Von Claudia Parton
Noch anderthalb Wochen – dann bekommt Sachsen eine neue Weinkönigin. Beworben haben sich drei Frauen: Evelyn Schmidt aus Dresden, Anja Leuschner aus Nieschütz und Sandra Pavlik aus dem Vogtland. Weil sie nur zu dritt sind, darf im kommenden Jahr jede von ihnen einen Titel tragen – die erste den der Weinkönigin, die zweite wird Wein- und die dritte Sektprinzessin.
Beweisen müssen die Kandidatinnen am dritten November im Zentralgasthof Weinböhla, dass sie Weine blind erkennen, sich im Rebanbau auskennen und wissen, was Touristen in den Weinbergen im Elbland erleben können.
Evelyn Schmidt
Sie hat lange überlegt, ob sie kandidieren soll: Evelyn Schmidtaus Dresden, 23 Jahre alt und Tourismus-Studentin kurz vor dem Abschluss. Wie Sachsen seinen Wein vermarktet – ob auf Messen oder als Erlebnistag beim Winzer – kann sie notfalls nachts im Halbschlaf erzählen. „Wein ist eines der wichtigsten Themen in meinem Fach. Wer Tourismus studiert, kommt daran nicht vorbei.“
Deshalb, und weil sie die sächsischen Traminer liebt, hat sie die Bewerbung abgeschickt. Pauken muss sie allerdings noch, wie die Winzer ihre Stöcke verschneiden oder die Trauben lesen. Darüber weiß sie bisher wenig. „Vor der Blindverkostung habe ich die größte Angst.“ Als Weinkönigin würde sie sich eigene Ideen zur Vermarktung der Winzer überlegen. „Ich würde mit mein Bestes geben, den sächsischen Wein noch bekannter zu machen.“
Sandra Pavlik
In ihrer Heimat wissen viele noch nicht einmal, dass es in Sachsen überhaupt Winzer gibt. Das kann so nicht stehen bleiben, findet Sandra Pavlik aus Bad Brambach im Vogtland – und deshalb will sie sächsische Weinkönigin werden. Nach der Arbeit als Kosmetikerin wälzt sie Bücher und Broschüren über die Weinsorten und die Arbeit der Winzer. „Da muss ich noch einiges nachschlagen.“
Sie hoffe, dass sie mit ihrer Natürlichkeit punkten kann. So oder so – ein Amt ist ihr schon sicher. Und wenn sie diesmal „nur“ Prinzessin wird, will sie es im Jahr darauf, mit mehr Erfahrung, erneut versuchen. „Ich kann es mir vorstellen, wenn es mit der Arbeit hinhaut.“ Als Weinhoheit Sandra Pavlik will ihr Bergvolk zum Rebsaft bekehren. „Mein Anliegen ist es, dass auch außerhalb Dresdens oder Meißens mehr sächsischer Wein gekauft wird.“
Anja Leuschner
Zwei Jahre lang war Anja Leuschner aus Nieschütz die Ortsweinkönigin von Diesbar-Seußlitz. Jetzt wagt sie sich an das nächsthöhere Amt. „Ich wollte erst meine Ausbildung abschließen.“ Die 23-Jährige wuchs als Winzertochter zwischen Weinstöcken auf. Sie half im Frühjahr beim Rebschnitt, im Sommer beim Gipfeln und im Herbst bei der Lese der Trauben. Anja Leuschner hat sich vorgenommen, als Weinkönigin die anderen Bundesländer zu bereisen und allen zu erklären, dass Sachsens Weine keineswegs sauer und überteuert sind. „Unsere Winzer müssen sich ganz sicher nicht verstecken.“ Danach wird sie das Dirndl gegen einen Kittel eintauschen – und Medizin studieren.