Von Angelika Dornich
Der 31.Dezember 2007 war für Helga Arnold ein ganz besonderer Tag. Zwar kam auch bei der erfahrenen Standesbeamtin bei jeder Trauung Aufregung auf, doch diesmal war es eine seltene Silvester-Hochzeit und dazu noch ihre letzte. „Eigentlich ist das ein schöner Abschied“, sagt die 60-Jährige.
Sie habe die ganze verantwortungsvolle Standesamtsarbeit gern gemacht, wovon der Hauptteil Beurkundungen, verschiedene Namensangelegenheiten, Vaterschaftsanerkennungen und die Führung der Personenstandsbücher ist. Auch das Gemeindearchiv von Ober- und Niederoderwitz baute sie auf. „Aber es ist immer wieder ein schönes Gefühl, wenn man die Brautpaare vor sich sitzen sieht“, sagt Helga Arnold.
Reingewachsen
Hätte ihr allerdings früher einer gesagt, dass sie Trauungen machen sollte, hätte sie es sich nicht getraut. „Ich bin reingewachsen“, erzählt sie. Nach der Schule lernte sie Handelskauffrau und arbeitete im da noch bestehenden Damino-Werk 5. 1978 wechselte sie in die Allgemeine Verwaltung der Gemeinde Niederoderwitz und wurde am 1.November 1979 als Standesbeamte bestellt. Weil aber der damalige Bürgermeister Helmut Friebe selbst noch ehrenamtlich die Trauungen vollzog, übernahm sie diese Aufgabe erst im September 1983. Nach und nach absolvierte sie auch die entsprechenden Qualifikationen, wie zum Beispiel die Standesamtsschule.
Wie viele Ehen Helga Arnold schloss, kann sie nicht aus der hohlen Hand hinaus sagen. Aber bei ihr habe keiner bei der entscheidenden Frage mit „nein“ geantwortet. Zweimal jedoch hatten die Brautleute die Ringe vergessen und mussten sie erst holen. Und eine Trauung musste mal kurz unterbrochen werden, weil der Bräutigam wohl vor Aufregung dringend auf Toilette musste. „Einmal bin ich gar erschrocken und habe gedacht: Was geht denn jetzt los!?“ Da wurden draußen die Frischvermählten von der Polizei empfangen und mit Handschellen abgeführt. Es war ein Gag unter Kollegen – der Bräutigam war selbst Polizist. Leider gebe es auch Paare, die es nicht mal ein Ehejahr miteinander aushielten, obwohl sie vorher schon Jahre zusammenlebten.
Viele Erinnerungen
Viele Erinnerungen kommen jetzt aus den vergangenen 28Arbeitsjahren auf. So zum Beispiel auch an Familienzusammenführungen. Eine junge Frau, die im Kinderheim aufgewachsen war, wollte gern ihren Vater kennenlernen. Helga Arnold machte ihn ausfindig und holte sein Einverständnis ein. „Seitdem stehen sie in Kontakt“, weiß sie. Und ein Mann war überglücklich, weil er mit ihrer Hilfe seine Stiefschwester fand.
Ganz bestimmt hat Helga Arnold auch am Montag mit den Tränen gekämpft. „Ich bin sehr emotional veranlagt“, verrät die 60-Jährige. Nun hat sie den Stab hoffnungsvoll an eine junge Kollegin abgeben.