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Dresdner Citybeach droht das Aus

Spekuliert wurde über eine Schließung schon lange. Nun könnte sie Realität werden. Doch die Gründe sind andere als angenommen.

Von Sarah Herrmann
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Wie geht es mit dem Dresdner Citybeach weiter?
Wie geht es mit dem Dresdner Citybeach weiter? © René Meinig

Dresden. Der Baustart der Hafencity bereitete dem Purobeach 2018 ein Ende. Auch über die Zukunft des nahe gelegenen Citybeaches wurde schon damals viel spekuliert: Muss auch Dresdens zweite große Strandbar schließen? "Wir bleiben die nächsten Jahre", versicherte der Betreiber noch im selben Jahr gegenüber der SZ. Dieses Versprechen könnte nun gebrochen werden. Doch der Bau der Dresdner Hafencity ist nicht schuld.

"Die Nutzung der Wiesenfläche am Elberadweg mit Sonnenliegen und Sonnenschirmen wird von der Stadt nicht mehr genehmigt", erklärt Besitzer Frank Weisbach auf Facebook. Seit 2018 hatte er auf die Rasenfläche am Fluss bestuhlt - als Ersatz für die durch den Bau der Hafencity weggefallene Sandfläche. Der Betreiber zeigte sich mit der neuen Variante zufrieden. Die Gäste hätten dadurch sogar mehr Sitzmöglichkeiten. Dass diese nun verschwinden müssen, ist für Weisbach ein herber Schlag: "Die Nutzung der Wiesenfläche ist aber für das wirtschaftliche Betreiben des Gastronomiebetriebes Citybeach unabdingbar", heißt es auf Facebook weiter.

Leider seien mehrere Gespräche mit dem Bauaufsichts-, Umwelt- und Stadtplanungsamt und sogar mit Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) ergebnislos geblieben. "Wir haben Kompromisse vorgeschlagen, aber die Verantwortlichen auf den Behörden der Stadt Dresden waren zu keinem Kompromiss bereit", so Weisbach. "Somit ist die Zukunft des Citybeaches in Gefahr."

Ronny Rahmelow ist Chef im Citybeach an der Elbe.
Ronny Rahmelow ist Chef im Citybeach an der Elbe. ©  Archiv: Rene Meinig

Stadtsprecher Karl Schuricht bestätigt auf SZ-Anfrage, dass es für die Nutzung der Wiese keine Genehmigung gibt. "Vom Betreiber des Citybeachs war die Einrichtung eines Biergartens im Sommerhalbjahr mit Sitzmöglichkeiten für insgesamt 50 Personen, Tischen, Holzliegen und Sonnenschirmen sowie Fahrradstellplätzen beantragt worden", erklärt er. Die Wiese zähle allerdings zum sogenannten Außenbereich. "Im Außenbereich kann ein Vorhaben nur dann zugelassen werden, wenn es die Voraussetzungen der Privilegierung  erfüllt oder seine Ausführung öffentliche Belange nicht beeinträchtigt", so Schuricht. Priviligiert sind beispielsweise Nutzungen zur Gewinnung von Wind- oder Solarenergie oder eine landwirtschaftliche Nutzung. Die gastronomische Nutzung zählt nicht dazu. "Außerdem werden mit der Errichtung des Biergartens öffentliche Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie des Hochwasserschutzes beeinträchtigt", erklärt der Stadtsprecher. Es gehe unter anderem um den Erhalt von Lebensraum für Vögel.

Auf Facebook schlägt die Nachricht vom drohenden Aus hohe Wellen. Innerhalb kürzester Zeit finden sich unter dem Beitrag mehr als 150 Kommentare. Viele bedauern das drohende Aus. "Dresden wird somit leider immer unattraktiver, was die Freizeitbeschäftigung betrifft. Daran denken die Leute im Rathaus nicht", schreibt beispielsweise Rico Türschmann. Einige Gäste bekunden ihre Solidarität: " Ihr habt genug Fans. Die bringen zukünftig eben alle ihr Decken mit. Ihr besteht ja nicht nur aus Sonnenliegen. City Beach ist mehr", schreibt Lars Lindner. Auch die Idee, Decken gegen Pfand zu verleihen, kommt auf. 

Hotelmanager meldet sich zu Wort

Trotz der Begründung des City-Beach-Betreibers wird aber auch im sozialen Netzwerk spekuliert, dass der Bau der Hafencity etwas mit dem drohenden Aus zu tun hat. Die Gründe der Stadt seien nur vorgeschoben, um noch weitere Neubauten zu errichten und der Citybeach passe halt nicht zum benachbarten Vier-Sterne-Hotel, das noch in diesem Jahr eröffnen soll, heißt es in mehreren Kommentaren. Dazu meldet sich auch der künftige Hotelmanager zu Wort.

"Arcotel Hafencity steht mit dem Citybeach im Austausch und wird eine freundschaftliche Nachbarschaft pflegen. Auch ist der Citybeach für unsere Gäste eine wertvolle Attraktion und erhaltenswert", so der gebürtige Dresdner Marcus Koehler. "Was in unser Möglichkeit steht, den Beach zu unterstützen, werden wir auch nutzen." Dem stimmt auch der Citybeach-Betreiber zu. Vom Hafencity-Investor USD (Unser schönes Dresden) werde derzeit in eine Schallschutzbebauung investiert, damit die Volleyballfelder neben dem Hotel-Neubau bestehen bleiben können.

Hilfe könnte es nun aus der Dresdner Politik geben. "Wir werden uns für den Erhalt des Citybeachs und für die Nutzung der Wiesenflächen einsetzen. Die Location gehört zu den wichtigen Stätten Dresdner Klubkultur, ist beliebter Ausflugs- und Erholungsort und nicht zuletzt ein etabliertes Dresdner Gastronomie-Unternehmen", sagt FDP-Stadtrat Robert Malorny. Am 26. März will seine Fraktion deshalb die Verwaltung zu dem Thema befragen. Außerdem ist ein Antrag geplant: Demnach sollen alle zuständigen gemeinsam mit dem Citybeach zügig eine Lösung finden, damit die Wiesenflächen genutzt werden können. Derzeit läuft zudem ein Widerspruch gegen die Ablehnung, der von der Landesdirektion bearbeitet wird, wie die Stadt mitteilt.

Update: Am Mittwochnachmittag hat der Citybeach eine Petition gestartet. "Bitte helft uns mit Eurer Unterschrift um Dresden weiterhin eine Stadtoase an der Elbe zu ermöglichen", schreibt das Team. Bereits in den ersten 20 Stunden kamen rund 2.300 Unterschriften zusammen.

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