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Diese Ruine wird jetzt zum Schmuckstück

Von außen sieht die Augustastraße 11 gar nicht mal so schlimm aus. Die Fassade ist irgendwann einmal hell angestrichen worden. Kaum ein Passant ahnt, dass sich dahinter eine Ruine verbirgt. „Weil es jahrelang eingeregnet hat, waren die Decken bis ins Erdgeschoss durchgebrochen“, sagt Frank Müller.

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Von Ingo Kramer

Von außen sieht die Augustastraße 11 gar nicht mal so schlimm aus. Die Fassade ist irgendwann einmal hell angestrichen worden. Kaum ein Passant ahnt, dass sich dahinter eine Ruine verbirgt. „Weil es jahrelang eingeregnet hat, waren die Decken bis ins Erdgeschoss durchgebrochen“, sagt Frank Müller. Er führt in Görlitz einen Immobilienservice. In der Augustastraße 11 ist er „die rechte Hand des Eigentümers“ und kümmert sich um die Koordinierung.

Nachbarhaus ist schon fertig

Der Besitzer des Gebäudes heißt Wolfgang Blechschmidt, ist Architekt und Bauleiter und lebt in Heilbronn. In den Jahren 2007 und 2008 hat er schon die benachbarte Nummer 10 aufwendig saniert. Blechschmidt hat in Görlitz einige Gebäude gekauft, um sie herzurichten. „Die beiden Häuser in der Augustastraße aber sind seine Lieblinge“, weiß Frank Müller. Deshalb habe er sich auch nicht vom schlechten Zustand abschrecken lassen. Allein in die Nummer 11 investiert er nun 700000 bis 800000 Euro.

Seit November steht vor dem Haus ein riesiger Kran. Der wird ständig benötigt: Zunächst ging es an die Entkernung und die Notsicherung. Damals standen nur noch Fassaden, Wände und Treppenhaus. Zudem ließen sich ein paar wenige Stuckdecken erhalten. „Etage für Etage haben wir dann massive Betondecken eingezogen“, sagt Frank Müller. Inzwischen sind die Arbeiten fast oben angelangt. Dort wird jetzt die zu DDR-Zeiten aufgestockte Etage abgerissen. Nur der historische Teil des Dachgeschosses bleibt erhalten. Der andere Bereich erhält stattdessen ein Mansardendach. Das wird sich künftig harmonisch in die Dächerlandschaft der gesamten Straße einfügen.

Ansonsten passiert vieles im Einklang mit dem Nachbarhaus, in dem sechs von sieben Wohnungen vermietet sind. Vor allem bekommen beide Gebäude einen gemeinsamen Innenhof mit PKW-Stellplätzen, die über die Nummer 11 zu erreichen sind, und großen Grünflächen mit Bäumen und Sträuchern. Im Moment freilich könnte der Kontrast kaum größer sein: Während das bereits sanierte Haus einen grünen Hof hat, ist der Garten hinter der Baustelle noch ein bisschen zugewachsen und zum Teil durch die Bauarbeiten zerfurcht.

Grundrisse werden verändert

Auch innen lässt sich im Moment nur wenig vom früheren Charme des Hauses erahnen. Damals gab es pro Etage nur eine riesige Wohnung. Die war bis zu 300 Quadratmeter groß. „Die Grundrisse müssen natürlich verändert werden“, sagt Frank Müller. Auf den rund 1000 Quadratmetern Wohnfläche sollen elf hochwertige Wohnungen mit Parkettböden entstehen – von der Ein-Raum- bis zur Vier-Raum-Wohnung wird alles dabei sein. In einigen Etagen konnten die historischen Schiebetüren gesichert werden. Acht Wohnungen erhalten zum Hof einen sehr geräumigen Balkon. Auch zur Straße hin gibt es zwei Balkone sowie eine Wohnung mit großem Erker.

Auf Mietersuche geht der Eigentümer aber noch nicht. Im Moment, so Müller, könne sich ja kein Laie vorstellen, wie es später in dem Haus aussehen wird. Wenn sich trotzdem schon jemand für eine Wohnung vormerken lassen will, wird er natürlich nicht weggeschickt. Bis zum Einzug wird aber noch mehr als ein Jahr vergehen.

„Mitte nächster Woche beginnen die Arbeiten am Dach“, sagt Frank Müller. Bis September wird dafür auch noch der große Kran benötigt. Wenn alles klappt, soll die Außenhülle mit Dach, Fassade und Fenstern bis zum Einbruch des Winters fertig werden. Dann kann der Innenausbau beginnen. Mitte bis Ende 2011 soll alles fertig sein.