Dreifacher Corona-Protest in Görlitz

Zwei von drei Demos waren beim Landkreis angemeldet. Zur dritten, die sich "Spaziergang" nannte und am Montag stattfand, sagt Kreissprecherin Franziska Glaubitz: "Uns als Versammlungsbehörde lag für die Aktion am Montag am Postplatz keine Anzeige vor, ergo ist uns nicht bekannt, wer der Initiator war." Laut gültiger Corona-Bestimmungen seien ohnehin nur "ortsfeste Versammlungen" zulässig, also keine Spaziergänge oder Aufzüge.
Laut AfD-Stadtrat Jens Jäschke, der in vorderster Reihe mitspazierte, seien 160 Menschen "unterschiedlicher, politischer Anschauungen am Postplatz" gewesen. Ein Fotograf spricht aber nur von 80 Teilnehmern. Ein Interview mit der SZ lehnte Jens Jäschke ab. Sein Facebook-Eintrag sage alles, was zu sagen sei. Demnach sei es unter Einhaltung der vorgegebenen Abstandsregeln vom Postplatz die Berliner Straße hinauf und über Bahnhof- und Jakobstraße wieder zum Postplatz gegangen.
Forderung nach ordentlicher Politik
Inhaltlich sei es den Spaziergängern um die Rechtsstaatlichkeit also auch um die Einhaltung des Grundgesetzes durch die Regierung Deutschlands gegangen, um "eine ordentliche Politikführung zum Wohl des Bürgers und nicht zum Wohl der Weltfinanzelite". Diese Spaziergänge soll es nun jeden Montag geben, bis, so Jäschke, "endlich wieder vernünftige Verhältnisse im Land herrschen."
Sebastian Wippel bei Demo am Sonnabend dabei
Ganz ähnlich klingen die Ziele, für die laut Polizeiangaben am Sonnabend ebenfalls auf dem Postplatz rund 50 Personen demonstrierten. Motto dieser Demo, die schon das dritte Mal stattfand: "Demokratie und Freiheit statt Willkür und Panik". AfD-Stadtrat und Landtagsabgeordneter Sebastian Wippel lobte die Veranstaltung auf seiner Facebook-Seite: "Eine schöne Demo von Görlitzer Bürgern ganz ohne Parteipolitik, sondern nur für die Grundrechte."

Während den Versammlungsteilnehmern am Postplatz also eher die Maßnahmen ein Dorn im Auge sind, klingen die Anhänger der dritten Protestgruppe schon beinahe wie Corona-Leugner. Anja Basenach, die auf der Elisabethstraße das Maharani Ayurveda betreibt, agiert bei dem Treff unter dem Motto „Musik als verbindendes Element in Zeiten von Corona“ federführend und teilt der SZ mit, das Schreckgespenst, was gerade durch Wohnungen und Straßen geistere und einen erheblichen Schaden anrichte, müsse nicht sein. "Ist es wirklich gerechtfertigt unser soziales und kulturelles Leben zu ersticken und unsere Wirtschaft lahmzulegen? Oder reicht es vielleicht die Personen besonders zu schützen und zu betreuen, die sich der diesjährigen Grippewelle nicht gewachsen fühlen?", stellt Anja Basenach in den Raum.