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Duell mit Spargel und Blumengesteck

Zwei Azubis aus dem Hotel „Best Western“ wollen es wissen. Sie kämpfen um den Landesmeistertitel der Auszubildenden.

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© Thorsten Eckert

Von Miriam Schönbach

Normalerweise treffen Paul-Martin Hahn und Diana Ollhoff nur selten im Restaurant des „Best Western“ mit bestem Blick auf den Reichenturm aufeinander. Schließlich schwingt der 19-Jährige in der Küche des Hotels den Kochlöffel, während sich die 23-Jährige meistens um an- und abreisende Gäste kümmert. Am Wochenende aber werden die beiden Auszubildenden gemeinsam nach Einsiedel bei Chemnitz aufbrechen. Dort sucht der Hotel- und Gaststättenverband Sachsens talentierteste Lehrlinge. Diesen Titel würden Koch und Hotelfachfrau gern nach Bautzen holen.

Doch sie wissen: Die Konkurrenz schläft nicht, aber kocht auch nur mit Wasser. Paul-Martin Hahn schiebt sich seine Kochmütze auf den kurzen Haaren zurecht. „Beim Wettbewerb treten die Besten der Besten an. Ich hoffe einfach, dass Spargel im Warenkorb ist“, sagt der gebürtige Nieskyer. Er beginnt seine Lehre vor drei Jahren im Vier-Sterne-Hotel in Bautzen. Die Leidenschaft für den Beruf des Kochs entdeckt er allerdings schon eher. Mit zwölf Jahren stellt er sich zum ersten Mal an den Herd. Einen Braten will er ausprobieren. Der erste Versuch geht ein wenig daneben. Die Familie isst tapfer seine Kreation. Danach übt er mit Nudeln und ein paar einfacheren Gerichten. Diese holprigen Anfänge bestärken Paul-Martin Hahn aber. „Ich mag die Vielseitigkeit und Kreativität dieses Berufs. Ich könnte mir nicht vorstellen, hinter einem Computer zu sitzen“, sagt er. In seinem ersten Lehrjahr beginnt er wie jeder andere Auszubildende auch mit den sogenannten Zuarbeiten, das heißt Kartoffeln schälen, Zwiebeln pellen, für das Frühstück Rühr- und Spiegelei oder Käse-Wurst-Platten zubereiten. Mancher seiner zukünftigen Kollegen verliert in dieser Zeit die Lust, auch weil sie falsche Vorstellungen mitbringen. Der Koch-Azubi lässt sich davon nicht beirren.

Paul-Martin Hahn überlegt kurz: „Ich habe auch Glück gehabt. In großen Hotels geht man vielleicht eher unter, hier wurden wir an die Hand genommen. Es herrscht fast eine familiäre Atmosphäre.“ Genau diese Stimmung gefällt auch Diana Ollhoff. Die gebürtige Bremerin kommt vor drei Jahren aus dem hohen Norden nach Bautzen, weil ihr Freund hier wohnt. Sie sucht nach dem Abitur nach einem flexiblen und vielseitigen Beruf und landet im Hotel. Ganz schnell wird sie in die alltäglichen Arbeiten einbezogen und kümmert sich als angehende Hotelfachfrau um die Akquise der Gäste genauso wie um die Buchhaltung oder einfach nur die freundliche Auskunft an der Rezeption.

Nach drei Jahren Ausbildung haben Paul-Martin Hahn und Diana Ollhoff ihren Platz im Beruf gefunden. „Ich arbeite derzeit im Verkauf und werde nach dem Ende meiner Ausbildung in dieser Abteilung hier anfangen. Bestimmt zieht es mich aber irgendwann weiter“, sagt die angehende Hotelfachfrau. Der künftige Koch hat sich inzwischen mit dem Braten angefreundet. Lieber kümmert er sich um die Beilagen. Die Farben der Gemüsesorten inspirieren ihn, gern kreiert er Salate und überlegt sich Neues für das Catering. Neben den beiden lernen derzeit noch elf weitere Auszubildende im Best Western. Im größten Hotel der Oberlausitz beendeten seit 1998 insgesamt 80 Lehrlinge erfolgreich ihre Ausbildung in den Berufen Hotelfachmann, Restaurantfachmann und Koch.

Dieses Ende ihrer Berufsausbildung haben die beiden Wettbewerbsteilnehmer fest im Blick. „Wir haben uns beworben, weil es eine perfekte Vorbereitung für unsere Prüfung im Juli ist, gleichzeitig kann man zeigen, was man kann“, sagt Paul-Martin Hahn. Seinen Wunsch-Warenkorb – daraus muss er am Prüfungstag in drei Stunden ein Drei-Gänge-Menü zaubern – für seinen Abschluss hat er bereits eingereicht. Der Tomatenmousse als Vorspeise will er eine Forelle „Florentiner Art“ mit Schlosskartoffel folgen lassen. Zum Schluss gibt es dann Panna Cotta mit einem Cassispüree. – Eine ähnliche Aufgabe erwartet ihn bei der Jugendmeisterschaft – allerdings kennt hier der Koch die Zutaten noch nicht. Spargel könnte wegen der Saison dabei sein. Dazu kommt ein theoretischer Teil. Währenddessen wird Diana Ollhoff zeigen, was sie in den vergangenen drei Jahren gelernt hat. „Nach dem schriftlichen Teil gibt es ein Rezeptionsgespräch, vielleicht auf Englisch. Zudem müssen wir einen Tisch eindecken, servieren und ein Blumengesteck anfertigen“, sagt sie ohne Aufregung. Das Turnierfieber wird wohl später kommen. Schließlich buhlen in jeder Berufsgruppe elf Kandidaten um den begehrten Pokal. Den Siegern winkt das Ticket für den Bundeswettbewerb.

Paul-Martin Hahn und Diana Ollhoff müssen zurück in ihre Abteilungen. Auf den angehenden Koch warten die ersten Mittagsgäste, auf die Hotelfachfrau noch ein paar Angebote für Gruppen. „Ich habe meinen Traumberuf gefunden. Doch nach der Lehre zieht es mich in die Welt, um neue Kochideen zu sammeln. Sicherlich gehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagt der Wahl-Bautzener. Dann verschwindet er in der Küche und Diana Ollhoff geht die Treppe hinunter ins Büro. Für die tolle Aussicht mit Reichenturm haben sie jetzt keinen Blick mehr.