"Zweite Welle in Dresden ist möglich"

Dresden. Aktuell steigen die Coronazahlen wieder. Auch in Dresden, wenn auch sehr langsam. Ab dem Wochenende soll es voraussichtlich ein Testcenter am Dresdner Flughafen geben. Was sagen die Mediziner dazu? Die SZ hat mit Dr. Katja de With, Leiterin Klinische Infektiologie am Universitätsklinikum Dresden gesprochen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Wie groß ist die Gefahr einer zweiten Welle für Dresden durch die Ferien?
"Klar, möglich ist eine zweite Welle in Dresden schon", sagt Dr. Katja de With. Das hänge davon ab, wo die Leute Urlaub machen. Dabei ginge es laut der Medizinerin nicht allein um Fernreisen. "Auch innerhalb der EU besteht die Möglichkeit, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Im März haben wir das in der Corona-Ambulanz mit Rückkehrern aus Ischgl schon erleben dürfen", so de With. Gleiches könne wieder passieren.
Wenn heute zum Beispiel jemand aus St. Wolfgang in Österreich in die Ambulanz käme, wäre man schon alarmiert. "Derzeit merken wir die Urlaubssaison bereits in der Corona-Ambulanz. Es stellen sich durchaus mehr Leute vor, die aus fernen Ländern wie Syrien, Ägypten, USA oder der Türkei zurückgekommen sind und sich testen lassen wollen", beobachtet sie. Teils seien sie asymptomatisch, teils zeigten sie klare Symptome für eine Infektion. Durch Reisende ist das Virus Anfang des Jahres nach Sachsen eingeschleppt worden. "Wir müssen also sehr gut aufpassen und vor allem Reisende, die erkältet sind, testen. Heißt: Wer in Dresden bleibt und keinen Kontakt zu Rückkehrern hat, läuft weniger Gefahr sich anzustecken", betont de With.
Welche Länder sind besonders kritisch? Rückkehrer aus Serbien und Tschechien brachten Infektionen mit, sollten die Dresdner diese Länder aktuell lieber meiden?
Diese Frage könne man nicht so pauschal beantworten. Hier verweist das Uniklinikum auf das RKI und die Empfehlungen des Auswärtigen Amtes. "Auf der Karte sieht man: Einige wenige Regionen in Spanien stellen derzeit ein Risikogebiet dar, Spanien selbst steht aber nicht auf der Liste der Risikoländer. Gleiches gilt für Bulgarien", sagt de With. Sie empfiehlt, nicht zu pauschalisieren. Nicht ganze Länder, sondern einzelne Regionen mit lokalen Ausbrüchen sollten betrachtet und beobachtet werden. Die Situation bleibe weiterhin sehr dynamisch und hoffentlich alle Reisenden sehr aufmerksam.
Wie wichtig ist eine Quarantäne nach dem Urlaub zum Beispiel für Türkei-Rückkehrer?
"Ich bin für eine konkrete Nachfrage nach Urlaubsgewohnheiten und Urlaubsort. Wenn ein Land gänzlich betroffen ist, dann ist eine Quarantäne eher sinnvoll", sagt die Infektiologin. Die Quarantäne sei für Rückkehrer aus fast allen Ländern außerhalb der EU derzeit ohnehin vorgeschrieben. Andernfalls sollten sich Urlauber selbst kritisch hinterfragen. Wer auf einsamer Bergwanderung unterwegs war, ist sicher weniger gefährdet, als wenn er mit vielen Menschen auf engem Raum zusammen war.
Wie sinnvoll sind die Teststationen an Flughäfen?
Hier ist de With skeptisch. "So können Rückkehrer bei einem solchen Test das Virus bereits in sich tragen, ohne dass sie ansteckend sind. Dann ist der Test negativ." Die Tests müssten also wiederholt werden. Solange nur einige Flughäfen solche Teststationen anbieten und dort der Test obendrein freiwillig ist, bleibe der Erkenntnisgewinn begrenzt. Die Infektiologin haabe in der Corona-Ambulanz Anfang der Woche zum Beispiel einige Menschen gehabt, die mit dem Flieger in Berlin gelandet und dann mit dem Zug nach Dresden gefahren seien. In Berlin wurde noch nicht getestet. Es mache also wenig Sinn, nur an Flughäfen zu testen.
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