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Die Wölfe sind vermutlich schon länger da

Die Wölfe sind nicht erst in diesem Jahr im Norden des Landkreises aufgetaucht. Schon im Januar 2007 rissen sie in der Gohrischheide bei Lichtensee drei Schafe. Das behauptet zumindest ein Spaziergänger, der die toten Tiere dort fotografiert hat.

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Von Jörg Mosch

Die Wölfe sind nicht erst in diesem Jahr im Norden des Landkreises aufgetaucht. Schon im Januar 2007 rissen sie in der Gohrischheide bei Lichtensee drei Schafe. Das behauptet zumindest ein Spaziergänger, der die toten Tiere dort fotografiert hat.

Auf den Bildern sind nur zwei Schafe zu erkennen, vom dritten waren nur Knochensplitter und die Beine übrig. Das am wenigsten angefressene Tier zeigt den für jagende Wölfe typischen Kehlbiss. Trotzdem sollen die Nationalparkverwaltung und die Untere Naturschutzbehörde den Fall unter den Teppich gekehrt haben. Wie zu DDR-Zeiten sei hier gemauert worden. Wohl, um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen.

Behörde sieht andere Ursache

Für Thomas Kramp von der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt ist das „absoluter Blödsinn“. Er kann sich erinnern, die drei Schafe begutachtet zu haben. Sie seien nicht gerissen worden, sondern verendet, lässt er von Pressesprecherin Kerstin Thöns übermitteln.

Auch Dr. Peter Kneis, der Chef des Nationalparks, und Revierförster Kai Krumbiegel wollen von einem Wolfsriss im Januar 2007 nichts wissen. Wenn so etwas vorgekommen wäre, hätte man die beiden Fachfrauen vom Spreewitzer Büro Lupus geholt, sagt Kneis.

Dazu passt die Aussage von Schäfer Andreas Hauswald. Er betreut 800 Schafe, die in der Gohrischheide weiden, und kann sich gut an den Fall vom Januar 2007 erinnern. Doch ein Wolfsriss sei das nicht gewesen. Hauswald tippt eher auf Füchse.

Experte hat Zweifel

Was nicht heiße, dass er durchziehende Wölfe gänzlich ausschließt. Wahrscheinlich komme da bald ein großes Problem auf ihn zu. Denn die eigentliche Gefahr für den Menschen sei nicht der Wolf, sondern die von ihm zum Ausbrechen getriebene Herde. Wenn die nachts auf Straßen oder Bahngleise laufe, könne es Tote und Schwerverletzte geben, und schuld sei am Ende der Schäfer. Schon jetzt gebe es Stimmen, dass der wieder nachts bei seiner Herde wachen müsse – für Hauswald eine mittelalterliche Vorstellung. Deshalb hält er gar nichts davon, dass der Wolf in unsere Wälder zurückkehrt.

Die Wolfsexpertin Ilka Reinhardt vom Spreewitzer Büro Lupus hat sich gestern die Fotos aus der Gohrischheide angesehen. Zweifelsfrei könne sie dazu nichts sagen. Um einen Kehlbiss genau zu identifizieren, müssten die Haare entfernt und die Bissmale in der Haut untersucht werden. Ilka Reinhardt kommt gerade von einem frischen Riss. Das sehe ein bisschen anders aus als auf den Lichtenseer Fotos.