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Roland Kaiser will Dresdens Dampfern helfen

Das Geschäft der Dampfschiffahrt lief im Juli so gut wie schon lange nicht mehr. Wie Schlagerstar Roland Kaiser zu ihrer Rettung beitragen will.

Von Christoph Springer
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Die historischen Schiffe gehören auf die Elbe, meint Roland Kaiser. Die Ticketnachfrage ist derzeit so groß, dass der Dampfer Diesbar für die Weinstraße-Fahrten zu wenig Platz hat.
Die historischen Schiffe gehören auf die Elbe, meint Roland Kaiser. Die Ticketnachfrage ist derzeit so groß, dass der Dampfer Diesbar für die Weinstraße-Fahrten zu wenig Platz hat. © Archiv/Arvid Müller

Dresden. Wenn der Kaiser ruft, kommen Tausende. Die Tickets sind binnen Minuten ausverkauft, bei den Konzerten an der Elbe gegenüber dem Terrassenufer wird es voll. Nicht nur im abgesperrten Bereich vor der Bühne. Das war in diesem Jahr anders. Kaisermania war nur im Fernsehen, Roland Kaiser war aber trotzdem da. Auf dem Salonschiff Gräfin Cosel stand er Rede und Antwort und nutze diese Gelegenheit auch für einen Aufruf, der der Flotte helfen soll. 

Roland Kaiser bittet die Dresdner, für die Dampfschifffahrt zu spenden. In seiner Videobotschaft, die er für den Verein "Weiße Flotte Dresden - Freunde der Sächsischen Dampfschifffahrt" aufgenommen hat, rührt der Kaiser die Trommel für die Spendenaktion des Vereins, der selbst mitbieten will bei der Übernahme der Flotte. "Das ist eine gute Chance, diese wunderbaren Schiffe zu erhalten", meint Roland Kaiser zu der Spendenaktion.

Sechsstellig ist die Summe noch nicht, die Spender bisher dem Verein überwiesen haben, sagt Vereinsvorstand Nicole Scholze. Sie müsste auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag anwachsen, will der Verein eine echte Chance haben, mit den etwa sechs Unternehmen und Privatleuten mitzubieten, die sich für eine Investition in die Dresdner Flotte interessieren.

Unterdessen lief das Geschäft der Dampfschifffahrt im Juli so gut wie schon lange nicht mehr. Rund 76.000 Passagiere sind mitgefahren, deutlich mehr als in den vergangenen zwei Niedrigwasserjahren. 2017 und 2018 waren es im Juli jeweils weniger als 40.000. Nur 2016 lief es ähnlich gut, da gingen etwa 80.000 Fahrgäste an Bord. Beim Zahlenvergleich von 2020 und 2016 muss man zusätzlich bedenken: Im Augenblick sollen die Kunden ihre Fahrkarten am besten ausschließlich online buchen. Sind alle Außenplätze eines Dampfers oder eines Salonschiffs belegt, endet der Fahrkartenverkauf. Innenplätze gibt es dann nur noch direkt beim Einstieg, verbunden mit dem Hinweis, dass in den Salons Maske getragen werden muss. So schreibt es das Hygienekonzept der Flotte vor. Das heißt, voll ausgelastet fährt derzeit kein Dampfer und auch kein Salonschiff, die strengen Regeln schrecken vermutlich sogar mehr Passagiere ab, als zum Beispiel 2016 in Kauf genommen haben, keinen festen Außensitzplatz zu haben.

Außerdem haben die Verantwortlichen der Flotte registriert, dass die aktuellen Hygieneregeln an Bord Fragen aufwerfen. "Viele Gäste kommen aus anderen Bundesländern, da gelten andere Regeln", sagt Sprecher Robert Körner. Dass alle Außenplätze auch ohne Maske genutzt werden dürfen, führe bei manchen Fahrgästen auch zu Verunsicherung. Und: Auf den Dampfern und Salonschiffen müssen die Passagiere weiter in Kauf nehmen, dass sie an ihren Plätzen nicht bedient werden. Das Hygienekonzept schreibt Selbstbedienung vor, zusätzlich ist das Angebot an Speisen und Getränken eingeschränkt. "Die Qualitätseinbußen beim Service und beim Angebot bekommen wir von unseren Kunden auch gespiegelt", umschreibt Körner, dass das nicht jeder Fahrgast akzeptieren mag.

Fast alle Schiffe im Einsatz

Die Online-Regel beim Ticketverkauf bremst das Geschäft zusätzlich, weil nicht jeder potenzielle Fahrgast zum Beispiel in der Sächsischen Schweiz auch eine Internetverbindung hat, um eine Fahrt buchen zu können. Diesem Umstand begegnet das Unternehmen, indem zum Beispiel der Fahrkartenverkauf in Bad Schandau im Juni wiedereröffnet wurde. Damit es für die geöffneten Verkaufsstellen auch genug Personal gibt, streben die Verantwortlichen sogar an, einige der kürzlich entlassenen 42 Mitarbeiter der SDS-Tochter Elbezeit wieder zu beschäftigen. Dazu gehörten auch Kollegen aus den Fahrschein-Verkaufsstellen.

Die Schiffe sind unterdessen fast alle im Einsatz. Nur der Dampfer Krippen ist noch in der Werft und das kleinste Schiff, der Dampfer Diesbar, kann nicht mehr für die Fahrten Richtung Meißen genutzt werden. Dafür sei er zu klein, sagt Körner, er wird deshalb im Augenblick vor allem für die Canaletto-Fahrten genutzt, die eine Stunde dauern und bei denen das Schiff vom Terrassenufer aus nur kurz stromaufwärts fährt, um dann zu wenden und Richtung Pieschen zu dampfen. Dort dreht es wieder und fährt dann zurück, sodass die Passagiere den Canaletto-Blick vom Wasser aus genießen können. 

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