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Drei Nächte mit vier Sternen ohne Frühstück

Urlaub in Sachsen ist zwar gut möglich, aber es gibt Überraschungen. Ein Erfahrungsbericht aus Görlitz.

Von Georg Moeritz
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Grenzkontrollen sorgten schon in der Nacht vor Himmelfahrt für einen kilometerlangen Rückstau in und um Görlitz.
Grenzkontrollen sorgten schon in der Nacht vor Himmelfahrt für einen kilometerlangen Rückstau in und um Görlitz. © Georg Moeritz

Gut zwei Wochen Ferien in Dresden liegen hinter uns. Statt Homeoffice nur noch Home. Die Nachbarn geben Ausflugstipps: „Waren Sie schon in Meißen?“ Natürlich! Foto mit Selbstauslöser vor dem Dom, ohne dass jemand ins Bild läuft. Die Gaststätten sind in den ersten Urlaubstagen noch geschlossen, wir freuen uns über die Toilette auf dem Friedhof. In der Sächsischen Schweiz haben wir den Blick auf die Barbarine fast für uns alleine, in Kamenz den Hutberg-Aussichtsturm.

Und jetzt? Wir folgen einem Buch über Schlösser in der Dresdner Umgebung und verschicken Urlaubsgrüße aus Ottendorf-Okrilla und Dürrröhrsdorf-Dittersbach. Die Verwandtschaft wird staunen. Doch dann kommt die Nachricht, dass Hotels in Sachsen wieder Feriengäste empfangen dürfen. Für die letzten drei Urlaubsnächte entscheiden wir uns für Görlitz. An erster Stelle in der Internetvermittlung steht ein freies Romantikhotel, aber auf dessen eigener Homepage ist noch von Schließung „bis auf Weiteres“ zu lesen. Lieber nicht.

Wir buchen ein Doppelzimmer in einem Viersterne-Hotel in der Görlitzer Innenstadt, für 95 Euro pro Nacht. Das Frühstück soll zusätzlich 9,50 Euro pro Person kosten, Parken mit Videoüberwachung zehn Euro pro Tag. Wir fahren über die A4, sicherheitshalber ab Bautzen-Ost über die Bundesstraße – an manchen Tagen warnte der Verkehrsfunk vor dem Stau vor der Autobahn-Grenzkontrolle.

Am Hotel müssen wir klingeln und uns über die Sprechanlage melden, hinter der Tür wartet ein Fläschchen Desinfektionsmittel. Die Rezeptionistin hat wie wir eine Maske vors Gesicht gehängt und freut sich, dass wir da sind. Erst an diesem Tag habe sie wieder geöffnet. Später trifft ein Radler-Paar mit Tandem ein. Während ich meine Adresse auf den Meldezettel schreibe, erwähnt die Gastgeberin, dass es kein Frühstück gebe. Warum nicht, der Preis stand doch schon fest? „Darauf sind wir nicht vorbereitet.“ Sie entschuldigt sich und empfiehlt die Cafés der Umgebung. Auf der Rechnung, die ich gleich bezahlen soll, steht allerdings sechsmal Frühstück zu je 7,50 Euro. Ich zeige darauf und runzle die Stirn oberhalb meiner Maske. Ich bekomme noch eine Entschuldigung und eine neue Rechnung. Am nächsten Morgen bietet die Wirtin eine Kanne Kaffee an.

Wir machen eine Stadtführung mit, dabei trägt niemand Maske, und bekommen gutes Abendessen von maskierten Kellnern mit desinfizierten Speisekarten. Täglich öffnen mehr Gaststätten. In der Peterskirche dürfen wir auf zugewiesenen Plätzen die Orgel hören und sicherheitshalber einen Zettel mit unserer Adresse ausfüllen. Bei Sonne bummeln wir mit Eis an der Neiße entlang und bestaunen wie alle Touristen den Bauzaun in der Mitte der Altstadtbrücke. Zwei polnische Grenzer mit Maschinenpistole sehen gefährlich aus, lassen aber zu, dass Menschen am Zaun einander Päckchen übergeben.

Schwierig wird nur der Abend vor dem Himmelfahrtstag. Wir kommen von einem Ausflug aus Zittau zurück nach Görlitz, doch schon im Stadtteil Weinhübel stauen sich die Autos auf der B99. Tausende Polen wollen vor dem langen Wochenende über die Neiße und müssen die Kontrolle abwarten. Wir versuchen einen Umweg und kommen immerhin bis auf einen Kilometer an unser Hotel heran. So bleibt unser überwachter Parkplatz in dieser Nacht frei. Wir sind froh über eine Parklücke am Straßenrand und laufen den restlichen Weg zu Fuß. Der Stau verstopft sogar den Obermarkt, auch noch nach Mitternacht, auch noch am Feiertag bis 10 Uhr. Seitdem ist Görlitz wieder gut zu erreichen – und eine Reise wert. Uns hat es gefallen.

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