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Dippser hängen am Bargeld

Die ersten Geschäfte machen das Zahlen per Handy möglich. Doch die Kunden sind zurückhaltend.

Von Franz Herz & Annett Heyse
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So einfach geht es: Das Handy muss nur an das Kartenlesegerät gehalten werden. Die Daten werden sodann über Funk ausgetauscht und der Betrag vom Konto abgebucht. Was sich in anderen europäischen Staaten schon durchsetzt, wird von deutschen Verbrauchern nu
So einfach geht es: Das Handy muss nur an das Kartenlesegerät gehalten werden. Die Daten werden sodann über Funk ausgetauscht und der Betrag vom Konto abgebucht. Was sich in anderen europäischen Staaten schon durchsetzt, wird von deutschen Verbrauchern nu © Foto: Andreas Weihs

Es ist ein kleiner Blumenstrauß. Da hat die Kundin im Baumarkt Krüger in Dippoldiswalde nicht viel zu überlegen. Kartenzahlung ist hier erst ab zehn Euro möglich. Also zückt sie das Portemonnaie und bezahlt bar. Aber das ist auf dem Rückzug. „In den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl der Kartenzahlungen um rund ein Drittel erhöht“, schätzt Seniorchef Wilfried Krüger. Inzwischen werden ungefähr 40 Prozent der Einkäufe mit Karte bezahlt und noch 60 Prozent mit Bargeld.

Krügers stellen derzeit ihre Warenwirtschaft um. Wenn das abgeschlossen ist, voraussichtlich im Sommer, können die Kunden hier auch mit dem Handy bezahlen.

Das, was für deutsche Kunden noch nach Zukunft klingt, ist in anderen Ländern schon längst weit verbreitet. In Schweden beispielsweise spielt Bargeld kaum noch eine Rolle, selbst am Eisstand oder im Bus wird dort mittlerweile per Handy bezahlt.

Denn Geld kostet Geld, insbesondere die Münzen. Es muss gezählt, gelagert, verwaltet, zur Bank gebracht werden. Fürs Herausgeben und Entgegennehmen des Hartgeldes verlangen die Institute zudem Bearbeitungsgebühren. Aus diesem Grund nimmt beispielsweise Sigune Kohn, die mit ihrem Mann in Glashütte das Café Uhrwerk betreibt, keine kleinen Münzen bis zu fünf Cent mehr an. „Mein Portemonnaie ist so schon schwer genug, und als wir auf der Bank dann noch Gebühren zahlen mussten für das Kleingeld, haben wir gesagt, das machen wir nicht mehr. Die Kunden akzeptieren das auch“, sagt Sigune Kohn.

Auch beim bargeldlosen Bezahlen fallen Kosten an – egal, ob der Kaufpreis per Geldkarte oder Smartphone beglichen wird. Die Firmen, die den Geldfluss zwischen Kunde, Verkäufer und Bank managen, bieten den Service schließlich nicht umsonst an. Zudem kosten die Terminals. Dennoch gilt das bargeldlose Bezahlen als kostengünstiger gegenüber Scheinen und Münzen.

Und es ist für die Kunden oft auch komfortabler. Das beobachtet auch Klaus Kaiser, der Geschäftsführer der Weißeritztal-Erlebnisgesellschaft, welche die Campingsplätze und Bäder an der Talsperre Malter betreibt. Kleine Summen wie den Eintritt ins Erlebnisbad bezahlen zwei Drittel der Besucher in bar, ein Drittel entscheidet sich auch hier schon für die Variante mit Karte.

Auf dem Campingplatz ist das Verhältnis anders. Kaiser schätzt, dass hier das Verhältnis von Barzahlungen zu Kartenzahlungen fünfzig zu fünfzig ist. Hier werden bei mehreren Übernachtungen größere Summen fällig, und die Kundschaft ist international. „Da ist es zwingend, dass wir eine Bezahlmöglichkeit mit Karte anbieten“, sagt Kaiser.

Nur an den Strandbädern in Malter und Seifersdorf gibt es noch keine Kartenlesegeräte. Hier kam es aber schon vor, dass Badegäste kein Bargeld dabeihatten. Sie mussten dann nach Paulsdorf gehen, um dort ihren Eintritt zu bezahlen. Handyzahlungen sind bei der Erlebnisgesellschaft noch nicht möglich. „Aber auch an diesem Thema sind wir dran“, sagt Kaiser. Wann es soweit sein wird, kann er noch nicht sagen.

Das Kulturzentrum Parksäle in Dippoldiswalde besitzt schon mehrere Jahre ein Lesegerät für die Bankkarten. Bis ins vergangene Jahr war das ein Angebot neben der Barzahlung. Jetzt verlangen die Parksäle beim Kartenvorverkauf aber konsequent Kartenzahlung, weil das die Arbeit vereinfacht. „Es war schon eine Umstellung für manche Besucher, aber bis auf wenige Ausnahmen hat es keine Probleme gebracht“, sagt Angela Meisegeier, die kaufmännische Leiterin. Die Kasse mit Bargeld zu führen, brachte zusätzliche Arbeiten, die jetzt wegfallen. Immer, wenn die Kasse von einem Mitarbeiter zum anderen übergeben wurde, musste sie gezählt werden, bei Unstimmigkeiten auch ein zweites oder drittes Mal. Dazu kommt, dass die Banken mehr und mehr dazu übergehen, für die Einzahlung von Bargeld Gebühren zu verlangen. Die will sich das Kulturzentrum sparen.

Die stellen auch für das Landratsamt einen erheblichen Kostenfaktor dar. Hier belaufen sich die Einnahmen aus dem direkten Zahlungsverkehr auf rund 2,7 Millionen Euro. Ein Großteil davon – 1,4 Millionen Euro – wird an den Kassenautomaten in den Zulassungsstellen und Bürgerbüros von Dippoldiswalde, Freital, Pirna und Sebnitz immer noch in bar eingezahlt. Weitere 1,1 Millionen Euro werden per EC-Karte beglichen. Die Kosten für die Verwaltung von Münzen und Scheinen belaufen sich im Jahr auf 17 400 Euro. Dennoch sei ein Umstellen auf die Smartphone-Zahlung noch nicht in Planung, heißt es aus dem Landratsamt.

Einzelhändler rechnen da oft anders. Vor allem die größeren Ketten haben Kassen eingebaut, an denen man auch mit dem Smartphone bezahlen kann. Doch die Kunden sind noch zurückhaltend, was die neue Technik angeht.

Michael Wolf, der den Rewe Markt in Dippoldiswalde betreibt, bietet diese Möglichkeit zwar an. „Seit ungefähr zwei Jahren haben wir die Kassen dafür“, sagt er. Jedoch beobachtet er, dass nur vereinzelt Kunden die Möglichkeit auch nutzen. „Ich würde noch von Ausnahmen sprechen“, sagt Wolf.

Jedoch geht er davon aus, dass diese Art zu bezahlen, in Zukunft mehr und mehr verbreitet wird. Daher ist es sinnvoll, heute schon dabei zu sein. „Bargeldlos zu bezahlen, ist für alle Beteiligten deutlich unkomplizierter“, stellt der Händler fest. Es werde nur etwas länger dauern als in anderen Ländern, bis sich das auch in Deutschland durchsetzt.

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/dippoldiswalde vorbei.

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