Höcke in Dresden: Protest und Applaus

Dresden. Am Montagabend fand die 200. Veranstaltung von Pegida auf dem Dresdner Neumarkt statt. Dort sprach der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke. Ein Bündnis von CDU und FDP zusammen mit sächsischen Kirchen und der Sächsischen Bibliotheksgesellschaft hatte zur Gegendemonstration in unmittelbarer Nähe aufgerufen. Außerdem fand zeitgleich eine Demonstration von "Nationalismus raus aus den Köpfen" statt. Tausende waren zu den Demos gekommen. Die wichtigsten Entwicklungen des Abends lesen Sie in diesem Artikel.
Update, 22.17 Uhr: In einem abschließenden Bericht erwähnt die Polizei drei Besonderheiten des Abends:
- Bei der Pegida-Versammlung stellten Beamte zwei Plakate fest, deren strafrechtliche Relevanz gegenwärtig geprüft werde.
- Gegen 19.15 Uhr bemerkten Einsatzkräfte außerdem eine erhebliche Geruchsbelästigung am Rande des Neumarkts. Hier hatten Unbekannte eine übelriechende Substanz verbreitet. Deren Quelle konnte nicht ausfindig gemacht werden.
- Im Bereich des Schlossplatzes rannten gegen 19.45 Uhr rund 50 Personen auf Einsatzkräfte zu. Diese seien von den Beamten mittels einfacher körperlicher Gewalt zurückgedrängt worden, wobei auch Reizgas zum Einsatz gekommen sei.
Update, 21.30 Uhr: Die Polizei zieht ein Fazit im Sächsische.de-Videointerview: 445 Beamte waren im Einsatz, Unterstützung gab es aus der sächsischen Bereitschaftspolizei. Insgesamt verlief der Abend friedlich.
Update, 21.08 Uhr: Die Gegendemonstration wird jetzt geschlossen in die Neustadt marschieren und dabei von der Polizei begleitet, berichten unsere Reporter vor Ort.
Bilder der Demonstrationen:
Update, 20.54 Uhr: Höcke hat seine Rede nach einer guten halben Stunde inzwischen beendet, sei "sicher im Auto", heißt es. Pegida singt nun zusammen die deutsche Hymne und beendet danach die Kundgebung.
Update, 20.12 Uhr: Björn Höcke betritt die Bühne und beleidigt zunächst die Gegendemonstranten. Er sei von AfD-Anhängern aus Thüringen nach Dresden begleitet worden. Er rechtfertigt die Wahl von Kemmerich als demokratischen Vorgang, erzählt unter Applaus der Pegida-Anhänger, man habe den "Schmuselinken Bodo Ramelow" abgewählt. Danach spricht er von der "Krankheit Nazi-Tourette".

Update, 20.02 Uhr: Die Pegida-Demonstration kommt wieder auf dem Neumarkt an. Unsere Reporter schätzen, dass beim asylfeindlichen Bündnis rund 4.000 Personen mitlaufen. Ihr Spaziergang wurde vor allem an der Wilsdruffer Straße von lautstarkem Gegenprotest untermauert. Diese Gruppe liegt zahlenmäßig etwa gleich auf mit Pegida. Nun warten alle auf den Auftritt Höckes. Offenbar sei es nicht erwünscht, dass Lutz Bachmann den Thüringer AfD-Chef begrüßt. Das soll nun Taufkirch übernehmen.
Update, 19.42 Uhr: Während Pegida durch Dresden spaziert und regelmäßig "Merkel muss weg" skandiert, gehen die Reden bei den Gegendemonstranten weiter. CDU-Generalsekretär Alexander Dierks sagt: "Es ist nicht nur unser Recht, sondern auch unsere Pflicht, heute hier zu demonstrieren. Pegida spricht immer von Gewaltfreiheit. Gewalt beginnt mit Worten. Sie haben nichts anderes zu tun, als Hass in unserer Gesellschaft zu verbreiten." Deutsche Einheit hätte nicht stattgefunden, sagt Dierks, wenn solche Leute Verantwortung in unserem Land getragen hätten. Man müsse zeigen, "dass wir stärker sind, als die die Hass predigen".
Update, 19.30 Uhr: Der "Spaziergang" von Pegida beginnt, Wolfgang Taufkirch ruft von der Bühne aus dazu auf, sich nicht provozieren zu lassen. Gegendemonstranten rufen "Nazis raus", als Pegida-Anhänger an ihnen vorbeikommen.
Update, 19.24 Uhr: Die Gegendemonstration ist mittlerweile so laut, dass Bachmann eine Gesprächspause machen muss. Er hofft auf das Ordnungsamt, das den Bass verbieten soll, und sagt, man habe "30 Sekunden, den Bass abzustellen". Er droht mehrfach, die Versammlung abzubrechen, was er jedoch gar nicht kann, da er nicht der Anmelder ist, dann wird es bei den Gegendemonstranten leiser und Bachmann spricht weiter.
Update, 19.16 Uhr: "Die DDR kommt tatsächlich zurück", behauptet Lutz Bachmann auf der Pegida-Bühne. Wie seine Vorredner kommt er immer wieder auf die Wahl in Thüringen zu sprechen.
Bei der bürgerlichen Gegendemonstration sind inzwischen ca. 2.500 Menschen, schätzt Eric Hattke, Geschäftsführer der Sächsischen Bibliotheksgesellschaft.

