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Drei Zeugen und vier Aussagen

Eine 25-jährige Waldheimerin stand wegen Körperverletzung vor Gericht. Sie behauptet bedroht worden zu sein.

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Von Helene Krause

Verschüchtert sitzt die kleine, ein wenig kräftige Waldheimerin ganz allein auf der Anklagebank. Dunkelbraune Haare umrahmen ihr kindlich wirkendes Gesicht. Immer wieder sagt sie während der Verhandlung: „Ich habe gar nichts gemacht. Sie haben mich bedroht. Sie wollten mich fertigmachen.“ Sogar ein Messer soll dabei im Spiel gewesen sein. Mit „sie“ sind die Geschädigten gemeint, denn vorgeworfen wird ihr Körperverletzung.

Am 4. Oktober 2012, gegen 19 Uhr, soll die Beschuldigte in der Waldheimer Talstraße einen 27-jährigen Bekannten ohne Grund mit der rechten Faust auf das rechte Auge geschlagen haben. Im Anschluss soll sie dessen damaliger Freundin, einer 22-jährigen Waldheimerin, das rechte Handgelenk verdreht haben. Beide erlitten Schmerzen. Der Bekannte zusätzlich noch ein rotes Auge.

Den Tathergang schildern die Zeugen unterschiedlich. Während der 60-jährige Inhaber der Wohnung, in welcher der Vorfall geschehen sein soll, aussagt, dass die Angeklagte nichts getan hat, beschuldigt er die beiden Geschädigten schwer. „Sie haben sie geschlagen und bedroht.“ Auch soll die Geschädigte der Angeklagten den Oberkörper zerkratzt haben.

Doch davon wissen die beiden mutmaßlich Geschädigten nichts. Auch an ein Messer, dass der 27-jährige aus seiner Wohnung geholt haben soll, mit dem er die Angeklagte bedrohte, erinnern sie sich nicht.

„Wir“ so der 60-jährige Zeuge weiter, „saßen zu dritt zusammen und tranken Bier. Die Angeklagte hat nichts getrunken. Wir wollten Rommé spielen. Da kamen sie.“ Er zeigt auf die Geschädigten. Ein Bekannter, der mit in der Wohnung war, ging. „Er wusste, dass es Ärger geben würde, als die kamen. Deshalb verschwand er.“ Die Geschädigten, die Angeklagte und der Zeuge waren befreundet. Sie trafen sich öfter in der Wohnung des Mannes. Auch an ein Messer erinnert sich der Zeuge. „Ein kleines Küchenmesser lag bei mir auf der Couch. Es gehörte mir nicht. Meine Messer sind alle in der Küche.“

Anlass für das Vorkommnis soll gewesen sein, dass die Angeklagte in Waldheim herumerzählt habe, dass die 22-jährige Geschädigte mit dem 60-jährigen Zeugen ein Verhältnis habe. Dazu habe es auch eine SMS von der Beschuldigten gegeben. Die SMS geschrieben zu haben, gesteht die Angeklagte. Alles andere nicht.

Da keiner der drei Streitenden beim Arzt war und somit auch keine Verletzungen nachgewiesen werden können, und da auch keiner der Zeugen eine Aussage zur Wahrheitsfindung macht, wurde die Angeklagte schließlich freigesprochen.