Von Nicole Preuß
Bumm, bumm, bumm. Der Trommler gibt den Rhythmus vor. Die Leute im Drachenboot schlagen mehr oder weniger gleichmäßig die Stechpaddel ins Wasser. Es ist Drachenbootrennen auf dem Bautzener Stausee. Viele Mannschaften haben sich angemeldet. Die meisten saßen erst kurz vorher zum ersten Mal im Drachenboot. Doch der Sport ist hier erst einmal zweitrangig. Eigentlich geht es um den Spaß.
Elfmal gab es das Drachenbootrennen in dieser Form schon auf dem Bautzener Stausee. Deshalb fällt schwer zu glauben, was nun endgültig feststeht: Auch in diesem Jahr wird es kein Drachenbootrennen geben. Henry Kern vom Fitnesscenter Prima Klima in Malschwitz bedauert das. Er war regelmäßig bei dem Wettkampf dabei. Er sprach dafür die Kunden des Fitnesscenters an. Sie bildeten zusammen ein Team. 18 Leute brauchte man plus einen Trommler. „Es ist schade, dass es nicht mehr stattfindet“, sagt Henry Kern. „Für die Zeit war es eine schöne Sache.“ Die Entwicklung der Entscheidung begann schon im vergangenen Jahr. Da übernahm der Bautzener Gastronom Matthias Schneider kurzfristig die Organisation des Events. Die bisherigen Dresdner Veranstalter hatten kurz zuvor abgesagt. Und Matthias Schneider, der am Stausee auch die Ocean-Beach-Bar betreibt, wollte das nicht so stehenlassen. Er überlegte, plante, bestellte Boote, machte Werbung. Acht Mannschaften meldeten sich an und nur fünf überwiesen die Startgebühr. „Damit es sich lohnt, hätten wir 30 Mannschaften gebraucht“, sagt Matthias Schneider. Deshalb sagte er das Rennen kurz vor dem Wettkampftag ab. Mit der Organisation des Drachenbootrennens in diesem Jahr hat er dann gar nicht erst begonnen. „Wir müssen wieder bei Null anfangen“, sagt er. Ganz klein, mit einem Boot. Matthias Schneider will es kaufen und an den Stausee legen. Ein Verein könnte sich gründen und das Boot nutzen. Und außerdem vielleicht irgendwann einmal wieder ein Drachenbootrennen organisieren. Ob das dann auch ein Wettkampf für Jedermann wird? „Da muss man sehen, wie man es in Angriff nimmt“, sagt Matthias Schneider. Fest stehe aber, dass die Planung einer solchen Veranstaltung sehr viel Zeit frisst. Zeit, die die wenigsten hätten. Schon gar nicht selbstständige Unternehmer wie er. Deshalb müsse man die Organisation des Rennens auf viele Schultern verteilen. Ein Verein sei dafür ideal.
Es wäre schon der dritte Neustart. 2004 begann die Cottbuser Firma „C II“ mit den Drachenbootrennen auf dem Bautzener Stausee. Acht Teams aus Bautzen und Umgebung waren damals dabei. Im Jahr darauf waren es dann schon 19 Teams. Und 3 000 Zuschauer feuerten sie an. Eine Tradition begann. 2006 übernahmen dann die Veranstalter Aktiv Nature Tours aus Dresden. Die Veranstaltung wuchs. Und 2009 meldeten sich schon 41 Mannschaften für den Start auf der Talsperre an. Das war der Höhepunkt einer kleinen Erfolgsgeschichte. In den beiden nachfolgenden Jahren begann sie zu bröckeln. Im bisher letzten Jahr des Drachenbootrennens meldeten sich dann nur noch 23 Teams für das Rennen an. Matthias Schneider sucht die Schuld beim damaligen Veranstalter. Dieser will zur Veranstaltung, zu Problemen und Schwierigkeiten nichts mehr sagen. „Das Rennen auf dem Stausee ist Geschichte, das Thema ist für uns durch“, heißt es nur knapp.
Der Aufbau eines neuen Drachenbootrennens wird eine Weile dauern. Zumal es den Verein, der das übernehmen soll, noch nicht gibt. Auch der Kauf eines Drachenbootes scheiterte kurz vor dem Zuschlag. Die Planung in diesem Jahr darüber hinaus voran zu treiben, dafür hatte Matthias Schneider bislang keine Nerven.