Von Carmen Schumann
Das Interesse der Bautzener an ihrem Archiv ist sehr groß. Als sich der Archivverbund vor zwei Jahren erstmals am bundesweiten „Tag der Archive“ beteiligte, kamen 350 Besucher. Die Mitarbeiter von Stadt- und Staatsfilialarchiv hoffen auch in diesem Jahr auf reges Interesse an der Veranstaltung, die morgen Nachmittag über die Bühne geht. Wann hat man sonst schon die Gelegenheit, die Magazine des Archivs zu besichtigen? Zu beachten ist allerdings, dass diese Räumlichkeiten, die sonst nicht der Öffentlichkeit zugänglich sind, nur im Rahmen der beiden Führungen betreten werden können.
Die Mitarbeiter von Stadt- und Staatsfilialarchiv stellen die Veranstaltung unter das Motto „Viele Urkunden. Gutes Recht“. Denn in der Tat haben beide Archive außergewöhnlich viele Urkunden in ihrem Besitz. Es sind rund 4000 Stück aus der Zeit zwischen 1256 bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts.
Die älteste Urkunde aus dem Jahre 1256 konnte dank der Spendenfreudigkeit der Besucher vor einigen Monaten restauriert werden. Zusammen mit einigen anderen prächtigen Urkunden kann dieses Schmuckstück in einer Vitrine bewundert werden.
Dies ist aber ein absoluter Ausnahmefall. In der Regel werden die wertvollen alten Urkunden so wenig wie möglich in die Hand genommen. „Durch das Auseinanderfalten leiden die alten Papiere und Pergamente“, sagt Grit-Richter-Laugwitz. Deshalb ist die Leiterin des Archivverbunds sehr froh, dass im vergangenen Jahr die Urkunden des Stadtarchivs digitalisiert werden konnten. „Dadurch können sie allen, die daran für Forschungszwecke interessiert sind, problemlos genutzt werden“, sagt Grit Richter-Laugwitz. Außerdem sei die Digitalisierung die Voraussetzung dafür, dass die Dokumente per Internet einem noch größeren Personenkreis zugängig gemacht werden können.
Den Besuchern des „Tages der Archive“ wird Dr. Wolfram Fiedler von der Firma Herrmann und Kraemer“ aus Garmisch-Partenkirchen darüber berichten, wie die Digitalisierung vonstatten gegangen ist. Die Dokumente mussten nämlich alle nach Oberbayern gebracht werden, weil die Arbeiten nur vor Ort in der Firma möglich waren.
Spannend dürfte auch der Vortrag von Dr. Siegfried Seifert werden. Der Kirchenhistoriker beschäftigt sich mit der Frage, was eigentlich Urkunden sind. Nicht nur an die Kinder richten sich die Mitmachaktionen, welche die Archivmitarbeiter vorbereitet haben. Unter anderem kann ein Wappenbrief selbst gestaltet werden. Wer alte Dokumente aus Familienbesitz mitbringt, kann sich von der Papierrestauratorin Hanka Siebert deren Alter bestimmen lassen.