Von Heike Wendt
Kopfschmerzen bereitete dem Verein Schneckenmühle lange Zeit die denkmalgeschützte Scheune. Dem über 100 Jahre alte Holzbau haben Wind, Wetter und Zeit dermaßen zugesetzt, dass der Einbruch droht. Der Lagerraum für Sport- und Spielgeräte auf 88 Quadratmetern wird dringend benötigt. Für eine umfangreiche Sanierung fehlte bisher aber das Geld. Rund 120 000 Euro lassen sich nicht mal schnell aus dem laufenden Ferienlagerbetrieb erwirtschaften, um das Haus zu erhalten, sagt Vereinschef Ivo Gebert.
Der Zufall half weiter. Handwerksgesellen auf Wanderschaft wurden auf die desolate Scheune aufmerksam. Inzwischen ist beschlossene Sache, dass im August rund 70 Wandergesellen der unterschiedlichsten Berufe für einen Monat anrücken. „Wir haben Schneckenmühle als das soziale Projekt ausgewählt, das wir in Deutschland dieses Jahr unterstützen“, erklärt Fabian, der sich als fremder freireisender Garten- und Landschaftsbauer bezeichnet. Er kommt aus Österreich. In den vergangenen Jahren waren es eine Freie Schule, ein Holzhaus oder eine Mühle, die als Sommerprojekt von Wandergesellen aus dem deutschsprachigen Raum auserkoren wurden.
„Es wird eine knifflige Sache“, sagt der Geselle. Bisher wurde neu gebaut, jetzt muss das Alte stehenbleiben und Schadhaftes ersetzt werden. Inzwischen haben er und weitere Wandergesellen die Schäden inspiziert. Gemeinsam mit der Denkmalschutzbehörde wurde die Erneuerung bereits besprochen. „Hinter der Außenwand ist zu DDR-Zeiten ein zusätzliches Ständerbauwerk gesetzt worden“, erklärt Jost, ebenfalls freireisender Geselle und von Beruf Zimmerer. Die Metallverbindungen sind untypisch und entsprechen nicht dem Denkmalschutz. Sie sollen durch historische Holzverbindungen ersetzt werden.
Anfangen werden die freiwilligen Helfer ein paar Meter weiter oben, beim Dach. Die Ziegel sind kaputt, müssen komplett runter. „Noch haben wir keinen Ersatz“, sagt der Zimmerer. Wenn der Zufall noch ein weiteres Mal mitspielen würde und jemand einen größeren Posten gebrauchter Biberschwänze abgeben könnte, wäre das Dachproblem gelöst.
Fast gelöst ist für den Verein die Finanzierung. Die Ausgaben reduzieren sich durch den freiwilligen Einsatz der Wandergesellen um 40 000 Euro. Statt Arbeitslohn kommt der Verein für Kost und Logis sowie ihre Versicherung auf. „Vier Stiftungen aus Berlin unterstützen unsere Sommerbaustelle mit größeren Summen“, sagt der Vereinsvorsitzende. Offen sind noch rund 20 000 Euro. Hierfür sucht der Verein noch nach Spenden und versichert, dass jeder Cent, der für die Scheune eingeht, auch tatsächlich dafür verwendet wird.
Statt Kopfschmerzen hat Ivo Gebert jetzt Herzklopfen. „So schnell hätte ich nicht damit gerechnet, dass wir es packen.“
Spendenkonto: Kontoinhaber: Verein Schneckenmühle, Kontonummer: 3344400, BLZ 10020500, Verwendungszweck: Sommerbaustelle