Dresdens Not mit den Brückengeländern

Nicht nur Dresdens Brücken, sondern auch ihre Geländer sind weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt. Um den Unesco-Welterbetitel zu retten, wurden statt der geplanten normalen Straßenleuchten LED-Strahler in die Handläufe der Waldschlößchenbrücke gebaut. Statt zu strahlen fielen viele davon jedoch aus. Gleich auf doppelte Sicherheit setzte die Stadt an der Albertbrücke. Mit dem Doppelgeländer hatte sie zwar nicht alle Fachleute, aber viele Lacher auf ihrer Seite. Jetzt setzt die Stadt bei der seitlichen Begrenzung auf der Augustusbrücke ganz auf Tradition. Bei der Sanierung der Carolabrücke werden die Geländer sicherer. Wir geben einen Überblick:
Das Durchlässige: Stababstände größer als in der Norm vorgeschrieben

Die Carolabrücke ist mittlerweile 48 Jahre alt. Ab September dieses Jahres soll der erste der drei Brückenzüge saniert werden. Dabei bekommt dieser Teil auf der elbaufwärts liegenden Seite auch neue Geländer. Darüber hatte es bereits vor knapp fünf Jahren eine heftige Debatte gegeben.
Damals überquerte eine Mutter mit einem Kinderwagen und zudem mit ihrer zweijährigen Tochter an der Hand die Brücke. Plötzlich war das Kleinkind zum Geländer gesprungen und hatte den Kopf und den halben Körper hindurch gesteckt. Doch die erschrockene Mutter konnte die Kleine zurückziehen.
Die Vorschriften legen einen Abstand zwischen den Geländersprossen von maximal zwölf Zentimetern fest. An der 1971 fertiggestellten Carolabrücke sind es aber 14,5 Zentimeter. Für ältere Geländer gilt jedoch Bestandsschutz, hatte Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz damals erklärt. Bei der Sanierung bekommt die Carolabrücke schrittweise das Geländer mit der Höhe von 1,3 Metern und den vorgeschriebenen Stababständen, sagt er jetzt. Geplant sind dunkelgraue Füllstabgeländer. Dieser Brückenzug soll bis Oktober 2020 saniert werden. Danach kommt bis Ende 2021 der Mittelteil an die Reihe.
Das Traditionelle: Sandsteinbrüstungen werden wie zuvor wieder aufgebaut

Bereits seit zwei Jahren wird die Augustusbrücke saniert. Die im Bau befindliche, elbaufwärts liegende Seite soll noch im ersten Halbjahr saniert sein, die ganze Brücke im Sommer kommenden Jahres. Bei dem 1910 fertiggestellten Bauwerk setzt die Stadt ganz auf Tradition. Da sich am Brückenaufbau und damit an der Breite der Fußwege nichts ändert, ist das auch bei den Sandsteinbrüstungen nicht nötig, erläutert Koettnitz. Sie sind einen Meter hoch, aber auch sehr breit. Zudem stehen sie unter Denkmalschutz.
Die alten Sandsteine waren zu Beginn der Sanierung abgebaut, vermessen und nummeriert worden. So können sie derzeit originalgetreu wieder eingebaut werden. Kaputte Steine wurden repariert. Ist das nicht möglich, werden sie durch Sandstein aus der Sächsischen Schweiz ersetzt.
Das Doppelte: Spezialkonstruktion wurde zum Hammer der Woche

Heftig umstritten war das neue Doppelgeländer auf der Albertbrücke. Das entsprechend dem historischen Vorbild nachgebaute Geländer mit 500 gusseisernen Säulen war mit einem Meter neben dem kombinierten Geh- und Radweg nicht hoch genug. Es erfüllte der Stadt zufolge nicht die Sicherheitsstandards. Deshalb hatte sie eine schlichte, 30 Zentimeter höhere Stahlkonstruktion als zweites Geländer anbauen lassen. Selbst erfahrene Brückenfachleute waren schockiert. Sie hatten einfachere Lösungen vorgeschlagen, so Betonsockel unter dem alten Geländer. Viele Fernsehsender reagierten. Die NDR-Satiresendung Extra 3 nahm das Doppelgeländer in der Rubrik „Realer Irrsinn“ aufs Korn. Im ZDF-Länderspiegel schaffte es die Konstruktion in den „Hammer der Woche“.
Das Leuchtende: Immer wieder kaputte Brückenstrahler am Waldschlößchen

Die im August 2013 übergebene Waldschlößchenbrücke befindet sich zwar in einem guten Zustand. Eine große Schwachstelle hat sie aber: Die LED-Lichtleisten in den Handläufen fallen seit der Eröffnung immer wieder aus. Bisher sind laut städtischer Statistik bereits 426 der insgesamt 1 322 knapp einen Meter langen LED-Leisten an den Geländer-Innenseiten ausgefallen. Das ist etwa ein Drittel der Beleuchtung. Die störanfälligen Leuchten hatte die Firma Hess gebaut, die aber noch vor der Brückeneröffnung pleite gegangen war. Die von der Nachfolgefirma gelieferten Strahler halten länger. Vorzeitige Ausfälle habe es noch nicht gegeben, so Koettnitz.