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Die Zukunft des Stauseebads Cossebaude

Das Pumpspeicherwerk wird stillgelegt, der Wasserspiegel gesenkt. Ist dies das Aus für das beliebte Dresdner Freibad?

Von Sandro Rahrisch
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Hat das Stauseebad Cossebaude in Dresden noch eine Zukunft?
Hat das Stauseebad Cossebaude in Dresden noch eine Zukunft? © dpa/Robert Michael

Dresden. Gerade hat die Dresdner Bädergesellschaft noch einmal richtig viel Geld in das Cossebauder Freibad gesteckt. Die inzwischen 25 Jahre alte Kunststoff-Rutsche ist durch eine neue aus Edelstahl ersetzt worden. Gäste dürfen sich auf eine deutlich schnellere Fahrt nach unten freuen, denn die neue Rutsche ist insgesamt steiler. Während dem Badespaß im Becken nur noch die Corona-Krise im Weg steht, ist völlig unklar, ob im benachbarten Stausee in Zukunft überhaupt noch geschwommen werden kann.

Denn der Energiekonzern Vattenfall, der auch das Pumpspeicherwerk Niederwartha betreibt, hat im Januar die vorläufige Stilllegung des Werks bei der Bundesnetzagentur angezeigt. In diesem Jahr können die Dresdner noch einmal im See schwimmen, doch wie es danach weitergeht, ist unklar. Denn Vattenfall will ab 2021 nur noch ein Mindestwasserstand halten, um die Sicherheit der Anlage zu gewährleisten. Für einen Badebetrieb würde dieser aber wohl nicht mehr ausreichen. Außerdem werde mit der vorläufigen Stilllegung das komplette Aus vorbereitet, ist sich die Stadt sicher.

Stausee könnte komplett austrocknen

Damit würde eines der beliebtesten Freibäder der Stadt etwas verlieren, was in Dresden sonst selten ist - ein See zum Baden. Rund 80.000 Besucher kamen im vergangenen Jahr in das Stauseebad.

Tatsächlich bedeute die Betriebseinstellung des Pumpspeicherwerks, dass es keinen unteren Stausee mehr geben würde, antwortet Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) nun auf eine Anfrage von Linke-Fraktionschef André Schollbach. Der Wasserstand würde auf ein nicht mehr nutzbares Maß sinken. Eine Austrocknung und Biotop-Bildung wäre wahrscheinlich.

Könnte vielleicht die Drewag den Betrieb übernehmen und so den Wasserstand sichern? "Das Pumpspeicherwerk Niederwartha hat seine Grenznutzungsdauer weit überschritten, die wasserbaulichen und kraftwerkstechnischen Anlagen bedürften einer grundhaften Erneuerung, wenn an einen Weiterbetrieb mit dem Ziel einer energiewirtschaftlichen Nutzung und Erhaltung der wasserrechtlichen und Betriebsgenehmigung gedacht würde", so Hilbert weiter.

Die Drewag rechne mit Sanierungskosten in Höhe von rund 90 Millionen Euro - mindestens. Eine Übernahme durch den städtischen Energieversorger oder durch die Stadt selbst erscheine daher nicht als zielführend, so die Verwaltung weiter.

Schwimmbad-Neubau oder Grundwasser?

Lässt die Stadt das Stauseebad also fallen? Laut Hilbert gibt es zwei Varianten, das Freibad zu retten. Möglichkeit eins: Wenigstens die Brunnengalerie könnte weiterbetrieben werden. Dabei würde Grundwasser in den See gepumpt. Die Anlage sorgt aktuell dafür, dass das ausgeglichen wird, was durch Verdunstung und Versickerung verloren geht. Jährlich müssten dafür aber rund 100.000 bis 150.000 Euro aufgebracht werden, die Instandhaltung der Pumpen nicht mitgerechnet, so Hilbert. Denkbar wäre es allerdings, den Wasserstand nur in den Sommermonaten so aufrechtzuerhalten, dass es zum Baden reichen würde.

Variante zwei: Innerhalb der Stadtverwaltung werde derzeit auch über einen Bad-Neubau nachgedacht. Ob nur im Freien oder auch mit Halle, lässt Hilbert in seiner Antwort offen.

Eine Variante wird näher geprüft

Und wie sieht nun die Lösung aus? Auch weil es nicht im Sinne der Dresdner wäre, das Bad komplett zu schließen, prüfe man den Erhalt des Freibades, und zwar in seiner aktuellen Form, also durch den Weiterbetrieb der Brunnengalerie, so der Oberbürgermeister. Wann eine Entscheidung fallen soll, sagt er jedoch nicht.

Für den Erhalt des Bades hat sich bereits die CDU-Fraktion im Stadtrat ausgesprochen. Das Cossebauder Bad sei das größte Freibad in Dresden und sehr beliebt, so Fraktionschef Jan Donhauser. Er will den OB beauftragen, mit Vattenfall ins Gespräch zu kommen, um das Bad zu retten. Der Antrag soll am Donnerstag im Stadtrat behandelt werden.

Das von 1927 bis 1930 gebaute Pumpspeicherwerk befindet sich derzeit schon in einem Übergangsbetrieb.

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