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Dresdens Innenstadt ist erst 2009 geschützt

Hochwasser. Im Herbst sollen an der Brühlschen Terrasse die ersten Schutzmauern entstehen. Doch es gibt Streit mit dem Denkmalschutz.

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Von Bettina Klemm

In den vergangenen Tagen war die Elbe um fast zwei Meter gestiegen – Alarmstufe 1 in Dresden. Nun gibt das Hochwasserzentrum Sachsen Entwarnung. „So können wir wieder ganz normal fahren“, sagt Michael Lohnherr, Chef der Sächsischen Dampfschiffahrt. Bei einem Pegelstand ab 3,80 Meter muss er die beiden Salonschiffe am Ufer liegen lassen. „Viel schlimmer als Hochwasser ist für uns Niedrigwasser“, sagt er.

Die Festung ist noch stabil

Das sieht Umweltamtsleiter Christian Korndörfer etwas anders. Für die meisten Schutzmaßnahmen sind zwar der Freistaat und die Landestalsperrenverwaltung zuständig. Die Stadt habe aber mit ihnen für die Innenstadt einen Vertrag geschlossen. Danach kümmert sich das Rathaus um den Bau der Wände gegen das Hochwasser und das Land bezahlt dies. „Spätestens 2009 könnten wir den Schutz der Innenstadt gesichert haben“, kündigt Korndörfer an.

Weil aber beim Hochwasserschutz fast immer in Eigentumsrechte eingegriffen werde, sei ein umfangreiches Planverfahren Voraussetzung. Für die Brühlsche Terrasse ist dies fast abgeschlossen. „Eine Festungsmauer war früher auch immer ein Schutz gegen den Fluss“, sagt Katja Schulz vom Umweltamt. Erst vor etwa hundert Jahren wurden zwei Durchgänge – die heutige Münzgasse und Brühlsche Gasse – durchbrochen. Doch die Fundamente seien noch heute stabil. Nun sollen die vorhandenen Mauern erhöht werden.

An den Torbögen zu den beiden Gassen lassen sich im Sandstein noch Einkerbungen erkennen, die unsere Vorfahren benötigt haben, um Schutzwände einzuschieben. Heute sollen für die mobilen Wände Schienen aus Edelstahl angebracht werden. „Doch der Denkmalschutz fordert eine Sandsteinverkleidung“, sagt Korndörfer. Bei einer Hochwasserkatastrophe koste es viel Zeit, diese erst abzumontieren. Prag und Köln hätten damit ähnliche Erfahrungen gemacht. Auch um die Ausführung der Schutzmauern vor dem Landtag gebe es noch Diskussionen mit den Denkmalschützern. „Ich werde kämpfen“, kündigt Korndörfer an. Er kennt die Konflikte gut. In seiner Seele kämpfen derzeit Hochwasser- und Naturschutz. So müssen für den Hochwasserschutz am Sauloch, unterstromig der Marienbrücke, die Wiesen abgegraben werden. Aber dort leben Biber. Korndörfer: „Jetzt steht die Frage, wie wir die zum Umziehen bewegen.“

Viele Wasserfronten

Trotz aller Probleme kann Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) auf beachtliche Erfolge in Sachen Hochwasserschutz verweisen. „Dabei haben wir beispielsweise anders als die Stadt Köln mit ihrem Rhein an vielen Wasserfronten zu kämpfen“, sagt er. Neben den Flüssen seien in Dresden rund 400 Bäche und die Grundwassergefahr zu beachten. Für die Beseitigung von Schäden an kleinen Gewässern, nur dafür sei die Stadt direkt zuständig, seien schon acht von zehn Millionen Euro verbaut. Allein am Kaitzbach habe die Stadt an 20 Stellen die Situation verbessert.

„Für die Prävention hat der Stadtrat 9,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, sind 1,5 Millionen verwendet“, sagt Hilbert. Montag hat er die Ausstellung „Alle in einem Boot“ zum Hochwasserschutz im World Trade Center (Kasten) eröffnet. „Auch vier Jahre danach darf die Jahrhundertflut nicht in Vergessenheit geraten“, fordert er.