Von Reiner Hanke
Pulsnitz. Telefonärger war mal ein Dauerbrenner. Um den ist es eher still geworden, aber es gibt ihn noch. Aus Pulsnitz meldete sich jetzt ein Leser. Drohbriefe habe er von der Telekom erhalten. So bitte er auch, seinen Namen nicht weiterzugeben, das sei ihm zu heiß. Im Übrigen sei er nicht der einzige Kunde, der momentan solche Drohungen erhalte. So zumindest fasst der Pulsnitzer die Briefe der Telefongesellschaft auf und spricht von einer Zwangsumstellung. Die werde den Kunden grundlos aufgedrückt und mit der Kündigung des bestehenden Vertrages und damit des Anschlusses gedroht, falls ein neuer Vertrag nicht akzeptiert werde. Was ihn vor allem wurme, so der Leser: „Warum ausgerechnet in einem noch nicht ausgebauten Gebiet dieser Druck aufgebaut wird.“ Die Telekom bringe etwas Neues auf den Markt und alle Kunden müssten nun folgen. Außerdem seien technische Ungereimtheiten in dem Schreiben.
Telekomsprecher Georg von Wagner will die Aufregung nicht so recht verstehen. Die Telekom modernisiere deutschlandweit ihre Technik und habe bereits die halbe Republik umgeschaltet. Georg von Wagner: „Sukzessive werden alle Kunden rübergehoben.“ Eben auch die in Pulsnitz. Die Umstellung auf Internettelefonie eine sogenannte digitale IP-Übertragungstechnik (Voice over IP) gehe nicht von einem Tag auf den anderen, soll aber bis 2018 abgeschlossen sein. Die Festnetztechnologie werde dann komplett abgeschaltet. Derzeit habe man zwei Technologien nebeneinander laufen. Die alte Technik sei zwischen 20 und 30 Jahre alt, verschlissen und es gebe immer weniger Ersatzteile. Zwei Systeme nebeneinander zu halten ist letztlich auch eine Kostenfrage. Da sich zumindest für einen Teil der Kunden mit dem Umbau die Geschäftsbedingungen ändern würden, seien neue Verträge nötig. „Kunden, die nicht wechseln möchten, dürfen wir nicht in das neue Netz bringen.“ Ohne neuen Vertrag gehe das nicht: „Wir müssen dann kündigen“, so von Wagner. Das sei keine Drohung, sondern die Telekom sei rechtlich verpflichtet, so vorzugehen. Der Vertrag könne nicht von einem Produkt handeln, dass nicht mehr angeboten werde, das wiederum sei rechtswidrig. Betroffen seien zum Beispiel alte ISDN-Anschlüsse. Für alle Kunden zum Beispiel, die nur einen Telefonanschluss nutzen ändere sich gar nichts. Diese Anschlüsse würden in der Vermittlungsstelle einfach umgeschaltet. Der Anschluss bleibe derselbe.
Andere haben bereits umgestellt
Die Kündigung durch den Anbieter ist offenbar auch aus Sicht von Verbraucherschützern legitim, lassen Rechtsexperten der Verbraucherzentrale in Berlin wissen. Der Vertrag mit einem Kommunikationsunternehmen sei wie jeder andere von beiden Seiten kündbar. Der Kunde könne wählen, ob er einen neuen Vertrag bei der Telekom abschließen oder den Anbieter wechseln will. Dann sollte die Mitnahme zu meinem neuen Anbieter der Nummer rechtzeitig beantragt werden. Denn eines stehe fest. Bei Vertragsende schalte die Telekom den Anschluss ab. Im Übrigen haben andere Firmen, wie Vodafone, 1&1 und O2 diese Umstellung bereits vollzogen. Am neuen Standard führt also selbst beim Anbieter kaum noch ein Weg vorbei.
Der Telekom-Sprecher betont noch einmal: Es würden bis 2018 alle Anschlüsse umgestellt, also auch dort, wo noch kein Highspeednetz anliege, wie in Pulsnitz. Man müsse zwei Dinge trennen. Diese Umstellung habe nichts mit der Geschwindigkeit der jeweiligen Leitung zu tun. Es ändere sich die Technologie im Hintergrund. Schrittweise für das gesamte Telekomnetz. Von Wagner versichert, dass der Preis derselbe bleibe oder möglicherweise sogar sinke. Überdies sei er auch gern zu einem persönlichen erklärenden Gespräch mit dem SZ-Leser bereit, bietet er an, falls es gewünscht werde.
Störungen im Netz
Durch die neue Technologie verbessere sich mit Sicherheit die Sprachqualität beim Telefonieren. Meist seien auch keine neuen Geräte nötig. Von Fall zu Fall könne das aber anders sein und ist zu prüfen. Eventuell muss ein neuer IP-fähiger Router gemietet werden. Verbraucherschützer sind dennoch etwas skeptisch. Sie sehen auch Nachteile. Telefonieren bei Stromausfall ist nicht mehr möglich, weil alles über einen Router läuft, der Strom braucht. Außerdem komme es bei Überlastungen manchmal zu Störungen beim Telefonieren, kritisieren Verbraucherschützer.
Falls in noch nicht mit Highspeed erschlossenen Regionen in den nächsten Jahren in schnellere Leitungen investiert werde – wie in Pulsnitz bis 2019 geplant – könne dann auch ein entsprechendes Leistungspaket gebucht werden. Der neue Standard mache weit höhere Netzgeschwindigkeiten als bisher möglich. Automatisch liege das schnelle Netz aber nicht an, der Kunde müsse selbst aktiv werden, so von Wagner. Die Telekom informiere in der Regel über die Medien, z. B. durch Zeitungs-Annoncen oder per Postwurfsendung. Gebucht werden kann per Hotline, im Internet oder bei Partnergeschäften vor Ort wie dem AR Telekom Partnershop in Kamenz auf der Bautzener Straße 34 a.