Corona: Dresdner Händler kämpfen gegen Krise

Dresden. Seit rund zwei Wochen sind in Dresden die Läden geschlossen. Alle, die nicht Lebensmittel oder Drogerieprodukte verkaufen, mussten zum Schutz vor der weiteren Verbreitung des Coronavirus zumachen. Gerade die kleinen Einzelhändler in der Stadt trifft es hart. Sie sind kein Teil einer Kette, die auf ein großes Netz und Rücklagen zurückgreifen kann. Die SZ hat mit den Händlern rund um die Dresdner Hauptstraße gesprochen.
Darunter ist Franziska Rüpprich vom Herrenausstatter Prüssing & Köll aus der Heinrichstraße nahe der Hauptstraße. Sie kämpft sich seit 16 Jahren durch. Jetzt steht sie, wie alle anderen Dresdner Händler, vor einer großen Herausforderung. Mindestens vier Wochen lang keine Umsätze aus dem normalen Betrieb. "Es ist natürlich nicht einfach, aber wir lassen den Kopf nicht hängen. Ändern können wir es ja sowieso nicht", sagt Rüpprich. Ihr Laden steht für Handarbeit und Qualität, viel wird in der eigenen Schneiderei selbst genäht.
Die Inhaberin startet in der nächsten oder übernächsten Woche einen Onlineshop, damit ihre Kunden weiterhin ihre Produkte kaufen können. So will sie weiter Umsatz erzielen. "Wir arbeiten hinter den Kulissen weiter und produzieren schon viele Dinge vor", sagt sie. Ihre sechs Mitarbeiter sind aber alle in Kurzarbeit. Zusätzlich bildet das Unternehmen noch aus.
Prüssing & Köll fertigt auf Maß Anzüge, Sakkos, Hosen, Westen, Mäntel, Hemden, Krawatten in Extralängen oder Schleifen zum Selbstbinden. Kunden können aus rund 5.000 Stoffen wie Leinen, Schurwolle, Seide bis Tweed auswählen. Wer schon immer einen Maßanzug haben wollte, kann sich dort vermessen lassen und Rüpprich und ihre Kollegen fertigen die Kleidung in Handarbeit an.
Ebenfalls kreativ geworden ist Elisa Lehmann, die Inhaberin der Boutique Valentina auf der Hauptstraße. Sie hat seit sechs Jahren ihre zwei Läden und verkauft dort italienische Mode wie Schuhe, Kleidung, Strumpfhosen und Handtaschen. Sie liefert Kleidung im Stadtgebiet bis vor die Tür ihre Kunden und kostenfrei in Deutschland. "Ich freue mich, dass mir meine Stammkundinnen auch in der Krise treu bleiben", sagt Lehmann. "Ich ziehe mir fast täglich Teile aus meiner Kollektion an und schieße Fotos davon und poste es im Internet, um für die Bestellungen zu werben."
Diesen Umsatz könne man aber natürlich nicht mit dem sonstigen vergleichen. Sie hofft deshalb, dass sie bald wieder öffnen kann. Elisa Lehmann kann sich noch sehr gut erinnern an den Moment, als sie von den Ladenschließungen erfuhr. "Ich war erstmal geschockt und die ersten Tage wie im Trance", sagt sie. Doch schnell habe sie beschlossen, weiter zu kämpfen.
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Auch Nadja Burghardt vom Antiquitätenladen auf der Hauptstraße kämpft seit Wochen mit der Schließung wegen des Coronavirus. Erst im Oktober hatte sie den Laden von ihrer Mutter übernommen, die ihn mit Büchern, Schmuck und Deko-Gegenständen seit 1992 geführt hatte. "Ich hoffe sehr auf den 20. April, dass wir wieder öffnen können, aber wer weiß das schon", sagt Burghardt . Sie habe den Zuschuss von der Stadt beantragt und wartet jetzt auf einen positiven Bescheid.
Ähnlich wie ihre anderen Kollegen von der Hauptstraße bietet auch sie bei Bedarf einen Lieferdienst an. "Wer etwas in meinem Schaufenster entdeckt, das er gern haben möchte, kann mich gerne kontaktieren und ich sende es im Stadtgebiet zu", so Burghardt. Aber auch sie weist darauf hin, dass diese Einnahmen nicht den Umsatzausfall ersetzen. Alle Kosten wie Miete und Nebenkosten würden ja weiterlaufen.
Auch wieder offen seit diesem Donnerstag hat der Terence-Hill-Eissaloon mit einem Außer-Haus-Verkauf von Eis. Auch hier der Versuch ein paar Euro dazuverdienen, da das Wetter am Wochenende mit 17 Grad sehr schön werden soll. Chefin Viktoria Franke hatte erst Ende vergangenen Jahres ihren Laden aufgemacht und sie verkauft dort Eisbecher ganz im Stil des Westernhelden. Nach zwei Wochen Zwangspause soll jetzt dringend wieder ein wenig Umsatz reinkommen.
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