Von Sebastian Beutler
Als er nach zwölf Stunden und 20 Minuten am Sonnabend den Görlitzer Untermarkt erreicht, ist Hartmut Kohn nur glücklich. Im zweiten Anlauf ist es ihm gelungen, die etwas mehr als 100 Kilometer zwischen Dresden und Görlitz laufend zurückzulegen, auf den letzten Metern zwischen Reichenbacher Turm und Untermarkt hilft ihm seine neunjährige Tochter Leonie beim Ultra-Marathon.
Zusammen laufen sie über das Görlitzer Kopfsteinpflaster zum Rathaus, wo einige Laufenthusiasten Kohn begrüßen. Die Zuschauer mussten sich beeilen, um rechtzeitig an Ort und Stelle zu sein, denn Kohn erreicht das Ziel schon um 18.24 Uhr, neunzig Minuten früher als geplant.
Da lag ein optimaler Lauftag hinter dem 43-jährigen Koch aus Dresden, der aus Görlitz stammt und sich an der Neiße noch immer sehr wohl fühlt. Schon am Start um 6 Uhr in der Frühe am Sankt-Marien-Krankenhaus in Dresden-Klotzsche hatte sich der Regen der Nacht verflüchtigt. Und er holte den Läufer auch auf der Strecke nie wieder ein. „Das Wetter war perfekt“, konnte Kohn im Ziel nur sagen.
Der größte Gegner auf solch einem langen Kanten ist die Einsamkeit. Mitläufer sind da immer willkommen. Und so begleiten Freunde und Laufsportler ein ums andere Mal ein kurzes Stück Kohn auf seinem Weg. Nach dem Erfolg vom Sonnabend fühlt sich Kohn gerüstet für den nächsten 100-Kilometer-Lauf im Chiemgau. Er weiß jetzt, wie sich der Körper nach einem solchen Ultra-Marathon anfühlt. „Geschlafen habe ich in der Nacht zum Sonntag kaum. Immer, wenn ich mich umdrehen wollte, spürte ich meinen Körper“, berichtet er. Seine Frau freilich versüßte ihm diese Anstrengungen und überreichte Hartmut Kohn in Görlitz eine selbst gebackene Torte: „Hartmut, du hast es geschafft“, stand darauf. In Sahneschrift.