Droht dem Kreis das Filialsterben der Banken?

Die Nachricht war für den Bürgermeister eine Überraschung. Eine von der besonders schlechten Sorte. Aus der Zeitung erfuhr Jürgen Arlt, dass es die Volksbank in Weißenberg bald nicht mehr geben wird. Das Geldinstitut baut Ende März den Automaten ab. „Die Entscheidung macht uns nicht nur traurig, sondern wütend“, sagt der Bürgermeister.
Keine vier Jahre ist es her, da musste sich Arlt schon einmal mit dem Thema befassen. Damals baute die Volksbank Dresden-Bautzen ihre Filiale nahe des Marktes in eine Selbstbedienungsstelle um. Die Mitarbeiter gingen, der Automat blieb. „Mit viel Aufwand wurde der Standort umgebaut. Das kann nicht umsonst gewesen sein“, sagt Arlt. Er berichtet von älteren Kunden, die bald nicht wissen, wie sie an ihr Geld kommen, von einer schlechten Busanbindung zur nächsten Filiale, von langen Wegen. Nicht nur die Bürger seiner Stadt machen sich Sorgen. Auch andere Orte im ländlichen Raum sind betroffen. Vor allem im Kreis Görlitz dünnen die Geldhäuser ihr Filialnetz aus. So hat zum Beispiel die Volks- und Raiffeisenbank Niederschlesien seit 2012 ihren Bestand um ein Drittel gekürzt. Die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien betrieb im Jahr 2011 noch 45 Filialen. Bis 2020 wird diese Zahl auf 31 schrumpfen.
Auch Bretnig verliert ein Geldhaus
Neben Weißenberg gibt es im Landkreis Bautzen noch einen Fall. Ab April legt die Volksbank Filialen in Großröhrsdorf und Bretnig zusammen. Alle Kunden werden dann in Großröhrsdorf betreut. Sprecher Thomas Lohse erklärt, wie es zu Veränderungen kommt. „Wir prüfen das Filialnetz unter kaufmännischen Gesichtspunkten permanent“, erklärt er. In Großröhrsdorf habe man die Kunden rechtzeitig informiert. Zu Weißenberg sagt er: „Die Entscheidung deutete sich seit längerer Zeit an, da der Standort nur sehr unterdurchschnittlich genutzt wurde.“ Zudem verweist Lohse darauf, dass die Kunden in einigen Supermärkten Geld abheben können. In Weißenberg ist das im Penny-Markt möglich, erklärt der Bürgermeister, betont aber auch, dass dies nicht mit einer SB-Stelle vergleichbar ist.
Ist das erst der Anfang? Werden jetzt noch weitere Filialen im Kreis Bautzen schließen? Nein, sagt der Sprecher der Volksbank. Um andere kleine Standorte zu bewahren, ändert das Geldinstitut an einigen Orten die Öffnungszeiten. Das heißt, ein Teil der Bankfilialen bleibt seit Jahresbeginn mittwochs für den Service geschlossen. Diese Tage stehen aber für die Kundenberatung zur Verfügung. „Die Maßnahme unterstützt die Wirtschaftlichkeit der Standorte“, erklärt der Sprecher des Unternehmens.
Nicht alle Banken schließen Filialen
Es gibt aber auch gute Nachrichten. Vom großen Filialsterben wie im Raum Görlitz kann man im Landkreis Bautzen nicht sprechen. In den vergangenen fünf Jahren hat die Volksbank Dresden-Bautzen in der Region nur einen einzigen Standort aufgegeben – Anfang 2017 wurde der Bankautomat in der Gemeinde Kubschütz abgebaut.
Bei der Kreissparkasse Bautzen gab es in den letzten Jahren ebenfalls nur eine Schließung. „Die Anzahl unserer SB-Standorte verringerte sich von 20 auf 19“, erklärt Sprecherin Katrin Ritscher. Die Zahl der Filialen ist mit 23 konstant geblieben. Zwar beobachte man das Verhalten der Kunden an den einzelnen Standorten genau, Veränderungen seien aktuell aber nicht geplant.
Ein positives Signal kommt auch von der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, die unter anderem rund um Radeberg vertreten ist. „Wir haben in den letzten fünf Jahren keine der 100 Filialen geschlossen und da ist auch nichts in Vorbereitung“, sagt der Unternehmenssprecher Andreas Rieger.