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Endlich frei um Mama trauern

Als ihre Mutter starb, konnten Nicole Pankratz und ihre Geschwister aus Dresden die Beerdigungskosten nicht zahlen. Dann geschah ein kleines Wunder.

Von Henry Berndt
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Bestatter Benjamin Wolf steht Nicole Pankratz und ihrer Familie seit Monaten zu Seite.
Bestatter Benjamin Wolf steht Nicole Pankratz und ihrer Familie seit Monaten zu Seite. © Sven Ellger

Dresden. Der plötzliche Verlust ihrer Mutter wog schwer für fünf Geschwister aus Dresden und ihre Sorgen wurden noch größer, als sie die Bestattungskosten in Höhe von 8.200 Euro nicht zahlen konnten. 

Der auf den ersten Blick immense Betrag erklärt sich rasch. Neben der Erdbestattung der Mutter musste auch Leyla, eine schon 2004 verstorbene Schwester von Nicole, mit auf den Inneren Neustädter Friedhof umgebettet werden, da der St.-Pauli-Friedhof inzwischen geschlossen ist.

Für das Bestatter-Ehepaar Adriana und Benjamin Wolf und ihr Bestattungshaus Muschter hätte der Auftrag schon im vergangenen November abgeschlossen sein können. Über ein Unternehmen, das Rechnungen vorfinanziert, hatten sie selbst schnell das Geld für die Beerdigung erhalten. "Trotzdem kam es für uns nicht infrage, die Geschwister einfach sich selbst zu überlassen", sagt Benjamin Wolf.

Über Wochen und Monate entwickelte sich ein fast freundschaftliches Verhältnis zwischen den Bestattern und der Familie. Die Vertrautheit ging so weit, dass die Wolfs den Geschwistern bei Behördengängen und Zahnarztbesuchen halfen.

Die fünffache Mutter Manuela Dittrich starb plötzlich im Alter von 45 Jahren.
Die fünffache Mutter Manuela Dittrich starb plötzlich im Alter von 45 Jahren. © Sven Ellger

Was zunächst blieb, war jedoch der Schuldenberg von mehr als 8.000 Euro, der konkret auf Nicole Pankratz lastete. Die 27-Jährige ist das älteste der fünf Kinder. Nachdem vor allem sie sich zunächst jahrelang um das Grab ihrer Schwester Leyla gekümmert hatte, fühlt Nicole sich nun auch besonders für das Grab ihrer Mutter verantwortlich. Mehrmals in der Woche bringt sie Blumen mit, die sie hinter Supermärkten aus den Containern holt, weil sie sich keine anderen leisten kann.

Um sie und ihre Geschwister von der finanziellen Last zu befreien, starteten Adriana und Benjamin Wolf eine Spendenkampagne und stellten ein Kochevent im Restaurant Kahnaletto zugunsten der Familie auf die Beine.

Als die SZ vor vier Wochen zum ersten Mal über das Schicksal berichtete, berührte das die Leser so, dass viele von ihnen Geld auf das Spendenkonto überwiesen. Erst kamen ein paar Hundert Euro zusammen. Bald waren es mehrere Tausend. 

Ein kleines Wunder geschah: "Wir können es selbst noch gar nicht glauben, aber die Familie Pankratz ist nun schuldenfrei", sagt Benjamin Wolf. Mehr als 8.700 Euro an Spenden seien inzwischen zusammengekommen. "Wir selbst sind absolut sprachlos und sehr glücklich darüber, dass wir der Familie auf diese Weise helfen konnten."

Auch Nicole Pankratz kann noch nicht begreifen, was in den vergangenen Wochen geschehen ist. "Ich finde keine Worte dafür, wie dankbar ich für die Hilfe bin", sagt sie. "Ich muss schon wieder weinen, wenn ich nur daran denke, was all die Menschen Gutes für uns getan haben." Niemals habe sie geglaubt, dass der Schritt in die Öffentlichkeit so viel bewirken könnte. 

Endlich können sie und ihre Geschwister frei um ihre Mama trauern, und jeder einen Stein für ihr Grab bemalen, so wie sie es schon lange geplant haben. 

Es ist eine Geschichte mit vielen Helden. Den Geschwistern, die ihr schweres Schicksal meistern, dem Bestatter-Ehepaar Wolf, das sich weit über die Grenzen seiner Arbeit hinaus engagierte und natürlich den vielen Spendern. "Ihnen allen gilt unser allergrößter Respekt", sagt Benjamin Wolf.

Nachdem nun sogar bereits ein kleines Plus auf dem Spendenkonto liegt und noch der eine oder andere Euro dazu kommen könnte, rückt für die Familie sogar die Erfüllung eines letztes großes Traumes ein wenig näher: ein gravierter Grabstein für die tote Mama.

Spenden an: Bestattung Muschter, IBAN DE31 8504 0000 0408 7755 00, BIC COBADEFFXXX, Betreff: "Hilfe für Mama" oder über Paypal an [email protected].

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