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Die Weinkönigin muss ihr Schloss verlassen

Selbst Georg Milbradt kam zum Antrittsbesuch: Evelyn Schmidt wird nun von allen umgarnt. Für Schloss Wackerbarth bleibt vorerst keine Zeit.

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Von Martin Machowecz

Was wird diese Frau umschmeichelt! Evelyn Schmidt hat es vor zehn Tagen auf Deutschlands Wein-Thron geschafft. Jetzt will jeder einmal neben ihr sitzen. „Liebe Evelyn, das ist der größte Erfolg bisher für dich in deinem Leben“, sagt Christoph Hesse vom Weinbauverband. Am Sonnabend empfing sie zum ersten Mal wichtige Männer auf Schloss Wackerbarth. Darunter Georg Milbradt – und der Ministerpräsident glänzte gleich mit Anekdötchen: Er habe zufällig durchs Fernsehprogramm gezappt am 12. Oktober, und sei ebenso zufällig in der SWR-Liveübertragung der Weinköniginnenkrönung hängen geblieben. Nach der Ergebnisverkündung tippte er gleich eine Glückwunschmail.

Jeder will sie

Alle wollen Evelyn Schmidt. Neben ihr stehen, sie auf Termine einladen, mit ihr Wein trinken. Ab sofort hat sie Verpflichtungen auf der ganzen Welt. Und deshalb für ihren eigentlichen Arbeitgeber, das Staatsweingut, keine Zeit mehr: Auf Schloss Wackerbarth wird sich Königin Evelyn noch rarer machen, als sie es im vergangenen Jahr als sächsische Weinkönigin getan hat.

Gästeführer halten zusammen

Die Lücke sollen Kollegen füllen. Eine wird besonderem Stress ausgesetzt sein: Franziska Englowski übernimmt die Hauptaufgabe von Evelyn Schmidt und koordiniert künftig alle Gästeführungen. Bisher war die 25-Jährige selbst Führerin im Staatsweingut. Dafür wird sie nun keine Zeit mehr haben. Stattdessen schreibt sie Dienstpläne, organisiert Sektempfänge und Weinproben, macht Büroarbeit. „Das, was Evelyn gerade geschafft hat, wird ihr so schnell niemand nachmachen können“, sagt Franziska Englowski. Dem Stress setze sie sich gerne aus – die Gästeführer halten für die Königin zusammen.

Mitarbeiter waren vorbereitet

Schloss Wackerbarth immerhin hatte Zeit, sich darauf vorzubereiten, dass Evelyn Schmidt erst mal in die Welt zieht: „Uns war klar, was da auf uns zukommt“, sagt Ulrike Schröter, Sprecherin des Staatsweingutes. Schließlich seien alle im Schloss von der Bewerbung überzeugt gewesen. In einem Jahr will die Weinkönigin wiederkommen, dann ohne Krone. „Und den Leuten alles zurückgeben, was hier während meiner Abwesenheit dafür getan wurde, dass ich dieses Amt ausfüllen konnte.“