Dresden. Gewalt unter Kindern und Jugendlichen spielt an Dresdner Schulen immer wieder eine Rolle. Erst an diesem Montag gab es eine heftige Auseinandersetzung an der Oberschule Cossebaude, bei der mehrere Schüler aufeinander losgingen, für einige endete das sogar im Krankenhaus.
Was sagen Polizei und Landesamt für Schule und Bildung?
In einer ersten Meldung vom Montag teilte die Polizei mit, dass die Beamten zur Oberschule in der Erna-Berger-Straße gerufen wurden, weil es eine Auseinandersetzung unter den Schülern gegeben habe. Nach ersten Ermittlungen seien mehrere Jugendliche auf dem Schulhof in Streit geraten, was in einer Prügelei endete. Dabei seien fünf Schüler verletzt worden. Die Polizei bat die Dresdner um Mithilfe und nahmen Hinweise dazu entgegen.
Nun wurden weitere Hintergründe zum dem Vorfall bekannt. Demnach ist offenbar noch unklar, warum die Schüler stritten. Die Ermittlungen dazu dauern an, heißt es. Fünf Schüler seien leicht verletzt und in einem Krankenhaus ambulant versorgt worden. Nach bisherigen Erkenntnissen handelte es sich um Schüler verschiedener Nationalitäten, es waren deutsche, irakische und tschetschenische Jugendliche.
Das Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) will aus Datenschutzgründen keine Angaben zur Herkunft der beteiligten Schüler machen. Wie unterschiedlich mitunter die Angaben von Behörden sind, zeigt auch, dass das Lasub nur zwei Schüler als verletzt meldet, von denen einer kurzzeitig im Krankenhaus zur Kontrolle gewesen sei. Immerhin: Dem Landesamt ist bekannt, dass es während des Schultages bereits verbale Auseinandersetzungen gab, die auf dem Weg nach Hause eskalierten.
Was wissen Eltern über den Vorfall?
Ein Vater, dessen Sohn die 9. Klasse an der Oberschule besucht, berichtet, dass es bereits im Unterricht Streit unter den Schülern gegeben habe, weil sich ein Mitschüler gegenüber einem Mädchen mit Migrationshintergrund benachteiligt fühlte und dies nach der Stunde auch dem Lehrer zu verstehen gab. Der Vater betont, dass er nur wiedergeben kann, was sein Sohn ihm berichtet habe.
Demnach sei die Schülerin auf dem Schulhof zu einer anderen Gruppe Jugendlicher gegangen, ebenfalls Migranten, woraufhin offenbar eine erste körperliche Auseinandersetzung folgte. Das wurde von den Lehrern beendet. Nach dem Unterricht hätten weitere Jugendliche - "hier sollen 20 bis 30 beteiligt gewesen sein", so der Vater - vor dem Schulhof gewartet. Es kam erneut zum Streit und zu körperlichen Übergriffen. Beendet wurde das wohl erst durch die Polizei, die verständigt worden war.
Eine derartige Massenschlägerei sei für die Familien völlig neu. Seit Jahren sei sein Sohn an dieser Oberschule, bislang habe es so einen Vorfall nicht gegeben. "Wir wohnen seit vielen Jahren in Cossebaude und die Oberschule ist gewiss keine Problemschule", so der Vater. Er selbst wisse, dass Integration im Stadtteil gelebt werde, seit 2015 gebe es in seinem Fußballverein eine Gruppe für Flüchtlinge, die gut besucht wird. "Inzwischen haben wir in vielen Mannschaften Spieler mit Migrationshintergrund." Dennoch mache er sich Sorgen, um die Sicherheit der Kinder und auch darum, dass die Auseinandersetzung politisch instrumentalisiert werde. So sei im Klassenchat seines Sohnes ein Statement der AfD Sachsen geteilt worden. Dort wird der Vorfall mit "westdeutschen Verhältnissen" verglichen.
Was wird für die Sicherheit der Oberschüler getan?
"Das zuständige Polizeirevier wird nach diesem Vorfall im Bereich der Schule verstärkt Präsenz zeigen", teilt Polizeisprecher Marko Laske auf Anfrage mit. Gleichzeitig werde die Dresdner Polizei auch mit Präventionsangeboten an die Schule herantreten. Das bestätigt auch das Landesamt für Schule und Bildung. Von einem grundlegenden Gewaltproblem geht man an der Oberschule Cossebaude offenbar nicht aus: Bislang seien keine derartigen Vorfälle an dieser Schule bekannt.
Weil jetzt "die Polizei täglich vor Ort ist und die Schule observiert wird" vermutet der Vater, dass die Auseinandersetzung wohl doch dramatischer gewesen ist. Er berichtet aber auch, dass die Schule selbst das Thema aufarbeitet. So habe an diesem Freitag eine Klassenleiterstunde mit den Schülern stattgefunden, bei der es um den Vorfall vom Montag ging.
Die Eltern haben außerdem per E-Mail ein Informationsschreiben von der Schule bekommen. Demnach nehme die Schulleitung das Problem und die daraus resultierenden Sorgen und Ängste der Schüler, Eltern und Lehrer sehr ernst. Die Polizei hätte bereits mehrere Vernehmungen durchgeführt, es gebe eine tägliche Besprechung zwischen Beamten und Schulleitung und betroffene Schüler werden durch einen Schulpsychologen unterstützt. Ende März soll es zudem eine Elternratssitzung zu diesem Problem geben.