Ein Dresdner Wanderweg feiert Geburtstag

Dresden. Wie gründet man eigentlich einen Wanderweg? Die Wege sind ja schon da, die Bäume, Bäche und Felsen links und rechts ebenfalls. Was noch fehlt, ist eine Idee, die die Kilometer verbindet und eine Begeisterung, die möglichst viele Wanderfreunde verbindet.
Gesagt, getan, dachte sich Hans-Werner Lier. In Thüringen aufgewachsen, zog er Anfang der 70er-Jahre nach Dresden und wunderte sich schon damals, dass es in seiner neuen Heimat praktisch keine Wanderwege über mehrere Etappe gibt. Und das, obwohl die Sächsische Schweiz fast vor der Haustür liegt.
Lier, der schon in jungen Jahren den Rennstein hoch und runter lief, wollte auch in Dresden reichlich wandern und lernte bald den historischen Malerweg kennen, der von Pillnitz bis zum Prebischtor in der Böhmischen Schweiz reicht.
Diese Weg nahm er sich zum Vorbild, als Lier im Jahr 2000 seinen Dichter-Musiker-Maler-Weg gründete, kurz DMM. Als einprägsamen Startpunkt wählte er das Blaue Wunder, genauer gesagt den Körnerplatz. Von dort führt die Route über den großen Winterberg und Schmilka bis zum Prebischtor.
Der Weg gliedert sich in fünf Etappen mit insgesamt exakt 92,2 Kilometern. "Das bin ich damals wirklich mit dem Messrad abgelaufen", sagt Lier. Über Stock und Stein nahm er Maß. So viel Genauigkeit musste sein.
Für die Ausarbeitung der Stationen nahm er sich historisch belegte Aufenthaltsorte bekannter Künstler zur Vorlage, darunter Theodor Körner, Joseph von Eichendorff, Friedrich Schiller, Caspar David Friedrich, Canaletto, Carl-Maria von Weber und Richard Wagner. Eben Dichter, Musiker und Maler.
Das Ampelmännchen zeigt den Weg
Nun sollten die Wandersleute reichlich herbeiströmen, so hoffte er. "Es ging damals aber eher schleppend los", erinnert sich Lier. Es dauerte eine Zeit, bis sich der neue Wanderweg herumgesprochen hatte und von immer mehr Einheimischen und Touristen in Angriff genommen wurde.
In diesem Jahr feiert der Dichter-Musiker-Maler-Weg sein 20-jähriges Bestehen. Lier ist inzwischen 75, hat die Betreuung des Weges vor einigen Jahren an den Dresdner Wanderer- und Bergsteigerverein übergeben. Selbst läuft er heute nur noch einzelne Etappen. Höchstens mal zwei oder drei. "Ich muss in meinem Alter niemander mehr was beweisen und keine Rekorde aufstellen," sagt er. Trotzdem sei es natürlich wichtig, in Bewegung zu bleiben. Aber dafür hat er auch noch seinen 1.000 Quadratmeter großen Garten im Nöthnitzgrund.
Zwei von Lier entworfene Wanderhefte mit den 28 Stempelstationen und ausführlichen Beschreibungen der Abschnitte können übrigens für 3 Euro bzw. 2,50 Euro beim Dresdner Wanderer- und Bergsteigerverein in der Blumenstraße und im Kaffee Wippler am Körnerplatz erworben werden. Geziert werden sie von einem grünen Ampelmännchen mit Wanderrucksack und DMM-Fähnchen. Mehr als 10.000 Exemplare der Hefte wurden bereits verkauft.