Wird Dresden-Prohlis gefährlicher?

Dresden. Es ist ein warmer Tag, wie so viele Tage in diesem Sommer. Wer sich mit den Kumpels treffen will, tut das im großen Prohliser Wohngebiet wohl lieber nicht auf dem heißen Balkon. Schattige Plätze sind gefragt, unter den Bäumen am Jacob-Winter-Platz zum Beispiel. Hier, direkt vor dem Prohliszentrum, spielt sich im Sommer das Leben im Freien ab. Oder etwas weiter unten, auf dem Albert-Wolf-Platz. Dort lässt es sich am Pusteblumenspringbrunnen mit den Beinen im Wasser auch bei großer Hitze ganz gut aushalten. Daneben im Supermarkt gibt's Getränke, auch alkoholische. Männergruppen und Familien, Senioren und Jugendliche, Deutsche und Ausländer - die Mischung auf den Prohliser Plätzen ist vielfältig. Auch die soziale.
Zuletzt tauchte das Viertel gefühlt etwas häufiger in den Meldungen auf, die täglich von der Polizei veröffentlicht werden. An einem Juniwochenende mussten die Beamten am Samstag und am Sonntag anrücken: Zunächst hatten sich gut 20 Männer vor dem Prohliszentrum geprügelt, einen Tag später hatte jemand eine Flasche mit brennbarer Flüssigkeit aus einem Auto auf den Platz geworfen. Die Polizei konnte keinen der Beteiligten erwischen, sie waren da schon längst verschwunden. Erst am Mittwoch meldete die Polizei einen Übergriff auf eine ältere Frau, die an der Prohliser Allee "Weltfriedensplakate" der Partei Die Linke aufhängen wollte.
Bei vielen Delikten spielt Alkohol eine Rolle
Dabei sei sie von drei Unbekannten bedrängt und daran gehindert worden, weitere Plakate anzubringen. Ein Plakat wurde heruntergerissen. Die Frau blieb unverletzt, zeigte den Vorfall aber an. Nun ermittelt die Polizei wegen Nötigung und Sachbeschädigung. Wird Prohlis immer gefährlicher?
Das Polizeirevier vor Ort teilt mit, dass es in diesem Jahr keine besondere Häufung gegenüber den Vorjahren gibt. Auch gebe es nicht mehr Anzeigen. "Ansammlungen größerer Gruppen sind im Zuständigkeitsbereich nichts Ungewöhnliches und bergen gelegentlich Konfliktpotential", ordnet Polizeihauptkommissar Stefan Grohme die Vorfälle ein. Schwerpunkte seien Treffpunkte an der Prohliser Allee, am Albert-Wolf-Platz sowie der Jacob-Winter-Platz samt Prohliszentrum.
Bei den Tätern lasse sich wiederum kein Schwerpunkt in verschiedenen Gruppen ausmachen. Sind es Deutsche oder Ausländer? Treten sie in Gruppen auf oder einzeln? "Die Tätergruppierungen spiegeln die ansässige Bevölkerung wieder", so Grohme. "Das heißt, darunter befinden sich sowohl Deutsche als auch Angehörige anderer Nationen."

Bei den meisten Delikten, bei denen die Polizei gerufen wird, handelt es sich um Ordnungswidrigkeiten, etwa, wenn sich Anwohner vom Lärm der Menschengruppen gestört fühlen. Auch bei Straftaten mit Körperverletzungen müssen die Polizisten häufiger einschreiten. "Vielmals erfolgen die Taten im Zusammenhang mit Alkoholkonsum", so Grohme.
Doch die Beamten werden auch anderweitig aktiv und reagieren auf die Vorfälle. So führten Polizisten Anfang Juli in einem größeren Einsatz mehrere Kontrollen in Prohlis durch und zeigten insbesondere auf der Prohliser Allee Präsenz. Dabei wurde neben dem Problem mit Alkohol ein weiteres Problem offenbar: Drogen. Sie werden auf dem Albert-Wolf- und Jacob-Winter-Platz an den Mann gebracht, die Täter zu fassen ist schwer. Tauchen Beamte auf, fliegen die Tütchen ins Gebüsch und die Dealer verschwinden. Auch bei diesem Einsatz fanden Beamte mehrere Cliptütchen mit Marihuana in den Büschen, die Besitzer konnten nicht ausfindig gemacht werden. Insgesamt 50 Menschen wurden kontrolliert und drei Platzverweise ausgesprochen. Gegen einen 28-jährigen Syrer wird ermittelt, weil er Gäste eines Cafés beleidigt hatte. (mit SZ/csp)