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Diesmal bekam Barbora keine Schläge auf den Po

Großhennersdorf. Für drei Monate besucht eine 17-Jährige aus Liberec die Schule in Herrnhut.

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Von Daniela Pfeiffer

Bei guter Sicht kann sie die Heimat sehen. Der Jeschken und damit Liberec ist so weit nicht weg. Und doch wird Barbora Klinovska drei Monate lang nicht dorthin fahren. „Es ist schon schwer, weil Liberec so nah ist“, seufzt die 17-Jährige. Besonders ihren Freund und die Geschwister vermisst sie. Doch Barbora hat während dieser Zeit ein anderes Zuhause: Bei Familie Zscheppank in Großhennersdorf. Hier hat sie Eltern, eine Schwester und eine Katze auf Zeit. Der Alltag funktioniert wie in jeder anderen Familie auch: Zimmer aufräumen, bei der Zubereitung des Abendbrots helfen. „Wir lernen viel voneinander über die alltäglichen Gewohnheiten im anderen Land“, sagt Carolin Zscheppank, Barboras Gastmutter. „Und über Bräuche“, lacht die Tschechin. Sie hatte sich zu Ostern schon etwas gewundert, dass sie plötzlich im Garten Eier suchen muss. „Aber es war lustig.“ Und immerhin ist die 17-Jährige dieses Jahr von dem tschechischen Oster-Brauch verschont worden, wonach junge Burschen den Mädchen mit Ästen den Po versohlen.

Vor allem aber lernt Barbora Deutsch. Deswegen ist sie schließlich hergekommen, deswegen besucht sie das Herrnhuter Gymnasium. „Ich gehe aufs Liberecer Gymnasium. Dort habe ich schon seit sechs Jahren Deutsch gelernt.“ In Deutschland will Barbora später vielleicht sogar studieren. Einiges hat sie dank ihrer Gastfamilie von der BRD schon gesehen. Natürlich gab es Ausflüge in die nähere Umgebung, ins Zittauer Gebirge. Aber auch Plauen und Karlsruhe hat die Tschechin gemeinsam mit den Zscheppanks besucht. In Karlsruhe wohnt nämlich der Sohn der Familie Zscheppank. Schwester Cornelia (18) dagegen ist immer greifbar. Sie geht ebenfalls aufs Herrnhuter Gymnasium. „Wir kommen gut miteinander klar und unternehmen viel zusammen“, sagt Cornelia. Die Tschechin ist übrigens nicht der erste Gast, den die Familie längerfristig aufgenommen hat. Im vergangenen Jahr beherbergte sie für ein Jahr einen Schüler aus Brasilien. „Eingeladen haben uns beide schon. Wobei ein Besuch in Liberec sicher schneller klappen könnte“, so Frau Zscheppank.