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Erster Akt bei Dresdner Postplatz-Neubau

Die Baugrube der Annenhöfe ist fast fertig. Das Projekt ist inzwischen zur Aufgabe im Mathematikunterricht geworden.

Von Peter Hilbert
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Die Baugrube der Annenhöfe ist ausgehoben. Eisenflechter Rafet Plojovic stellt derzeit mit seinen Kollegen die Stahlbewehrung für die Bodenplatte her.
Die Baugrube der Annenhöfe ist ausgehoben. Eisenflechter Rafet Plojovic stellt derzeit mit seinen Kollegen die Stahlbewehrung für die Bodenplatte her. © René Meinig

Dresden. Eine riesige Baugrube klafft direkt am Postplatz zwischen Freiberger, Schweriner Straße und Hertha-Lindner-Straße. Dort errichtet die TLG Immobilien AG den fünfstöckigen Bürokomplex der Annenhöfe. Anfang Januar hatte der Aushub der 6.200 Quadratmeter großen und neun Meter tiefen Baugrube begonnen. „Sie ist jetzt zur Hälfte fertig“, sagt Bauleiter Stefan Reim von der Firma Wolff und Müller, die den Neubau in einer Arbeitsgemeinschaft mit Züblin errichtet. Fertig sei der Teil der Baugrube am Ende der Schweriner Straße.

Damit die Baugrube ihre jetzige Tiefe von neun Metern erreichen konnte, mussten rund 60.000 Kubikmeter Erdreich ausgebaggert und abtransportiert werden.
Damit die Baugrube ihre jetzige Tiefe von neun Metern erreichen konnte, mussten rund 60.000 Kubikmeter Erdreich ausgebaggert und abtransportiert werden. © René Meinig

Am 11. Mai wurde damit begonnen, die Bewehrungsstähle für die Bodenplatte zu verlegen. Auch die andere Hälfte der Baugrube ist bis zur vollen Tiefe ausgebaggert. Derzeit wird die Fläche unter der künftigen Bodenplatte begradigt. „Ein Minibagger zieht gerade die Fläche ab“, erläutert der Bauleiter. Das sei durchaus Feinarbeit. Denn auch dabei komme es auf Genauigkeit ab. Zulässig ist nur eine Höhendifferenz von zwei Zentimetern.

Damit das Grundwasser die Baugrube nicht überflutet, wird es  von sechs Filterbrunnen erfasst. So ein Brunnen besteht aus einem zwölf Meter langen Kunststoffrohr mit seitlichen Löchern, das in eine Kiesschicht eingebettet ist. So können insgesamt bis zu 360 Kubikmeter stündlich gefiltert und abgepumpt werden.

Direkt an der Baugrube beginnen zwei blaue Leitungen. Eine führt zum Kulturpalast, die andere zur Elbe. Wird das Grundwasser in der Fernkälte-Zentrale im Kulturpalast benötigt, schließt eine Regelvorrichtung den Schieber der Leitung in Richtung Elbe, sodass es zum Kulturpalast gepumpt wird. Die Pumpen können erst abgeschaltet werden, wenn die Decke über der oberen Tiefgaragen-Ebene fertig ist. Erst dann habe der Rohbau genug Gewicht, dass die Bodenplatte nicht vom Grundwasser nach oben gedrückt werden kann.

So sah die Baugrube der Annenhöfe noch vor zwei Monaten aus. Bauleiter Stefan Reim zeigt einen der sechs Brunnen, in denen das Grundwasser erfasst und dann über ein Leitungssystem abgepumpt wird.
So sah die Baugrube der Annenhöfe noch vor zwei Monaten aus. Bauleiter Stefan Reim zeigt einen der sechs Brunnen, in denen das Grundwasser erfasst und dann über ein Leitungssystem abgepumpt wird. © René Meinig

Erfreut ist Reim, wie kreativ das Großprojekt verfolgt wird. Eine Lehrerin hatte sich beim Bauleiter gemeldet. Sie hatte aus den Angaben und Zahlen der jüngsten SZ-Berichte Matheaufgaben für ihre Schüler erarbeitet. Dafür drei Beispiele:

  • Wir kennen zwar die Größe, aber nicht die Form der Grundfläche der Baugrube. Die Seitenwände verlaufen senkrecht in die Tiefe. Welche geometrischen Körper kommen für die Form der Baugrube in Frage?
  • Berechne, wie viele Kubikmeter Erdaushub bis jetzt aus der Baugrube gebaggert wurden.
  • Berechne, wie viel Kubikmeter Erdaushub insgesamt nach Erreichen der vollen Tiefe ausgebaggert worden sind.

So eine Verbindung der Baupraxis mit der Schule findet der Bauleiter toll. Denn trotz der Coronakrise ziehen seine Bauleute durch und freuen sich, wenn das aufmerksam verfolgt wird. Ende Mai soll die Baugrube komplett fertig sein. „Nur die Zufahrtsrampe für die Bautransporte bleibt“, erklärt Reim. Bis Ende dieses Jahres soll der Rohbau im Untergrund stehen.

So soll der Bürokomplex er die Annenhöfe am Postplatz aussehen. Dafür investiert die TLG Immobilien AG rund 70 Millionen Euro.
So soll der Bürokomplex er die Annenhöfe am Postplatz aussehen. Dafür investiert die TLG Immobilien AG rund 70 Millionen Euro. © Visualisierung: Knerer und Lang Architekten

Ab Anfang 2021 wächst der rund 70 Millionen Euro teure Neubau in die Höhe. Geplant ist, dass im August nächsten Jahres das Richtfest gefeiert werden kann. Ein Jahr später sollen die Annenhöfe fertig sein. Auf rund 20.000 Quadratmetern sollen dort Büros einziehen.

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