Von Jens Hoyer
Der Amselgrundbach hat die Bewohner der unteren Dresdner Straße gestern wieder in Angst und Schrecken versetzt. Als das Gewitter am Nachmittag niederging, schwoll das seichte Gewässer innerhalb von Minuten an. Durch die Stadt verläuft das Bächlein unterirdisch. Das Rohr konnte die Wassermassen nicht fassen. Sie stauten sich vor dem Einlauf an der Ziegelstraße und ergossen sich in Richtung Dresdner Straße. Dort stand das Wasser kniehoch, als die Feuerwehr kurze Zeit später eintraf. Die Männer hebelten zuerst die Straßeneinläufe heraus und gingen in der braunen Suppe dann auf die Suche nach den Gullideckeln. Erst als die entfernt waren, senkte sich der Wasserspiegel zusehends. Die Mannschaft des Fahrradsalons an der Ziegelstraße hatte es nicht mehr geschafft, einen wirksamen Schutz vor den Türen des Geschäfts und der Werkstatt aufzubauen. Etwa zehn Zentimeter stand die Suppe im Laden, Waren sind verdreckt, Maschinen beschädigt. Inhaber Frank Kehl denkt ernsthaft ans Aufhören. Dreimal habe der Laden allein im vergangenen Jahr unter Wasser gestanden. „Entweder hier kommt ein Hochwasserschutz oder wir entlassen die sechs Mitarbeiter und machen zu. Dafür vergrößern wie die Filialen in Leipzig und Dresden“, sagt er. Unter diesen Bedingungen könne man nicht arbeiten. „Man steht bei jedem Regen Gewehr bei Fuß. So ein Geschäft bekommt man auch nicht richtig dicht.“


Andere hatten mehr Glück. Bei den Häusern an der Dresdner Straße richtete das Wasser diesmal wenig Schaden an. Helfried Rabel stand vor dem Haus am tiefsten Punkt der Straße. „Am Garagentor hat es nur links und rechts ein bisschen reingedrückt.“ Im vergangenen Jahr stand der Bach dreimal im Haus. Dann kam noch die Mulde und setzte es einen Meter hoch unter Wasser. „Hier muss endlich mal was getan werden. Bei jedem Wolkenbruch haben wir das Wasser wieder. Früher hat es auch geregnet. Da ist nicht so schnell etwas passiert.“
Wer sich umschaut, der sieht, woher das Wasser kam. Breite Bahnen geschlämmter Erde ziehen sich von den Maisfeldern herunter, die bei Pommlitz großflächig angelegt sind. Die Pflänzchen sind jetzt erst ein paar Zentimeter groß. Die Pläne von einem Rückhaltebecken am Pommlitzbach ähnlich dem im Amselgrund will die Stadtverwaltung voranbringen. „Wir machen jetzt die Planung. Die muss erst fertig sein, bevor wir Fördermittel beantragen können“, sagte Oberbürgermeister Hans-Joachim Egerer (CDU), der sich den Schlam(m)assel an der Dresdner Straße selbst ansah.
Frank Kehls Mannschaft hat gestern vor den Eingangstüren vorsorglich Barrieren aufgebaut. Weitere Niederschläge sind gemeldet. Die Stadtverwaltung richtet einen Kontrolldienst ein, der bei Starkregen sofort die Dresdner Straße sperrt und die Gullydecken zieht, damit das Wasser schnell ablaufen kann. Große Laster sollen in diesem Fall von der Polizei um Döbeln herum geleitet werden, so Egerer.
Auch in Zschäschütz war die Feuerwehr gestern im Einsatz. Dort war Wasser von den Feldern in ein Grundstück gelaufen, sagte Ortswehrleiter Thomas Harnisch. Bei Marktkauf lief das Regenwasser nicht richtig ab und flutete den China-Imbiss im Vorkassenbereich.
In Waldheim waren fünf Mitarbeiter des Bauhofes unterwegs, um Unwetterschäden zu beseitigen. „Am schlimmsten war es auf der Kriebsteiner Straße“, sagt Bauhofchef Romeo Mroch. Von den Kellerbergen waren Schlamm und Wasser gekommen und mussten abgepumpt werden. Die Straße war am späten Nachmittag wieder befahrbar.
In Baderitz hat die Talsperrenverwaltung damit begonnen, aus Sicherheitsgründen Wasser aus dem Stausee abzulassen. Zurzeit führt die Große Jahna etwa 30 bis 40 Zentimeter mehr Wasser als normal. „In den Stausee läuft weniger Wasser rein als raus“, sagte der Zschaitzer Bürgermeister Immo Barkawitz (parteilos).