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Dresdner Vater soll sein Baby misshandelt haben

Der kaum vier Monate alte Junge wurde schwerst verletzt – durch Faustschläge und Schütteln. Der Angeklagte schweigt zum Prozessauftakt.

Von Alexander Schneider
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Der Deutsche Marek W. ist angeklagt, seinen vier Monate alten Säugling geschlagen und geschüttelt zu haben.
Der Deutsche Marek W. ist angeklagt, seinen vier Monate alten Säugling geschlagen und geschüttelt zu haben. © SZ/Alexander Schneider

Dresden. Was genau am 11. Juli 2017 in einer Wohnung in der Gamigstraße passiert ist, wird sich wohl nach drei Jahren niemals mehr klären lassen. Marek W. war an jenem Dienstag erstmals länger mit seinem kaum vier Monate alten Sohn alleine zu Hause. Seine Lebensgefährtin und Mutter des gemeinsamen Babys, die damals 21-jährige Nancy Ö., war wegen eines Krankenhausaufenthalts von ihrer Familie getrennt. Hat das Kind einfach nicht mehr aufgehört zu schreien und wurde deshalb zum Opfer massiver Gewalt?

Am Montag hat am Landgericht Dresden der Prozess gegen Vater W. begonnen. Die Staatsanwaltschaft macht den 28-jährigen arbeitslosen Maler für die Verletzungen des damals knapp vier Monate alten Babys verantwortlich. W. soll dem Säugling gegen 6 Uhr morgens mehrfach mit der Faust wuchtig auf den Kopf geschlagen und ihn mehrere Sekunden lang heftig geschüttelt haben. Weiterhin habe er bis gegen 17 Uhr nichts unternommen, um den Jungen ärztlich versorgen zu lassen, obwohl dem Angeklagten bewusst gewesen sei, wie dringend erforderlich eine Behandlung gewesen sei. Die Anklage wirft dem Mann nun, mehr als drei Jahre nach der Tat, Misshandlung von Schutzbefohlenen und gefährliche Körperverletzung vor.

Erhebliche Verletzungen

Die in der Anklage beschriebenen Verletzungen sind erheblich gewesen – aufgezählt werden unter anderem mehrere Schädelbrüche und Hirneinblutungen und eine 18 mal 14 Zentimeter große Weichteilschwellung auf der rechten Kopfhälfte. Das rechte Auge sei zugeschwollen gewesen. Der Junge lebt seit der Tat nicht mehr bei dem Paar, sondern in der Familie von W.s Bruder. 

Auch die Mutter des Babys war nach der Tat nicht in der Lage, sich zu kümmern – trotz schon vor der Tat engagierter Hilfe vom Jugendamt und einer Familienhelferin. W. und Ö. hatten wohl auch Drogenprobleme. Sie trennten sich nach der Tat. Wie es ihrem Kind heute geht und ob es mit Spätfolgen leben muss, blieb am Montag unklar.

Marek W. machte nur wenige Angaben zu sich, zu den Vorwürfen schwieg er ganz. Das Gericht hat neben weiteren Zeugen auch Nancy Ö. vernommen. Die heute 24-Jährige sagte, sie habe sich zunächst nicht erklären können, was passiert gewesen sein muss. Nachdem ihr eine Freundin von den Verletzungen berichtete, habe sie aus der Klinik ihren damaligen Lebensgefährten angerufen. Marek habe gesagt, das Kind sei „vom Wickeltisch gefallen“. Erst zu Hause sei ihr aufgefallen, dass das Bettchen, eine Wiege, „komplett durchgebrochen“ gewesen sei. Wenn Marek W. „keinen Bock“ gehabt habe, habe er sie den Säugling versorgen lassen. Dass er dem Kind etwas antut, habe sie sich zunächst jedoch nicht vorstellen können.

W.s Verteidiger Jürgen Saupe bezweifelte, dass die Wiege massiv beschädigt gewesen sei. Das zeigten die Fotos in der Akte nicht, sagte er. Die Wiege wurde mehrfach von Kriminaltechnikern begutachtet, was auch ein Grund dafür ist, warum die Anklage erst 2019 erhoben wurde. Die Schäden könnten den Angeklagten belasten. Vorerst sind fünf Verhandlungstage geplant.

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