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Bauern fürchten drittes Dürrejahr in Folge

Fehlender Regen bereitet den Landwirten im Landkreis Bautzen Sorgen. Hinzu kommen diesmal noch ganz andere Probleme.

Von Tilo Berger
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Stefan Triebs steht bei Bautzen in einem Rapsfeld der von ihm geleiteten Saritscher Agrar Gesellschaft. Die Ölfrucht bräuchte jetzt dringend Regen – und nicht nur sie.
Stefan Triebs steht bei Bautzen in einem Rapsfeld der von ihm geleiteten Saritscher Agrar Gesellschaft. Die Ölfrucht bräuchte jetzt dringend Regen – und nicht nur sie. © Archivfoto: SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Und wieder fiel kein Tropfen vom Himmel. Stefan Triebs kneift die Augen zusammen und schaut in Richtung Abendsonne. Die lässt auch für den nächsten Tag keinen Regen vermuten. Dabei würde der so dringend gebraucht. Ein richtig schöner Landregen gefiele nicht nur dem Geschäftsführer der Saritscher Agrar Gesellschaft bei Bautzen. Sondern allen Landwirten, weiß Triebs als ehrenamtlicher Vorsitzender des Regionalbauernverbandes Westlausitz.

Er weiß aber auch, es hilft keinem, jetzt in Panik zu verfallen. Zum Vorbild genommen hat er sich deshalb die britische Königin Elizabeth II. und ihr Motto: „Never explain, never complain“. Erklär dich nicht, beschwer dich nicht – das übersetzt Stefan Triebs für die Bauern so: Ruhig bleiben und weitermachen. Weitermachen im wahrscheinlich dritten Dürrejahr nacheinander.

Dabei fing 2020 gar nicht so schlecht an, findet Triebs. „Wir hatten im Februar die doppelte Wassermenge wie sonst üblich, das hat uns bis Mitte März optimistisch gestimmt und die Felder waren im oberen Bereich ausreichend mit Wasser versorgt. Aber seit der Zeit fehlen die üblichen Niederschläge und in tieferen Schichten sind keine Reserven mehr.“ Dabei ist vor allem im Norden des Landkreises der Raps schon voll ausgewachsen und bräuchte jetzt ganz viel Wasser, wie auch der Roggen. Doch dieses Wasser fehlt.

Tierfutter wird knapp

Nicht nur beim Getreide droht erneut eine schlechte Ernte, die dritte in Folge. Auch Tierhalter sorgen sich um Nahrung für ihr Vieh. „Viele Milchviehalter haben sich das wenig geerntete Futter aus den vergangenen zwei Jahren gut eingeteilt, damit es bis zum ersten diesjährigen Futterschnitt reicht“, sagt Stefen Triebs. Wenn dieses Futter jetzt nicht wie erhofft kommt, „dann wird es bei vielen eng“, weiß der oberste Landwirt des Landkreises.

Dass die Dürre auch in diesem Jahr kommen kann, liegt für das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung auf der Hand. Täglich aktualisiert das Institut in Leipzig seinen Dürre-Monitor. Und da bekam die Oberlausitz bereits die Einstufung „außergewöhnliche Dürre" als die höchste von insgesamt fünf Trocken-Klassen. Im Boden sei nur noch die Hälfte der sonst verfügbaren Wassermenge vorhanden.

Als wäre diese Sorge nicht genug, kommen für die Landwirte in diesem Jahr noch einige mehr dazu. Stefan Triebs spricht von einer „sehr brisanten Gemengelage, die unsere landwirtschaftlichen Betriebe in den Schwitzkasten nimmt“. Die Corona-Krise wirbelt gerade die landwirtschaftlichen Märkte durcheinander. Zum Beispiel bei Milch und Milchprodukten. Da wurde sonst viel exportiert, doch das ist im Moment kaum noch der Fall. Und der Absatz im Inland stockt. Die Folge: Der Milchpreis droht noch weiter abzustürzen. Auch die Preise für Schweine- und Rindfleisch gehen zurück.

Manches Obst und Gemüse wird auf den Feldern oder an den Bäumen bleiben, weil ausländische Erntehelfer und auch die Nachfrage im Inland fehlen. Gastronomen und Schulküchen kaufen viel weniger Obst und Gemüse als sonst. Triebs weiß von Kartoffelproduzenten, die auf ihrer Ernte von 2019 sitzenbleiben, weil die Schälküche keinen Absatz mehr hat. So greift eins ins andere. Hinzu kommt: Wer jetzt von Kurzarbeitergeld leben muss – und das betrifft Zehntausende -, greift dann beim Einkauf eher zur Billig-Konserve als zum frischen, aber teureren Obst und Gemüse aus der Heimat.

Schweinepest kommt näher

Und aus eigener Erfahrung weiß der Chef der Saritscher Agrar Gesellschaft, dass auch die Kosten für Desinfektionsmittel, Masken, Gummihandschuhe und ähnliches in diesen Wochen steigen. Solche Betriebsmittel aber werden zum Beispiel in den Ställen gebraucht. „Mit der Afrikanischen Schweinepest steht zehn Kilometer vor der deutschen Grenze die nächste unkalkulierbare Situation vor der Haustür“, schwant Triebs nichts Gutes.

Torsten Krawczyk als Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes kennt die Nöte der Landwirte. Auch wenn er noch von einer Trockenheit und keiner Dürre spricht, „schauen wir doch sorgenvoll auf das Wetter". Fällt weiterhin kein Tropfen vom Himmel, wird eine Dürre immer wahrscheinlicher. Darauf bereitet sich der Landesbauernverband jetzt vor. Wie Torsten Krawczyk erläutert, finden bereits Absprachen mit den entsprechenden sächsischen Ministerien statt. Dabei geht es nicht nur darum, genügend Futter in den Ställen zu haben, sondern auch um eine wirtschaftliche Absicherung der Betriebe.

Doch Stefan Triebs ist skeptisch: „Ob und inwieweit der Staat gewillt ist, den Landwirten finanziell unter die Arme zu greifen, bleibt abzuwarten in einer Zeit, in der die gesamte Wirtschaft Hilfe braucht.“ (mit SZ/sg)

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