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Darum hat Dresden ein Drogen-Problem

Crystal beschäftigt die Krankenhäuser der Stadt, aber auch das Jugendamt. Welche Dimensionen die Abhängigkeit erreicht hat.

Von Julia Vollmer
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Crystal ist eine Droge, die Dresden nach wie vor beschäftigt
Crystal ist eine Droge, die Dresden nach wie vor beschäftigt ©  Symbolbild: dpa/Arno Burgi

Dresden. Crystal Meth, auch Methamphetamin genannt, ist eine Droge, die Dresden nach wie vor beschäftigt. Chemisch wirkt sie wie Amphetamine, beide wirken aufputschend. Die Droge wird geschnieft, geraucht oder in die Venen injiziert.  Der Stoff verbreitete sich in Dresden, auch durch die Nähe zu Tschechien. Dort gibt es viele Drogenlabore. Konsumenten werden schnell abhängig. 

Wie groß ist Dresdens Crystal-Problem?

Alkohol ist Dresdens Problemdroge Nummer eins, aber auf Platz drei nach der Spielsucht folgt Crystal Meth. Auch wenn die Fallzahlen von Crystal-bedingten Krankenhausaufenthalten rückläufig sind, gibt es in Sachsen im bundesweiten Vergleich nach Thüringen und Sachsen-Anhalt noch immer eine der höchsten Falldichten. Es sind 32 Fälle je 100.000 Einwohnern. Bei den Suchtberatungs- und Behandlungsstellen waren 47 Prozent aller Patienten wegen Crystal Meth da. 

Laut Sozialarbeitern von der Treberhilfe ist Crystal auch dort noch immer ein Thema. Viele Obdachlose nehmen das, um wach zu bleiben und das Hunger- und Angstgefühl zu unterdrücken.

Auch im Dresdens Elbwasser konnte Crystal in den vergangenen Jahren nachgewiesen werden. Laut einer Studie etwa in den Abwässern vom Klärwerk Kaditz.

Wie viele Straftaten im Zusammenhang mit Crystal gab es?

Für 2018 meldet die Polizeidirektion Dresden insgesamt 2.455 Drogendelikte. 356 davon beziehen sich auf die Droge Crystal. 333 dieser Taten konnten aufgeklärt werden. Zu den letztgenannten Taten ermittelte die Polizei 307 Tatverdächtige. Eine Aufschlüsselung zu den einzelnen Taten ist laut Polizei nicht möglich, Zahlen für 2019 und 2020 gibt es noch nicht.

Als Straftaten im Zusammenhang mit Crystal stuft die Polizei unter anderem den Besitz von Betäubungsmitteln sowie Erwerb, Handel und Einfuhr ein. Auch der Suchtbericht der Dresdner Drogenbeauftragten widmet sich der Rauschgiftkriminalität. Im Jahr 2017 wurden in Dresden 2.818 Drogendelikte registriert. 2016 waren es nur 1.941 Fälle. Das entspricht einer Steigerung um 45,2 Prozent. Dieser starke Anstieg ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass erstmals 528 Fälle des Zolls in die Statistik einflossen. Der Anteil der Rauschgiftdelikte an der Gesamtkriminalität stieg damit von 3,3 Prozent auf 3,6 Prozent an. 

Wie groß ist das Crystal-Problem bei Schwangeren?

Immer mehr schwangere Frauen konsumieren illegale Drogen und schaden damit ihren Babys. Gab es 2007 drei Fälle, bei denen Kinder mit Schädigungen durch Drogenkonsum zur Welt kamen, sind es zehn Jahre später schon 39, so das Dresdner Gesundheitsamt auf Anfrage. Insgesamt gab es im Jahr 2017 fast 70 Krankenhauseinweisungen aufgrund von Schädigungen der Neugeborenen durch mütterlichen Drogenkonsum. Das entspricht etwa 30 Prozent der Diagnosen in ganz Sachsen.

Wie viele Dresdner mussten wegen Crystal-Konsums ins Krankenhaus?

Wenn man so will, eine gute Nachricht: Die Zahlen sinken etwas. Kamen im Höchstjahr 2014 noch 318 Fälle in die Kliniken, so waren es  2016 waren es 154 Personen. 2017 mussten 146 Dresdner in ein Krankenhaus eingeliefert werden, weil sie Crystal konsumiert hatten.

Wie viele Kinder mussten wegen drogensüchtiger Eltern aus den Familien raus?

Spricht man mit Sozialarbeitern, ist Crystal auch in der Dresdner Jugendhilfe und beim Jugendamt ein großes Thema. Viele Kinder müssen aufgrund einer Sucht der Eltern aus Familien geholt werden. Das Jugendamt differenziert bei den sogenannten Inobhutnahmen nicht zwischen einzelnen Drogenarten. Rauschgift war aber 2019 in 93 Fällen der Grund, Tendenz steigend.

Auch bei den Hilfen zur Erziehung, also wenn das Jugendamt Sozialarbeiter in die Familien schickt, wird Drogenkonsum als ein großes Thema wahrgenommen. Hier hat das Amt bisher nur Zahlen für 2017. „Belastungen von jungen Menschen durch Problemlagen der Eltern waren in 1.653 Fällen einer von meist mehreren Gründen für die Gewährung von Hilfen durch das Jugendamt“, heißt es aus dem Rathaus. Unter diesen Punkt fallen Probleme wie Abhängigkeit aber auch psychische Erkrankungen der Eltern infolge des Drogenkonsums.

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