Von Erich Feuerriegelund Matthias Wehnert
Der Platz am Humboldt-Denkmal im Görlitzer Stadtpark war 1854 gestaltet, das Rondell auf seiner nördlichen Seite mit Gehölzpflanzungen eingefasst. An der Stelle des Brunnens befand sich der „Stern“, eine Schmuckpflanzung. 1867 wurde der Platz als „Conzert-Platz“ bezeichnet und genutzt. Der „Stern“ war verschwunden, jedoch das neue Brunnenrondell bereits fertig.
Nachdem 1871 die Aufstellung des Humboldt-Denkmals erfolgt war, wurde 1874 der Springbrunnen in Betrieb gestellt. In einem Bericht des Rohrmeisters Geißler von 1909 heißt es, dass nach 35 Jahren „die Rohre mit Rost und Schmutz zugesetzt“ seien. 1877 wurden neue Anlagenteile für den Humboldtbrunnen hergestellt. Um 1900 zeigen mehrere Fotografien von Robert Scholz sowie Postkarten den Humboldtplatz inmitten hoher Laubgehölze sowie um Denkmal und Delfinbrunnen herumführende Kieswege. Bei diesem handelte es sich um ein kreisrundes Wasserbecken mit zentraler Delfingruppe. Die aus Zinkguss gefertigte Brunnenplastik war mit einer hohen, weit sichtbaren Mittelfontäne und vier doppelten Seitenspringstrahlen versehen. Das Denkmal war mit Nadelgehölzen umpflanzt.
Dem Humboldt-Denkmal gegenüber fand 1929 eine Brunnenplastik mit Namen „Fischende Knaben“ aus Kunststein Aufstellung, welche mit Figuren spielender Kinder umsäumt war. Die Plastik zeigt drei Knaben beim Fischfang mit vollem Netz. In der Mitte und an den vier Ecken speit das Wasser aus Fischköpfen. Das runde Brunnenbecken wurde mit fächerförmiger zweistufiger Mittelfontäne und seitlich vier flachen Springstrahlen ausgestattet. Gestiftet wurde es vom Kunstglas-Kaufmann Ewald Schneider, der in der Weberstraße 9 sein Geschäft hatte. Dieser war ein kunstsinniger Görlitzer Bürger, der in den 1920er Jahren für die Verschönerung öffentlicher Parks auch Kinderfiguren, eine Sonnenuhr und Ziervasen für den Ölberg- und Feldberggarten (Zgorzelec) stiftete.
Die Brunnengruppe machte den Künstler Walter Wolf bekannt. Er gilt als einer der besten Plastiker der Oberlausitz seiner Zeit. Walter Wolf wurde 1894 in Reichenau geboren, lernte an der Zittauer Handwerkerschule und kam zu Professor dell‘Antonio an die Holzschnitzschule Bad Warmbrunn. Nach dem Kriegsdienst ließ er sich 1921 als freischaffender Künstler in Görlitz nieder, beschäftigte sich außer mit Holzbildhauerei auch mit Stein, Bronze, Keramik. Im Firmennachlass von Kunsttöpfer Walter Rhaue fanden sich keramische Skulpturen von Wolf. Aufgrund der Nähe zu Walter Rhaue wird Wolfs Lebenswerk mit in der Walter-Rhaue-Sammlung dokumentiert.
1933 wurde unter Gartendirektor Brandes der Platz umgestaltet. Die Wegeführung wurde verändert, die nördliche Einfassung des Brunnens mit einer freiwachsenden Taxushecke sowie das Denkmal mit Nadelgehölzen umpflanzt. Es wurden neue Lehnenbänke mit Armstützen aufgestellt. 1973 wurde die Figurengruppe „Fischende Knaben“ mutwillig beschädigt, so dass 2004 eine umfassende Restaurierung erfolgen musste. Durch den Einbau einer Stahlbetonwanne sowie die Erneuerung des Brunnenrandes in Kunststeintechnik wurde das Brunnenbecken 2011 denkmalgerecht instand gesetzt. Die Sanierung der Platzgestaltung ist 2012 geplant.