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Dresdner Kleingärten begehrt wie noch nie

Die Corona-Krise treibt die Leute ins Grüne. Freie Gärten gibt es in Dresden kaum noch. Stattdessen werden die Wartelisten immer länger.

Von Henry Berndt
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In der Gartensparte "Alte Elbe" in Seidnitz stehen Günter Nowak und seine Freundin Freya Zatorski immerhin schon auf der Warteliste.
In der Gartensparte "Alte Elbe" in Seidnitz stehen Günter Nowak und seine Freundin Freya Zatorski immerhin schon auf der Warteliste. © Sven Ellger

Dresden. Für ihren Traum in Grün bräuchte es wenig: Nicht zu klein soll die Parzelle sein, wünschen sich Freya Zatorski und ihr Freund Günter Nowak. Und eine intakte Laube wäre schön. Außerdem sollte der Garten möglichst zu Fuß erreichbar sein. Dafür dürfte er gern auch ein paar Euro mehr kosten.

Von ihrer Drei-Raum-Wohnung in Tolkewitz aus kommen dafür allerdings nur drei bis vier Kleingartenvereine infrage. Und dort sieht es zurzeit so aus, wie in fast allen Dresdner Sparten in Zeiten von Corona: Es gibt kaum noch freie Parzellen und wenn, dann gehen die innerhalb von Tagen unter der Hand weg. 

"Wir suchen nun schon seit über einem Jahr nach einem Garten", sagt Freya. In der Sparte "Alte Elbe" stehen die beiden immerhin schon mal auf der Warteliste. Planungssicherheit bringt dem jungen Paar das allerdings auch nicht. Freya ist hochschwanger. Im Juli soll ihr Töchterchen zur Welt kommen, dem die beiden nur zu gern von Anfang an eine kleine grüne Oase bieten würden. Doch vorerst müssen sie sich gedulden, so wie Hunderte andere Dresdner, die mit ihnen auf der Suche sind.

"Besonders die größeren, sichtbaren Vereine verzeichnen gerade einen unendlichen Ansturm", sagt Frank Hoffmann, Vorsitzender des Stadtverbandes "Dresdner Gartenfreunde". Bei einigen Vereinen übersteige die Zahl der Anwärter auf den Wartelisten inzwischen schon die Zahl der Parzellen selbst.

Noch vor einem Vierteljahr habe es im Stadtgebiet ständig rund 80 bis 90 freie Gärten gegeben. Derzeit stehen gerade noch 20 auf der Liste, die vom Stadtverband gepflegt wird. Davon sind allein sieben in Hellerau und Klotzsche und fünf in der neuen Anlage "Aronia" in Großzschachwitz, in der naturnahes Gärtnern Voraussetzung ist. 

Kaum zu glauben, dass es auch in Dresden Zeiten gab, in denen die Sparten händeringend nach neuen Gärtnern gesucht haben und unzählige Parzellen brach lagen. Heute fehlt eine ganze Generation in den Anlagen und wenn die Alten die Kräfte verlassen, übernehmen ihre Enkel. 

"Im Frühjahr haben wir traditionell eine höhere Nachfrage, aber die Coronakrise hat die Entwicklung stark befördert", sagt Hoffmann. Besonders  bei jungen Familien mit Kindern registriere er einen hohen Bedarf.

Spartenchef Thomas Wiedemann vom Kleingartenverein Elbtal II erreichen gerade jeden Tag Dutzende Bewerbungen.
Spartenchef Thomas Wiedemann vom Kleingartenverein Elbtal II erreichen gerade jeden Tag Dutzende Bewerbungen. © Sven Ellger

Kein Wunder, dass die Nachfrage in Dresdens größter aber gleichzeitig wohl kinderfreundlichster Anlage Elbtal II in Leuben derzeit mit am stärksten ist. Täglich erreichen Vereinschef Thomas Wiedemann Dutzende Anfragen über E-Mail und Telefon. "Teilweise sind das richtige Bewerbungen mit Lebenslauf und Motivationschreiben." Helfen kann allerdings auch er derzeit nur den wenigsten Interessenten. Mehr als 30 Familien stehen auf der Warteliste.

Ausgebremst wurde die Weitervergabe von Parzellen in Dresden in den vergangenen Wochen wiederum durch die Corona-Krise, da weder Wertermittlungen noch Vorstandssitzungen möglich waren. Erst seit 20. April läuft die Verwaltungsarbeit wieder an.

"Manches wird sich nach der Krise wohl wieder relativieren", sagt Hoffmann. Wenn den Menschen erst wieder andere Möglichkeiten zur Erholung offen stünden, dann würden einigen womöglich die Pflichten im Kleingarten recht schnell wieder zu anstrengend werden. Schließlich seien Kleingärten nicht nur Orte zum in der Sonne liegen - sondern auch zum Anbau von Obst und Gemüse, das gepflegt werden will.

Freya Zatorski und Günter Nowak ist das bewusst und sie sind trotzdem weiterhin wild entschlossen, zum nächstmöglichen Zeitpunkt ihre Kleingärtner-Karriere zu beginnen. Vorerst müssen sie ihre Erd- und Stachelbeeren aber wohl weiter auf dem Balkon anbauen. 

Träumen wird doch aber erlaubt sein. Von einem schönen Grillplatz, vielleicht ein oder zwei Hochbeeten, einem Gewächshaus, einer Wiese und einem kleinen Pool. Natürlich alles im Rahmen der Kleingartengesetze. 

"Wir werden jetzt wohl noch häufiger durch die Gartenanlagen laufen", sagt Freya, "und hoffen, dass wir eines Tages mal Glück haben".

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