SZ + Dresden
Merken

So will Dresden gegen Graffiti kämpfen

Für manche ist es Kunst, für andere Schmiererei: Graffiti richten in Dresden erhebliche Schäden an. Jetzt will die Stadt handeln.

Von Andreas Weller
 4 Min.
Teilen
Folgen
CDU-Stadtrat Hans-Joachim Brauns hat den Stein gegen das Besprühen von Flächen ins Rollen gebracht.
CDU-Stadtrat Hans-Joachim Brauns hat den Stein gegen das Besprühen von Flächen ins Rollen gebracht. © René Meinig

Dresden. Graffiti können schön aussehen und wahre Kunstwerke sein. Häufig sind sie aber auch hingeschmierte Hakenkreuze und ein Ärgernis.

Der Stadtrat hat nun eine Entscheidung getroffen, wie die Stadt den Sprühern beikommen soll. In der Debatte ging es auch um Höhlenmalerei.  

"Der Kunst- und Kulturstadt Dresden kann es nur gut tun, wenn keine Schmierereien in der Innenstadt zu sehen sind", sagte CDU-Stadtrat Hans-Joachim Brauns. Um sein Anliegen durchzusetzen, musste er im Stadtrat einen politischen Spagat hinbekommen.

Denn einige Punkte waren für Linke, Grüne und SPD nicht akzeptabel. Andere für FDP, Freie Wähler und AfD. Brauns brauchte also die jeweils anderen Stimmen. Das wurde auch in der Debatte deutlich. 

"Wir wollen Street-Art nicht grundsätzlich verbieten", erklärte Brauns. "Vielmehr sollen dafür mehr legale Flächen ausgewiesen werden. Gleichzeitig aber die illegalen Schmierereien im Zentrum verschwinden - und zwar nachhaltig."

Brauns weitere Ziele: Die Albertbrücke und die Waldschlößchenbrücke sollen zunächst komplett von Graffiti befreit werden. Bis Ende Juni soll dann die Stadtverwaltung eine schnelle Eingreiftruppe zusammenstellen, die auf Graffiti-Jagd geht. Diese soll im Zentrum, also innerhalb des 26er-Rings, alle Graffiti an städtischen Gebäuden und Anlagen binnen 48 Stunden entfernen. Das schnelle Entfernen soll Sprayern die Lust nehmen, erneut zuzuschlagen. "Das Ziel der Sprayer ist ja, dass möglichst viele ihr Werk sehen", so Brauns. Wenn Graffiti schnell weg sind, könnte sie das abhalten, weiterzumachen.

Was sind die Argumente dagegen?

Durch das Entfernen sämtlicher Graffiti werte man die Kunst pauschal ab, sagte Linke-Stadträtin Anne Holowenko. "Rassistische Schmierereien müssen natürlich sofort entfernt werden." Aber sie verwies auf die Höhlenmalereien in der Steinzeit, ohne die heute weniger aus der Zeit bekannt wäre. Diese seien eindeutig als Kunst anerkannt. Zudem glaubt sie, dass es ein "Kampf gegen Windmühlen" werde, da es für Sprayer sogar attraktiver werde, immer wieder saubere Flächen zu haben.

Auch Max Aschenbach (Die Partei) hob darauf ab, dass schon immer Wände bemalt, etwas eingeritzt wurde und dies als Kunst unbestritten sei. Neben der Höhlenmalerei verwies er auf die Römer und sagte zu Brauns' Antrag: "Besser von Freunden einen geblasen bekommen als von Feinden in den Mund gefickt zu werden."

Viel zu hoher Aufwand und zu hohe Kosten, meinte Grünen-Stadtrat Torsten Schulze. "Die Deutsche Bahn setzt 13 Millionen Euro pro Jahr ein, um Graffiti von Zügen zu beseitigen." Zudem würden die eingesetzten Chemikalien die Fassaden beschädigen und die Umwelt belasten. Andere Städte würden dafür auch Millionenbeträge einsetzen und nichts erreichen.    

Was wurde beschlossen?

Die Stadtverwaltung muss nun die Graffiti an Albertbrücke und Waldschlößchenbrücke, einschließlich des Umfeldes, entfernen. Bis Ende Juni wird eine schnelle Eingreiftruppe zusammengestellt, die im Stadtzentrum Graffiti an städtischen Gebäuden und Einrichtungen sofort und neue binnen 48 Stunden entfernt. Ob das Mitarbeiter der Stadt machen, oder Firmen beauftragt werden, ist noch offen.

Außerdem wird geprüft, ob Flächen wie an den Pfeilerfüßen der Waldschlößchenbrücke und am Altstädter Brückenkopf zur Gestaltung freigegeben werden. Zusätzlich sollen weitere Flächen in der Innenstadt gesucht werden, an denen legal Street-Art angebracht werden kann. Dazu beschäftigen sich demnächst der kriminalpräventive Rat und der Jugendhilfeausschuss der Stadt damit, wie alle Gebäude vor neuen Graffiti geschützt werden können.

Was wird das kosten?

Das ist noch unklar. Brauns sagte: "Mit ein bis zwei Millionen Euro kommt man schon sehr weit." Rund 1.100 illegale Graffiti gab es 2018 in Dresden, die meisten aber nicht an städtischen Gebäuden oder Bauwerken. Brauns sagte auch, wenn das Projekt erfolgreich sei, könne es auf die ganze Stadt ausgeweitet werden. Wichtig sei aber der Start im Zentrum.

Als legale Flächen für Street-Art würden sich laut Brauns sämtliche Verteilerkästen anbieten, für die das Straßen- und Tiefbauamt zuständig ist. Es gibt bereits einige Drewag-Stromkästen, die legal besprüht werden.

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter "Dresden kompakt" und erhalten Sie alle Nachrichten aus der Stadt jeden Abend direkt in Ihr Postfach.

Mehr Nachrichten aus Dresden lesen Sie hier.