Update, 18.44 Uhr: Auf dem Neumarkt haben sich Pegida-Anhänger und Gegendemonstranten versammelt. Im bürgerlichen Lager stehen unter anderem Kultusminister Christian Piwarz, CDU-Generalsekretär Alexander Dierks, Carsten Biesok, der Stellvertretende Kreisvorsitzende der FDP Dresden, sowie Schauspieler Wolfgang Stumph. Biesok sagt: "Unsere offene Gesellschaft hat Feinde bekommen, die stehen nur wenige Meter neben uns."
Derweil hat die Demonstration von Pegida begonnen. Der brandenburgische AfD-Chef Andreas Kalbitz ist unter den Zuschauern. Jörg Urban hatte zuvor angekündigt, es würden viele AfD-Mitglieder und -Abgeordnete vor Ort sein.
CDU-Chef Markus Reichel sagte kurz zuvor: "Wir haben wenig Demo-Erfahrung. Aber wir müssen den professionellen Demagogen etwas entgegensetzen. Das ist unsere bürgerliche Verpflichtung." Er wisse, dass auch durch die Politik der CDU viele das Vertrauen in die Politik verloren hätten. "Ich will einen Beitrag leisten, das wieder zurück zu gewinnen."
Bei Pegida spricht derweil Wolfgang Taufkirch, der Dresden als "Hauptstadt des Widerstands" bezeichnet. Er nennt Pegida einen gigantischen freiheitlichen Freiheitsträger für Dresden. Das solle sich Oberbürgermeister Dirk Hilbert merken.
Update, 17.05 Uhr: Während die AfD Sachsen auf Facebook ihre Parteimitglieder auffordert, am "Pegida-Abendspaziergang" teilzunehmen ("kommen Sie und Ihre Freunde zahlreich zu dieser Veranstaltung"), gefällt der Besuch von Björn Höcke nicht jedem in seiner Partei.
Jörg Meuthen sagte beispielsweise zu Berlin direkt: "Wenn ein Lutz Bachmann sich ausgeprägt freut, dass Höcke da kommt und womöglich gemeinsame Fernsehbilder produziert werden, dann muss ich Ihnen sagen: Das ist dem Ansehen unserer Partei, glaube ich, nicht dienlich."
Noch weniger erfreut äußerte sich Alexander Wolf, Fraktionsvorsitzender der AfD in der Hamburger Bürgerschaft, die kommenden Sonntag wählt: "Ich hätte es solidarischer gefunden, wenige Tage vor den Wahlen nicht bei Pegida aufzutreten. Die Umsetzung mit Lutz Bachmann an der Spitze ist durchaus problematisch."
Dagegen hat der sächsische AfD-Chef Jörg Urban das Engagement der Bewegung in der "Jungen Freiheit", dem Sprachrohr der Neuen Rechten, ausdrücklich gewürdigt: "Es ist gut und wichtig, daß die Bürger von ihrem Demonstrationsrecht Gebrauch machen, wenn sie mit der Regierungspolitik unzufrieden sind. Und hierfür hat Pegida in Dresden eine Plattform geschaffen". Er werde am Montagabend nicht in Dresden anwesend sein, aber: "Es werden viele AfD-Mitglieder und -Abgeordnete vor Ort sein."