birgit Lange, die in der Landestalsperrenverwaltung den Betrieb Oberes Elbtal leitet.