Tüftler baut sich E-Scooter rentnergerecht

Überall sieht man sie derzeit auf Dresdens Straßen fahren, stehen oder liegen: E-Scooter sind der mobile Trend dieser Tage. Umweltfreundlich sollen sie sein, zumindest den Anbietern zufolge, und jederzeit verfügbar.
Auch an Reinhard Wagner ging dieser Trend nicht vorüber und so begann der 81-Jährige, sich für dieses Gefährt zu interessieren. "Ich wollte gern das Auto häufiger mal stehen lassen, und Fahrrad fahren macht mir nicht so viel Spaß", sagt er. Also wünschte er sich zu Weihnachten von seiner Frau einen eigenen E-Scooter - und bekam ihn prompt.
Allerdings merkte Wagner schnell, dass man mit so einem simplen Roller in der Grundausstattung gerade als älterer Mensch im Straßenverkehr leicht überfordert sein kann. "Vor allem wollte ich bei längeren Fahrten nicht die ganze Zeit stehen."
Nun ist Reinhard Wagner jemand, der Probleme gerne selbst anpackt. Einst studierte er Maschinenbau und arbeitete viele Jahre als Forschungsingenieur an der TU. Bis heute ist er ein findiger Bastler geblieben. Das musste nun auch der E-Scooter erfahren.
Als erstes bekam der Roller einen bequemen Sitz verpasst, samt grüner Anhängetasche für Besorgungen. Dann verbreiterte Reinhard Wagner die Lenkerstange von 50 auf 60 Zentimeter, um mehr Sicherheit beim Lenken zu bekommen. Außerdem ergänzte er die Stange außen um Lenkerhörnchen.
Vor dem Abbiegen die Hand raushalten wollte der Senior auch nicht und brachte kurzerhand links und rechts am Lenker rote Rücklichter an, die auf zweifachen Knopfdruck blinken.
Auch mit den Schiebereglern zum Gasgeben und Bremsen war er unzufrieden. Dank zweier kurzer Nylonschnuren kann er die Geschwindigkeit nun ganz sanft mit jeweils einem Finger steuern. Offiziell schafft der Scooter maximal 20 Kilometer pro Stunde, auch wenn er bergab manchmal schneller rolle.

Komplettiert wurde seine Sonderkonstruktion mit einem Rückspiegel und einer Querstange für die Beine. So ausgestattet wird man Reinhard Wagner, der in Briesnitz eine Pension betreibt, nun häufiger durch sein Viertel fahren sehen. "Im Stadtverkehr stehe ich meistens, aber bei längeren gerade Strecken setze ich mich hin."
Bezahlt hat er für seine ganz individuelle Zusatzausstattung insgesamt gerade mal 50 Euro. Und wer weiß, vielleicht sorgt Wagner mit seinem Gefährt ja von nun an für einen neuen Trend.