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"Wir stehen in der Krise an vorderster Front"

Der Umsatz ist wegen Corona um ein Drittel eingebrochen, trotzdem stehen Brot und Brötchen hoch im Kurs. Warum der Dresdner Bäcker Höring optimistisch ist.

Von Kay Haufe
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"Wir stehen in der Krise an vorderster Front", sagt Thomas Höring, der Chef der Stadtbäckerei Höring in Dresden.
"Wir stehen in der Krise an vorderster Front", sagt Thomas Höring, der Chef der Stadtbäckerei Höring in Dresden. © René Meinig

Dresden. Homeoffice ist für Thomas Höring und seine 40 Mitarbeiter ein Fremdwort. Wie sollten dann jeden Morgen frische Backwaren entstehen und an die Filialen ausgeliefert werden? Ganz zu schweigen vom Verkauf.  "Wir stehen in der Krise an vorderster Front", sagt der Chef der Stadtbäckerei Höring. Seine Verkäuferinnen und Fahrer sind motiviert, was er ihnen hoch anrechnet. "Aber natürlich brauchen wir auch Kunden, zum Glück kommen die noch", sagt der 46-Jährige und winkt der älteren Dame im Laden seiner Backstube in Alträcknitz zu. "Ich bin sehr froh, dass der Bäcker offen hat", sagt die. "Brot und Brötchen sind für mich elementar."   

Dennoch ist Höring ein Drittel seines Geschäftes eingebrochen. Normalerweise beliefert er Kindergärten, Schulen und Hotels, die jetzt geschlossen sind. Belegte Brötchen für Sitzungen werden nicht mehr geordert. Auch seine Filiale im Gompitzer Toom-Baumarkt musste er schließen und das Café in der alten Schule Hetzdorf. Die Frühstücksangebote in den Filialen werden nicht mehr in dem Umfang gekauft wie vor der Corona-Krise, weil viele Leute zuhause sind. Kaffee darf nur noch zum Mitnehmen ausgeschenkt werden. "Da kommt schon was zusammen", sagt der gelernte Konditor.  

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Dennoch hat er die Breite seines Angebotes nicht eingeschränkt, nur die Menge.  Am vergangenen Sonntag allerdings blieb er fast auf der Hälfte des Angebotes sitzen. "Die Leute mussten sich erst mal mit der neuen Situation auseinandersetzen und haben wohl nicht damit gerechnet, dass wir geöffnet haben", sagt Höring. Kommenden Sonntag werde er weniger backen. "Das müssen wir austesten, denn Ware wegzuschmeißen ist schlimm." Inzwischen komme es aber auch vor, dass Kunden zwei, drei Brote auf einmal kauften. Auch Brötchen werden häufiger verlangt. "Einige gehen auf Nummer sicher und frieren sich wohl zuhause was ein", vermutet Verkäuferin Miriam. Doch dazu bestehe kein Grund. "Ich habe meinen Mehlspeicher, der zwölf Tonnen fasst, noch einmal aufgefüllt", sagt Höring. Auch alle anderen Zutaten zum Beispiel für die Torten seien problemlos verfügbar. Höring wird in jedem Fall weiterbacken.

Das Thema Hygiene sei im Bäckerhandwerk schon immer ein Großes gewesen, weiß der Chef. Deshalb haben seine Verkäuferinnen stets nur mit Handschuhen bedient und Geld ausgegeben. Nun würden auch regelmäßig Hände und Bedientheken desinfiziert. Vor der Backstube steht auch ein Spender mit Desinfektionsgel. "Meine Kollegin hat gerade wieder einen großen Kanister aus der Apotheke an der Zwinglistraße geholt. Damit füllen wir die Spender in allen Filialen auf."

Für die Lieferungen an die Klinik in Hetzdorf sowie an ein dort ansässiges Altersheim gelten nun besondere Bestimmungen, weiß Höring. Die Transportkisten werden heiß ausgewaschen, um alle Erreger abzutöten. Die Fahrer stellen die Lieferung auch nur vor die Tür, um jeden Kontakt zu vermeiden.   

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Um trotz der Verluste gut weiterarbeiten zu können, hat der Bäckerei-Chef zehn seiner 40 Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet. Das würde aber wöchentlich getauscht, jeder sei mal an der Reihe. "Ich kann auf keinen Kollegen verzichten, das Ostergeschäft ist in vollem Gang", sagt er und zeigt auf die riesigen Bleche voller Plätzchen in Hasenform. 

Allerdings wünscht sich Höring mehr unkomplizierte Unterstützung aus der Politik. So habe er im vorigen Jahr seine Produktion um 40 Prozent gesteigert. Entsprechend hoch würde jetzt die Nachzahlung der Steuer ausfallen. "Aber das geht im Moment nicht", sagt der Bäckerei-Chef. Auch die Gewerbesteuer sollte man derzeit nicht verlangen, findet er. "Corona ist eine neue Prüfung, die wir bestehen müssen. Das klappt nur gemeinsam", sagt Thomas Höring.  

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