Von Alexander Hiller u. Jörg Richter
Ralf Hauptmann ließ sich für ein paar Minuten fesseln. „Die kann das richtig gut“, sagte der 205-fache Fußball-Bundesliga-Profi (67 für Dynamo Dresden, 138 für 1. FC Köln). Mit dem Lob aus berufenem Munde war Laura Hennig gemeint. Die 15-jährige Dresdnerin, die seit diesem Sommer für den 1. Leipziger FC 07 kickt, wartete beim Rastelli-Regionalfinale von Dresden mit der beeindruckendsten Leistung auf. 346- mal jonglierte sie den Ball in der Luft, mit links, rechts, beiden Oberschenkeln, sogar mit dem Kopf.
Der 39-jährige Hauptmann war eigentlich in die Soccer-Arena gekommen, um seinen Sohn Marius (wurde als bester Spieler geehrt) bei der Stadtmeisterschaft der F-Junioren anzufeuern. Doch in der Spielpause ließ sich der vierfache Nationalspieler der DDR auch Zeit für die jonglierenden Mädchen. „Das Balljonglieren zählt zu den wichtigsten technischen Grundelementen. Wer den Ball beherrscht, hat auf dem Platz schon mal ein Problem weniger“, sagte Ralf Hauptmann.
Für den Technik-Wettbewerb in der Soccer-Arena, den die SZ mit dem Stadtverband Fußball (SVF) Dresden veranstaltete, hatten sich 15 Mädchen aus Dresden und der Region angemeldet. Zehn kamen aus dem Einzugsgebiet der SZ-Lokalredaktion Radebeul – ein Mädchen vom TSV Reichenberg-Boxdorf und sogar neun (!) von den Soccer-Ladies der TuS Coswig, die erst seit Kurzem Fußball spielen. Sie waren zwar keine Konkurrenz für die erfahrene Laura Hennig, die in der Landesliga kickt, hatten allerdings ihren Spaß. – Dabeisein ist alles.
Anne Liesk von der SG Weixdorf hatte sich auf den Rastelli-Wettbewerb akribisch vorbereitet. „Sie hat sich im Training reingekniet, extra noch ein paar Jongliereinheiten absolviert“, sagte der Weixdorfer Trainer Jörg Maschik. Die Mühe hat sich gelohnt. In der Altersklasse der unter 14-Jährigen setzte sich Anne Liesk mit 117 Ballberührungen durch, hauchdünn vor Franziska Thielemann. Die Johannstädterinnen kickte den Ball 111-mal in der Luft, ehe das Leder zu Boden plumpste.
Auch die jüngste Teilnehmerin wusste zu überzeugen – Geena Gottwald von der SG Dynamo Dresden. Die zierliche Neunjährige mit dem frechen Kurzhaarschnitt überragte das Jongliergerät zwar nur um gut drei Ballgrößen, hielt das runde Leder aber gekonnt in der Luft (65-mal).
„Schön“, befand die bewegungsfreudige Geena Gottwald den Rastelli-Wettbewerb. „Im Training habe ich immer so um die 40 geschafft. Hier lief es richtig gut“, sagte sie. Sie gehört damit zu den zehn Qualifizierten für die Endrunde in Riesa am 5. Januar.
Der Rastelli-Wettbewerb ist zwar ein sportlicher Vergleich, aber auch Austausch-Plattform. Sorgen und Nöte ähneln sich: zu wenig Talente, zu wenige Vergleichsmöglichkeiten – nur 298 Frauen und Mädchen sind im SVF Dresden in Vereinen registriert. So nutzte Holger Hums, Trainer der C-Junioren des Dresdner SC den Sonnabend, um die Mädchen des TuS Coswig zu einem gemeinsamen Trainingsspielchen einzuladen.
„Zum Glück hat der Landesverband seit letztem Jahr auch wieder Trainingsspiele gegen Jungen-Teams erlaubt, sonst hätten wir ein Problem“, sagte er. In Spielen lerne man nun mal am meisten. „Insofern war es mir wichtig, die Coswigerinnen auch mal zum Erfahrungsaustausch nach Dresden einzuladen“, so Hums.