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Bräustübel wird doch nicht Theaterstätte

Reiner Petrovsky wollte im April mit seinem Ensemble aus der Yenidze an den Körnerplatz ziehen. Doch die Zeit drängt. Nun gibt es gleich mehrere Alternativen.

Von Nora Domschke
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Für eine dauerhaften Betrieb muss das Bräustübel am Körnerplatz saniert werden. Dafür wird zunächst ein Gutachten gemacht.
Für eine dauerhaften Betrieb muss das Bräustübel am Körnerplatz saniert werden. Dafür wird zunächst ein Gutachten gemacht. © Marion Doering

Dresden. Er hatte auf eine schnelle Zwischenlösung gehofft - nun macht ein Gutachten Reiner Petrovsky und seinem Theater 1001 Märchen  einen Strich durch die Rechnung. Als im vergangenen Jahr bekannt wurde, dass Petrovsky und sein 40-köpfiges Ensemble die Kuppel der Yenidze verlassen, war eine Alternative mit dem seit zwei Jahren leer stehenden Bräustübel am Körnerplatz eigentlich schnell gefunden. Im Dezember erst hatte Petrovsky seine Pläne für die Loschwitzer Kulteinrichtung vorgestellt, hatte gezeigt, wo umgebaut und wie die Bühne genutzt werden soll. Die Stadt hatte immer wieder bestätigt, dass die Spielstätte einmal im Monat genutzt werden kann. Doch so unproblematisch scheint die Zwischenlösung nun doch nicht zu sein.

"Uns wurde mitgeteilt, dass das Bräustübel zurzeit nicht bespielbar ist", sagt Petrovsky. Alles hänge an einem Gutachten, das zeigen soll, was in dem markanten Gebäude alles saniert werden muss. Außerdem gebe es keinen zweiten Rettungsweg, was ebenfalls einem Theaterbetrieb im Wege stehen würde. "Wir sollen Beschied bekommen, wenn das Gutachten fertig ist", erklärt Petrovsky. Das bestätigt das städtische Hochbauamt auf SZ-Anfrage: "Alle weiteren Schritte, wie eine Aussage zur künftigen Nutzungsart, zu Kosten, Fristen, und der Möglichkeit kurzfristiger Nutzungen, können erst nach Vorliegen eines bautechnischen Gutachtens festgelegt werden." Dieses Gutachten sei in Auftrag gegeben. Sobald die Ergebnisse vorliegen, sollen weitere Schritte insbesondere mit dem Amt für Kultur und Denkmalschutz abgestimmt werden.

Am 17. Dezember 2019 war Reiner Petrovsky voller Vorfreude und stellte die Räume im Bräustübel vor. Hier wollte er ab April mit seinem Theater 1001 Märchen spielen. "Wir werden es offensichtlich doch nicht für eine Zwischennutzung bekommen", sagt er jetzt
Am 17. Dezember 2019 war Reiner Petrovsky voller Vorfreude und stellte die Räume im Bräustübel vor. Hier wollte er ab April mit seinem Theater 1001 Märchen spielen. "Wir werden es offensichtlich doch nicht für eine Zwischennutzung bekommen", sagt er jetzt © Christian Juppe

Doch so lange will und kann der Theatermacher nicht warten, denn er muss seinen Spielbetrieb planen und dafür werben. "Wir mussten uns jetzt einfach um eine Alternative kümmern." Eigentlich sind es sogar gleich vier Alternativen, denn zum ersten Mal in der mehr als 20-jährigen Geschichte von 1001 Märchen soll an vier verschiedenen Orten gespielt werden. Neben den Landesbühnen und dem Lügenmuseum in Radebeul sollen Aufführungen auch im orientalischen Restaurant Ali Baba in Mickten sowie in der Kulturkulisse in Plauen stattfinden. Ab Mai soll der Spielbetrieb dort beginnen, der Plan dafür werde demnächst auf der Homepage veröffentlicht.  Die dort bereits angekündigten Aufführungen im Bräustübel hat Petrovsky wieder gelöscht. 

Trotz allem hofft der Theatermacher, perspektivisch - also nach der Sanierung - ins Bräustübel einziehen zu können. "Wir wollen uns dann auch an der Ausschreibung dafür beteiligen." Mit einer Unterschriftensammlung will Petrovsky der Stadt verdeutlichen, wie wichtig diese feste Dresdner Spielstätte für sein Traditionstheater ist. Mehr als 2.000 Unterstützer hätten bislang unterzeichnet. Nun freut sich Petrovsky erst einmal auf die neue Herausforderung, die zwar viel Arbeit, aber auch ungewohnte Möglichkeiten mit sich bringt. Denn jede der vier Spielstätten würde ein dafür passendes Programm bekommen. 

In den Landesbühnen gebe es genug Platz, um mal etwas Größeres auszuprobieren. Im arabischen Restaurant Ali Baba am Puschkinplatz sei der Märchenkeller optimal für orientalische Stücke geeignet, im Lügenmuseum will das Ensemble vor allem lustige und skurrile Stücke aufführen. Und die Kulturkulisse im Stadtteil Plauen bietet eine Art Wohnraum-Atmosphäre, die wiederum ganz anders genutzt werden könne, so Petrovsky. 

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