SZ +
Merken

Dresden wird preußisch

Siebenjähriger Krieg. Am 9. September 1756 wird Dresden von den Preußen eingenommen.

Teilen
Folgen

Von Ute Essegern

Viel Zeit, ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen, haben die Dresdner Bürger nicht. Erst am 29. August 1756 hatten preußische Truppen ohne Kriegserklärung die sächsische Landesgrenze überschritten. Nun steht das feindliche Heer vor den Toren der Stadt. Kampflos nimmt es die kurfürstliche Residenz ein. Im Tagesverlauf des 9. September entwaffnen die Preußen die Schlossgarde und besetzen die Stadttore.

Friedrich August setzt sich ab

Den sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. treffen sie allerdings nicht mehr an. Der hat sich Richtung Pirna zu seinem Heer abgesetzt. Später flieht er mit seinem Hofstaat nach Warschau, denn schließlich ist er als August III. immer noch König von Polen. Dort bleibt er bis zum Kriegsende 1763.

Mehr Courage beweist in dieser Zeit seine Gemahlin Maria Josepha von Österreich. Sie bleibt mit ihrem Sohn Friedrich Christian in Dresden und trägt die Mitverantwortung für Schloss, Land und Leute. Energisch und selbstbewusst tritt sie am 10. September dem neuen preußischen Stadtkommandanten Generalmajor Wylich entgegen, der sich Zutritt zum Geheimen Kabinettsarchiv verschaffen will. So vermerkt es ihr Sohn in seinem Tagebuch. Später protestiert sie bei vielen europäischen Mächten gegen das Vorgehen der Besatzer. Allein, verhindern kann sie es nicht, dass die Preußen das Archiv nach „belastenden“ Dokumenten durchwühlen und interessanterweise schon vorher wussten, welche Akten sie genau zu suchen hatten. Der Preußenkönig Friedrich II. will nachträglich seinen Überfall auf Sachsen legitimieren und eine antipreußische Verschwörung nachweisen. Letztendlich scheitert er. Arg treiben es die Preußen mit den Besitzungen des verhassten Grafen von Brühl. Wie die Vandalen plündern, schänden und zerstören sie diese. Aber auch die Stadt bleibt nicht verschont. Was die Dresdner zuvor an Hab und Gut nicht in Sicherheit bringen konnten, wird nun von den Besatzern eingezogen.

Stadt geht in Flammen auf

Die Dresdner werden auch in den folgenden Kriegsjahren nicht geschont. Sie müssen die Verpflegung der preußischen Soldaten und Verwundeten übernehmen und hohe Kontributionen zahlen. 1757 sind es 120 000, ein Jahr später sogar 500 000 Taler. Gleichzeitig sucht die preußische Armee immer neue, gesunde Soldaten. 480 junge Dresdner werden auf der Straße von Militärwerbern eingefangen und zum Kriegsdienst gezwungen. Seuchen grassieren, viele fliehen aus der Stadt. Bis Kriegsende halbiert sich fast die Zahl der Einwohner von 63 209 auf 36 500.

Als 1758 die Österreicher vor den Toren stehen, lässt der preußische Stadtkommandant die Vorstädte niederbrennen. 1759 wird Dresden von den Österreichern eingenommen. Ein Jahr später stehen die Preußen erneut vor der Stadt und beschießen sie.

Die Hälfte aller Häuser in der Altstadt sind zerstört, die Stadt geht in Flammen auf. Hunderte von Kanonenkugeln können der Frauenkirche jedoch nichts anhaben, lediglich die Fenster gehen zu Bruch. Friedrich II. soll schließlich resigniert gesagt haben, man solle den „Dickkopp“ eben stehen lassen. Der Turm der 1760 beschädigten Kreuzkirche aber stürzt fünf Jahre später ein.

1763 schließen Kursachsen, Preußen und Österreich in Hubertusburg einen Friedensvertrag. Kursachsen ist der große Verlierer. Preußen behält Schlesien endgültig und steigt zu einer Großmacht in Europa auf. Es dauert mehr als eine Generation, ehe in Sachsen alle Kriegsschäden beseitigt sind.