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Dieser Dorfladen ist mehr als Nahversorger

Doreen Thumann betreibt ein kleines Geschäft in Groß Düben. Dieses wird in Zeiten von Corona mehr denn je gebraucht.

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Doreen Thumann (li.) führt seit 22 Jahren ihren Dorfladen in Groß Düben, der in normalen Zeiten auch ein Treffpunkt für die Bewohner des Ortes ist. Käthe Piontek ist eine der treuesten Kundinnen.
Doreen Thumann (li.) führt seit 22 Jahren ihren Dorfladen in Groß Düben, der in normalen Zeiten auch ein Treffpunkt für die Bewohner des Ortes ist. Käthe Piontek ist eine der treuesten Kundinnen. © Andreas Kirschke

Käthe Piontek gehört zu den treuesten Kunden. Montag und Dienstag kauft sie Brot ein. Mittwoch holt sie vor allem Gemüse. „Am Freitag nehme ich Stiefmütterchen für den Friedhof mit“, erzählt die 80-Jährige in der Mittagszeit. Den Dorfladen für Lebensmittel, Steh-Imbiss und Geschenke-Service in ihrem Heimatort Groß Düben will sie nicht missen. Seit 22 Jahren kauft sie hier ein. Genauso lange besteht der Laden dank Doreen Thumann. Gerade jetzt in der Zeit der Corona-Pandemie wird er mehr denn je gebraucht.

„Wenn wir den Laden nicht hätten, müssten wir weit fahren. Wir wären angewiesen auf die Kinder und Enkel“, meint Anneliese Jakob. Brot, Quark, Seife, Blumen und mehr kauft sie im Laden ein. „Alles, was man braucht“, sagt die 78-Jährige dankbar. „Dass es etwas teurer ist als im Supermarkt, macht nichts. Die Doreen holt schließlich alle Waren mühsam zusammen. Das ist einfach Klasse“, findet auch Erika Grosa. Die 78-Jährige kommt nicht nur zum Einkaufen her. Gern lässt sie sich ein kleines Geschenk erstellen und verpacken. Den Service will sie nicht missen. „Haben Sie auch Toilettenpapier?“ fragt Steffen Schur (57). Ihn ärgern Rücksichtslosigkeit und Egoismus mancher Mitmenschen. „Das nimmt immer mehr überhand. Man muss sich zurückhalten, um da nicht wütend zu werden“, meint der Handwerker Freitagmittag im Dorfladen. 

Im Norma und im Netto in Schleife stand er vor leeren Regalen für Toilettenpapier. Im Dorfladen in Groß Düben wird er fündig. Der Laden ist für jedermann gut erreichbar.Doreen Thumann (55) kann sich das Phänomen „Toilettenpapier“ nicht erklären. „Mir wurde als Kind schon beigebracht, dass man sparsam leben kann“, sagt sie. Ihr Großvater Wilhelm Noack war ihr großes Vorbild. Er lebte ihr Dankbarkeit, Lebenszuversicht und Sparsamkeit vor. „Äpfel wurden bis zum Ende aufgegessen und Streichhölzer zwei Mal benutzt“, erzählt die Inhaberin des Ladens.

Mühsam holt sie die Ware zusammen. Sie fährt zu Großmärkten nach Cottbus. Brot kommt von Bäckereien der Umgebung, Obst und Gemüse von Direktvermarktern und Anbietern der Region. Von 6 bis mindestens 18 Uhr dauert ihr Arbeitstag. Reich wird sie dabei nicht. „In den 22 Jahren bin ich durch Höhen und Tiefen gegangen“, erinnert sie sich.Ursprünglich lernte Doreen Thumann Glasschleiferin in Döbern. Zur Wende musste sie sich umstellen und lernte Floristin. 1998 wagte sie mit ihrer Schwester den Sprung in die Selbstständigkeit. In der einstigen Post in Groß Düben richteten sie den Dorfladen ein. „Ich habe gelernt, das wertzuschätzen, was ich habe. Ich habe gelernt, für jeden Tag dankbar zu sein. Wir leben im Hier und Heute“, sagt sie.In der aktuellen Situation spürt sie einen deutlichen Umsatz-Rückgang, vor allem bei Geschenken. 

Dennoch halten ihr viele Kunden die Treue, gerade viele ältere Groß Dübener. „Ich will den Laden weiter am Laufen halten“, nimmt sie sich fest vor. „Er sichert nicht nur die Nahversorgung ab. Er ist normalerweise auch Treffpunkt für die Einwohner im Dorf.“ Die Kunden schätzen das. „Der Mensch braucht den Mitmenschen, um zu überleben“, sagt die gläubige Christin Doreen Thumann, die in der Evangelischen Kirchengemeinde Schleife verwurzelt ist. (Andreas Kirschke)

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