Eine Goldschmiedin trotzt der Corona-Krise

Dresden. Es ist das Tempo, das Barbara Oehlke an dieser Zeit mag. Nicht immer nur unter zeitlichem Druck arbeiten, nicht nur schneller, höher, weiter, sagt sie. Die Goldschmiedin, die ihre Werkstatt samt Laden auf der Dresdner Hauptstraße hat, kann der Zeit mit Corona auch positive Seiten abgewinnen. "Wir gehen achtsamer miteinander um. Das merke ich auch, wenn mir Kunden E-Mails schreiben und sich erkundigen, ob sie für einen Auftrag in Vorkasse gehen können."
Nachdem die Läden wieder öffnen durften, kam eine Kundin mit Schokolade und Blumen in den Laden. "Es wäre doch schön, wenn wir diese gegenseitige Wertschätzung beibehalten könnten", sagt die 50-jährige Goldschmiedin.
Über das Coronavirus informieren wir Sie laufend aktuell in unserem Newsblog.
Ihr gefällt, dass sie jetzt Zeit hat für Dinge, die sie bisher aufschieben musste. Wie Neues zu gestalten aus altem Schmuck. "Einige Kunden sind mit dem Schmuck ihrer Großmutter oder Mutter gekommen. Bei manchem Stück muss ich einfach nur ein Detail verändern oder etwas dazutun, damit ein modernes Teil daraus wird", sagt Oehlke. Bestes Beispiel seien langweilige Bernsteinketten, die sie mit einem tollen Silberteil aufpeppt.
Über das Portal dresden-lieblingsort.de, das vom Citymanangement Dresden ins Leben gerufen wurde, haben bereits mehrere Kunden Gutscheine bei ihr gekauft, um sie in der Zeit zu unterstützen, in der die Läden geschlossen bleiben mussten. Drei Kunden sind inzwischen schon vorbeigekommen, um sie für Reparaturen bei der Goldschmiedin einzusetzen. "Darüber freue ich mich sehr. Auch das ist so eine positive Seite dieser Zeit."
Mehr zum Coronavirus:
- Corona: Was jetzt in Dresden wichtig ist (SZ+)
- So entwickeln sich die Infiziertenzahlen (SZ+)
- Wie das Dresdner Corona-Baby um sein Leben kämpfte (SZ+)
- Zahl der arbeitslosen Dresdner gestiegen (SZ+)
- So öffnen Dresdner Grundschulen wieder (SZ+)
- FDP fordert vier Einkaufssonntage in Dresden (SZ+)
Eigentlich wollte sie am 20. Mai das 20-jährige Jubiläum ihres Geschäftes feiern. Daraus wird nichts. "Aber wir holen das garantiert nach", sagt Barbara Oehlke. Und denkt dabei an die vielen Kunden, die ihr jetzt helfen. Wie der Mann, der jedes Jahr ein Schmuckstück für seine Frau kauft und auch jetzt wieder bestellt hat. Oder das Brautpaar, welches seine Trauringe erst im Juli benötigt, aber sie jetzt schon bezahlen will.
"Was mir in den letzten Tagen sehr auffällt, ist das Bedürfnis nach Kommunikation. Alle fragen, wie die Wochen zuhause waren, wie es geht. Und wollen auch selbst darüber berichten", sagt sie. Und schmerzlich wird ihr Dackel vermisst, der sonst immer mit im Geschäft ist. "Der hat seinen eigenen Fanclub", sagt Oehlke lachend. Aber auch der Dackel hat von Corona profitiert. Barbara Oehlkes Kinder waren zuhause und hatten Zeit, sich um das Tier zu kümmern.
Nachrichten und Hintergründe zum Coronavirus bekommen Sie von uns auch per E-Mail. Hier können Sie sich für unseren Newsletter zum Coronavirus anmelden.