Hoftheater darf nicht mehr draußen spielen

Dresden. 25 Jahre gibt es das Weißiger Hoftheater inzwischen. Rolf Hoppe hatte es 1995 in einem alten Dreiseithof im alten Weißiger Ortskern mit Gleichgesinnten als sein "Theaterchen" gegründet. Heute sind die Formate im alten Kuhstall und auf der Bühne in der ehemaligen Scheune oft ausgebucht. Besonders beliebt ist auch das Sommertheater im Hof des Gebäudeensembles. Bis maximal 22 Uhr darf abends gespielt werden, danach sitzen die Gäste noch am Feuer zusammen. Acht Vorstellungen über zwei Wochen sind für 2020 geplant.
Doch ob diese stattfinden können, ist unklar. Nachdem sich ein Nachbar bei der Stadtverwaltung über die Lautstärke beschwerte, gab es Lärmmessungen im Hof, sagt Dirk Neumann, der Geschäftsführer des Hoftheaters, vielen auch als Schauspieler am Haus bekannt. Diese hätten an den meisten Stellen ergeben, dass der Lärmpegel unter den Grenzwerten liege. Aber an einer Seite, an der es eine etwas niedrigere Mauer zu den Nachbarn gibt, überstieg sie den Grenzwert. "Daraufhin hat uns das Bauaufsichtsamt das Spielen im Freien untersagt", sagt Neumann.
Er und die Mitstreiter im Hoftheater-Verein fragen sich, weshalb der Nachbar nicht auf sie zugekommen ist und das Gespräch gesucht hat. "Das Ganze so anonym anzuzeigen, macht uns zu schaffen. Denn wir haben uns immer um ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn bemüht", sagt Neumann. Zum Sommertheater würden alle gratis eingeladen. Vorher habe man über die Vorstellungen im Hof gesprochen und ob sie stören. "Im Gespräch hätte man sicher klären können, worauf wir verzichten sollten. Aber dazu hatten wir keine Gelegenheit."
Inzwischen hat das Hoftheater einen Rechtsanwalt beauftragt, seine Rechte wahrzunehmen. So will man auch die Identität des Nachbarn herausfinden, um mit ihm reden und Lösungen finden zu können. Eigentlich hätte es im April auch ein Gespräch bei der Stadtverwaltung zu dem Thema gegeben. Doch aufgrund der Coronaregeln musste es ausfallen. "Wir hoffen sehr, durch geeignete Maßnahmen den Spielbetrieb im Hof wieder aufnehmen zu können", sagt Neumann.
Angesichts der hygienischen Anforderungen wäre der Außenspielbetrieb derzeit sogar besser geeignet. "Wir haben genügend Platz, um die Stühle in großem Abstand voneinander aufstellen zu können", sagt der Hoftheater-Chef. Doch auch im Innern des Theaters würde das ohne Probleme funktionieren. Wir haben zwei Eingänge und könnten die Zahl der Sitzplätze um die Hälfte auf 50 reduzieren, um Sicherheit zu gewährleisten", sagt Schauspielerin Kathleen Gaube.
Derzeit probt sie mit Dirk Neumann "Die Tür nebenan" in der Regie von Philipp Otto, ihr sogenanntes Corona-Stück. "Das haben wir spontan entschieden, weil es perfekt zur Situation jetzt passt", sagt Gaube. Es handelt von zwei ganz unterschiedlichen Menschen, die in ihren Wohnungen in sozialer Distanz leben. Ende Mai könnte Premiere sein. Geprobt wird natürlich in gebührendem Abstand zueinander.
Wie sehr die Dresdner ihr Hoftheater vermissen, schreiben sie nicht nur in Mails, sondern zeigen es auch in Form von Spenden. "Das hilft uns wirklich sehr, die Betriebskosten aufzubringen", sagt Dirk Neumann. Ständig sei er in Kontakt mit den freien Schauspielern, die schon lange im Hoftheater spielen. "Es ist gerade für alle eine anstrengende Zeit mit finanziellen Sorgen."
Da brauche er keine zusätzlichen Probleme für das Theater. Doch neben dem Außenspielverbot kündigt sich ein weiteres Problem an: Der dem Theater gegenüberliegende Parkplatz soll perspektivisch mit zwei Häusern bebaut werden. "Wir müssen aber mindestens zwölf Stellflächen in maximaler Entfernung von 500 Metern nachweisen", sagt Neumann. Also ist er auf der Suche nach Ersatz. "Doch dafür könnte es eine gute Lösung geben", ist der Theaterchef sicher. Wichtig ist jetzt erstmal, dass wieder im Hof gespielt werden kann. Zum 25. Jubiläum im August soll es dort ein großes Fest geben.
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