Von Rica Sturm
In den Gebäuden des ehemaligen Motorenwerks im Erlenweg 14, dem Sitz der Diplomat Schreibgeräte Cunewalde GmbH, ist kaum noch etwas an dem Platz, wo es vor einem Jahr war. Die Lagerarbeiter im Erdgeschoss des Haupthauses mussten zusammenrücken und Platz für Produktionsmaschinen sowie für Versand und Montage machen. Das Lager befindet sich jetzt größtenteils im ersten Stock. Die Montagearbeiter im zweiten Stock sind schon teilweise in andere Räume „abgewandert“. Ein Teil ihrer Montagehalle sowie ihr Aufenthalts- und Umkleideraum wird in den nächsten Monaten zu einem Reinheitsraum umfunktioniert. Der Grund dafür ist ein Auftrag des Schreibgeräte- und Kosmetikartikel-Herstellers, den Diplomat im Herbst bekommen soll. „Wir werden hier Kosmetikstifte aus Holz wie Kajal- oder Lidschattenstifte für Faber Castell Cosmetics zusammenbauen. Bisher ließ das Unternehmen die Arbeit in Tschechien verrichten“, sagt Geschäftsführer Ulrich Bogner.
Seit sich die Firma Diplomat nach ihrer Insolvenz am 1. Dezember 2002 neu gründete, befindet sie sich auf Erfolgskurs. Die Zahl der Festangestellten hat sich im letzten Jahr auf 42 fast verdoppelt. „Dass wir in den nächsten Monaten 50 Mitarbeiter beschäftigen werden, ist keine Utopie“, stellt der Firmenchef in Aussicht. Zu den Neueinstellungen sind 18 Heimarbeitsplätze hinzugekommen. „Um Produktionsspitzen abzufangen, haben wir einen so genannten Hausfrauenpool gegründet“, sagt Ulrich Bogner. Damit kann die Firma in der stressigen Zeit vor Schuljahresbeginn die Montage der Schulfüller gewährleisten, ohne mehr Personal einzustellen.
Obwohl der Umsatz des Schreibgeräteherstellers in den vergangenen Monaten stetig wuchs, ist der Geschäftsführer nie ganz zufrieden. Große Reserven sieht er im Kundenstamm. Zurzeit hängt Diplomat noch am Tropf der Mutterfirma Herlitz. Sie ist der einzige Kunde, für den die Cunewalder Füllhalter, Kugelschreiber, Druckbleistifte und anderes mehr für den Selbstbedienungsbereich im Handel sowie hochwertige Schreibgeräte der Marke Diplomat für den Fachhandel herstellen. „Die Marke Diplomat hat nach der Insolvenz die Herlitz AG gekauft. Wir haben im Firmennamen nur die Bezeichnung behalten, die aber nicht mehr als eine Worthülle ist“, klärt Bogner auf.
Mit Aufträgen von Faber Castell, einem der größten europäischen Schreibgeräteherstellern, könnte dem Cunewalder Betrieb die Abnabelung vom Berliner Mutterkonzern gelingen. Über das Auftragsvolumen möchte der Firmenchef allerdings noch nicht sprechen. Nur so viel lässt er durchblicken: „Mit dem vorhandenen Personal schaffen wir die neue Arbeit nicht.“
Damit will Bogner auch Gerüchte zerstreuen, nach denen Diplomat plant, einen Teil der Fertigung nach Polen oder Tschechien auszulagern. „Ich weiß nicht, wo das Gerede herkommt. Es ist doch gerade umgekehrt, dass wir die Montage des Herlitz-Füllhalters ,Tornado’ von Breslau nach Cunewalde holen konnten, weil hier die Qualität stimmt. Und auch Faber Castell holt Arbeit aus Tschechien zurück nach Deutschland“, sucht Bogner nach Erklärungen. Die Investitionen in Cunewalde seien ein klares Signal für den Erhalt des Standortes. Allein in diesem Jahr fließen 250 000 Euro in den weiteren Ausbau der Gebäude im Erlenweg 14.